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Wie es ist, wenn Vater und Sohn beim Kinderarzt auf anarchische Hengste, knutschende Chefs und Toiletten-Geständnisse stoßen. Steinleitners Woche – dieses Mal extrem weltbewegend.

Stuhlbeine, Zungen, sündige Weihnachtsfeiern – Steinleitners Woche diesmal direkt vom stillen Örtchen

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Stuhlbein heißt kein einziger Held in einem vernünftigen Roman

Die vergangene Woche war sehr aufregend. Ich besuchte mit meinem Sohn den Kinderarzt, wo wir mit dem Doktor über dies und das sprachen. Als wir wieder im Auto saßen, fragte mich mein Sohn, warum wir dauernd über sein Stuhlbein gesprochen hätten; er habe kein Stuhlbein, nicht in der Toilette und auch sonst nirgends. Es sei ihm wahrlich schwergefallen, uns alten Männern zuzuhören wie wir über Stuhlbeine gesprochen hätten – ob man denn dafür zum Kinderarzt gehen müsse? Hätten wir über Tischbeine gesprochen, meinte mein Sohn, hätte er zumindest insoweit zu unserem Diskurs beitragen können, als dass Emil Tischbein ein berühmter, von Erich Kästner verewigter, literarischer Held sei, welcher die Sicherung eines Geldscheins gegen Diebstähle mithilfe einer simplen Nadel erfunden habe. Aber Stuhlbein heiße seines Wissens kein einziger Held in keinem einzigen vernünftigen Roman.

Ich erläuterte meinem Sohn, dass wir nicht über Stuhlbeine, sondern über Stuhlgänge parliert hätten und dass es sich bei einem Stuhlgang um eine Ausscheidung handle. Mein Sohn fand, dass dies eine dämliche Bezeichnung für eine gewöhnliche menschliche Verrichtung sei.

Komischer Gaul – der Streit zwischen einer Jessica und einem Freiherrn

Im Wartezimmer war mir eine alte Zeitschrift in die Hände gefallen. Darin las ich von dem Pferd „Figaro von Nymphenburg“, welches sich eine gewisse Jessica für 75.000 Euro gekauft hatte. Kurze Zeit später sei das Tier praktisch wertlos gewesen, stand da. Der Grund: Der an sich stattliche Hengst – er wurde mit Adjektiven wie „kraftvoll“, „elegant“ und „souverän“ beschrieben – hatte die Angewohnheit, Preisrichtern die Zunge rauszustrecken. Frau Jessica fand, dass ein Pferd, das 75.000 Euro kostet, bessere Manieren haben sollte. Sie fühlte sich arglistig getäuscht von Helmut Freiherr von Fircks. Der habe nämlich stets, wenn sie zum Pferdgucken gekommen sei, dem Hengst das Maul zugebunden, so dass die Zunge nicht rauskonnte. So habe sie, also die Jessica, die Unart des Gauls nicht erkennen können. Jessica und Helmut Freiherr von Fircks einigten sich dann darauf, dass das unhöfliche Pferd bei Jessica bleiben sollte, Helmut Freiherr von Fircks aber 17.500 Euro an Jessica zurückzahlte. 57.500 Euro für ein Wesen, das die Zunge rausstreckt ist immer noch viel Geld, finden mein Sohn und ich. Wobei man sagen muss, dass man einen Mick Jagger auch nicht umsonst bekommt.

Die Etymologie des Begriffs „Stuhlgang“ fasziniert Vater und Sohn

Als wir zuhause waren, hatten wir die Geschichte von dem Pferd schon ganz vergessen. Aber der Stuhlgang spukte noch in unseren Köpfen herum. Daher konsultierten wir Wikipedia und erfuhren, dass das Wort für den Gang zum Leibstuhl steht, einem Stuhl mit eingebautem Nachttopf zur Aufnahme der Fäkalien. Der Leibstuhl wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts, als sich die Toiletten meist noch außerhalb des Hauses befanden, dazu benutzt, den Stuhlgang in den eigenen vier Wänden zu erledigen.

Sündenpfuhl Weihnachtsfeier: Es kommt permanent zu Zungenküssen

Nachdem wir diese zentrale sprachkundliche Frage für uns geklärt hatten, mussten mein Sohn und ich erstmal. Er ging auf die Toilette oben, ich unten. Neben dem Klo lag eine weitere interessante Fachzeitschrift, deren Beitrag über Weihnachtsfeiern sofort meine volle Aufmerksamkeit absorbierte. Seine These: Weihnachtsfeiern seien Sündenpfuhle, denn dort werde mit Kollegen geknutscht und es komme permanent zu One-Night-Stands mit Chef und Chefin.

Ich war angesichts dieser Aussicht derart konsterniert, dass ich auf die Lektüre des auch wichtigen Aufsatzes „So reinigen Influencer, Stil-Vorbilder & Trendsetter ihre Kleidung!“ verzichtete und rasch ein Abwehrkonzept für alle kommenden Weihnachtsfeiern entwickelte. Hier meine Empfehlung: Tritt Ihnen Ihr Chef oder Ihre Chefin auf einer sündigen Weihnachtsfeier mit Kussmund entgegen, strecken Sie einfach hengstmäßig die Zunge raus. Sollte dies nicht helfen, können Sie einen dringend zu erledigenden Stuhlgang vortäuschen.

Meinen Sohn möchte ich mit derlei Erwachsenenproblemen nicht belasten. Soll er mal lieber seine Energie aufs Lesen verwenden. Neben Erich Kästner stehen bei ihm gerade die neuen Bände von Miles & Niles und Rico & Oskar von Andreas Steinhöfel hoch im Kurs.

P.S.: Wenn man in verschiedene Suchmaschinen die Suchbegriffe „Star kackt“ eingibt, bekommt man verschiedene Ergebnisse. Die eine Suchmaschine liefert ausschließlich Treffer zu „Stars nackt“. Die andere beeindruckt mit einer Retrospektive auf das „Toiletten-Geständnis“ von „Bachelor-Star“ Sarah Nowak. Sarah Nowak ist bekannt als Playmate und Ex-Nikolaus von Big Brother. Ihr „Toiletten-Geständnis“ ist keinen Stuhlgang wert.

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/joerg-steinleitner/" target="_self">Jörg Steinleitner</a>

Jörg Steinleitner

Geboren 1971, studierte Jörg Steinleitner Jura, Germanistik und Geschichte in München und Augsburg und absolvierte die Journalistenschule. Er veröffentlichte rund 25 Bücher für Kinder und Erwachsene. Steinleitner ist seit 2016 Chefredakteur von BUCHSZENE.DE und lebt mit Frau und drei Kindern am Riegsee.

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