Tom ist ein prominenter Moderator, als seine Mutter dement wird
Tom Monderath ist die Hauptfigur in Susanne Abels Roman „Stay away from Gretchen“ und er ist der wohl bekannteste Nachrichtenmoderator Kölns. Er genießt einen guten Ruf, auch außerhalb Deutschlands, und hat aufgrund seiner charmanten Art viele Fans. Doch im Privatleben ist Tom alles andere als sympathisch oder erfolgreich. Er hat kaum Freunde, wechselnde Frauenbeziehungen und eckt mit seiner direkten und oftmals verletzenden Art bei vielen Menschen an. Zudem ist Tom total fixiert auf seine Karriere und stellt alles andere hinten an – so auch die Bedürfnisse seiner Mutter Greta. Doch als diese unerwartet an Demenz erkrankt, ist Tom gezwungen sich um Greta zu kümmern und viel Zeit mit ihr zu verbringen.
Ein Foto weckt Toms Interesse – es zeigt ein schwarzes Kind
Als Gretas Demenz immer mehr voranschreitet, beschließt Tom seine Mutter in einer Seniorenresidenz unterzubringen. Er beginnt daher Gretas Hab und Gut auszusortieren und stößt dabei auf Fotos aus Gretas Vergangenheit. Ein ganz besonderes Foto weckt sein Interesse: Es bildet ein kleines, dunkelhäutiges Mädchen ab. Tom spricht seine Mutter auf die Fotos an und obwohl Greta sich sehr schlecht an Ereignisse der jüngsten Vergangenheit erinnern kann, ist die Vergangenheit in ihrem Gedächtnis ziemlich präsent. Und so erzählt sie.
Greta erinnert sich an ihre Kindheit zwischen Flucht und Krieg
Greta ist ein junges Mädchen, als Hitler an die Macht kommt. Gemeinsam mit ihrer Mutter, Schwester und dem Großvater flieht sie aus Ostpreußen, während der Vater an der Front kämpft. Die Flucht empfindet Gretas Familie als traumatisch. Umso glücklicher ist man, nach dem Krieg in Heidelberg einen festen Wohnsitz zu finden. Doch auch in der amerikanischen Besatzungszeit wird die Familie immer wieder mit neuen Problemen und Ausgrenzungen konfrontiert. Eines Tages begegnet Greta dem jungen afroamerikanischen Soldaten Bob und entgegen aller Warnungen verlieben sich die beiden ineinander. Doch soll diese Liebe keinen Bestand haben. Was es genau mit den Fotos von dem kleinen Mädchen auf sich hat, darüber will Greta ihrem Sohn nichts Näheres erzählen. Deshalb nimmt Tom auf eigene Faust die Recherche auf und muss sich dabei nicht nur mit dem früheren Leben seiner Mutter beschäftigen, sondern sich auch die Frage stellen, was er von seiner eigenen Zukunft erwartet.
„Stay away from Gretchen“ ist ein Roman voller großer Gefühle
Susanne Abels Roman „Stay away from Gretchen – Eine unmögliche Liebe“ basiert auf zwei Handlungssträngen: Der eine begleitet die Leser*in Tom durch sein Leben und erzählt von seinen Sorgen um die Mutter; der andere Handlungsfaden kreist um Gretas Kindheit und Jugend während der Kriegs- und Nachkriegszeit. Beide Erzählstränge sind ergreifend und zutiefst berührend. Dennoch ist die Handlung auch immer wieder gespickt mit unterhaltsamem Humor. Am Ende finden beide Handlungsfäden zu einer berührenden Familiengeschichte zusammen und ergänzen sich so zu einem runden Ganzen. „Stay away from Gretchen – Eine unmögliche Liebe“ ist ein Roman voller großer Emotionen, aber ganz ohne Kitsch. Eine Geschichte, die ernste Themen respektvoll behandelt und daher lange nachwirkt.
Susanne Abels erinnert uns daran, wie wichtig Familie im Leben ist
Neben Gretas Flucht aus Ostpreußen und den unfassbaren Verbrechen, die die junge Frau miterleben muss, werden auch die ständige Angst um den Vater sowie dessen Wesensänderung nach der Kriegsgefangenschaft authentisch und glaubwürdig beschrieben. Ich hatte beim Lesen oftmals Gänsehaut. Vor allem die Suche nach den „Brown Babies“ ist ein Kapitel der deutschen Nachkriegszeit welches mir so nicht bewusst war und mit dem ich in diesem Roman zum ersten Mal konfrontiert wurde. Ich bin begeistert wie packend, mitreißend und respektvoll Susanne Abel dieses Thema aufarbeitet und wie es ihr gelingt, diese erschütternde Thematik dennoch mit einer Prise Humor zu verbinden. Dieser Roman ist der Beweis dafür, dass es sich lohnt, an bestimmten Erinnerungen festzuhalten und dass Familie das Wichtigste ist, was man im Leben hat.
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