ISBN 978-3-95720-344-1

ca. 250 Seiten

€ 14,00

Birgit Hufnagl erfindet fröhlich gereimte Geschichten. Im Interview erzählt die Dichterin von ihren Helden Doktor Sommer und Frau Winter sowie von sich selbst.

Ein heiteres Gespräch mit der Poetin Birgit Hufnagl über ihr neues Buch „Sommer & Winter im Dienst“

Sommer und Winter im Dienst

Frau Hufnagl, die meisten Ihrer Gedichtbände – auch der neueste „Sommer & Winter im Dienst“ kreisen um zwei Figuren – um den Arzt Sommer und die Haushaltshilfe Winter. Wie kamen die beiden in Ihre Bücher?

Die Bravo hat den Doktor Sommer. Eines schönen Sommertages dachte ich bei einer längeren Radausfahrt: Was wäre jetzt, wenn der Doktor Sommer eine Haushaltshilfe hätte, die Winter heißt. Und wenn ich die beiden dann gereimte Abenteuer erleben ließe? – Ja, so hat sich das ergeben.

Ihre Reime sind ja in jedem Sommer-und-Winter-Band von A-Z sortiert …

Genau, und ich überlege mir jeden Tag aufs Neue, welches Wort ich ‚bereime‘. Mit einer kleinen Geschichte, in der die beiden natürlich die Hauptrollen ‚ums Wort herum‘ spielen.  

Obwohl das Buch „im Dienst“ heißt, ist da auch viel von Freizeitfreuden wie Camping, Baden und anderen sommerlichen Freuden die Rede. Sie sind ein Draußenmensch – stimmt’s?

Stimmt absolut! Das Bewegungsgen wurde mir vererbt.

Es gibt Sommer und Winter nicht nur gereimt, sondern auch gezeichnet. Wer malt diese fröhlichen Bilder?

Die Titelbilder zeichnet die Illustratorin des net-Verlages. Ich schreibe dazu nur ein paar Sätze, wie ich mir das Bild so vorstelle. Sie setzt das so gelungen um! Die Verlagsleiterin Maria Weise und ich, wir sind da beide am Staunen und Loben.   

Das Konzept Ihrer Lyrik ist es – so scheint es – mit jedem Gedicht um einen Begriff zu kreisen; das kann das Wort „Montag“ sein oder der „Fuß“ oder das „Wunder“. Um diese Begriffe herum dichten Sie eine Geschichte, die sich reimt und den jeweiligen Begriff möglichst häufig verwendet. Wie kommt man auf so was?

Meine ersten Reimbücher kreisten ‚nur‘ um Begriffe. Um Worte. Um Berufe – ich wollte mir etwas Neues ausdenken und kam dann eben, wie in der Antwort auf die erste Frage beschrieben, auf die Idee. Es war, ehm, beim Radeln auf einer langweiligen Geraden im Wald.  

Gibt es Menschen, die Sie und Ihre Lyrik ein bisschen verrückt finden?

Verrückt nicht. Ich bin in München und drumherum mit ‚Reimkabarett‘ auf Bühnen aufgetreten. Ein Moderator war recht begeistert und ich durfte öfter auftreten. Er sagte zum Publikum vorab stets ‚Obacht, bei der reimt sich’s mitten im Satz!‘ Er kündigte mich auf der Tafel vor der Bühne als ‚Reimkönigin‘ an. Das fand ich natürlich sehr nett. Und ich übte. Und im Netz ‚geistern‘ zehn professionell gemachte Videos der ‚Hofnärrin Hufnagl‘ herum. Ich rappe, singe und lisple Reime. Es gibt einen Krimi-Reim. Den Bier-Reim mit 42mal dem Wort ‚BIER‘ darin. Ich finde halt, man muss dem Publikum etwas bieten. Nur reimen ist bisschen langweilig. 

Ihre Gedichte sind heiter. Können Sie immer dichten oder braucht es da eine besondere Stimmung?

Die Frage gefällt mir. Ich hab glücklicherweise den Humor in den Genen. Die Stimmung hab ich deshalb immer – ich kann jederzeit ‚losreimen‘. Und, pssst – manchmal träum‘ ich sogar nachts schon ein Reimthema ‚voraus‘, sozusagen.

In einem Gedicht heißt es: „SOMMER hat am ‚Internationalen Tag der VOGELwelt‘ / VOGELwilde VOGELliebhaber zum VOGELpark zur VOGELzählung hinbestellt! / WINTER zeigt SOMMER den VOGEL, trällert VOGELlieder / und lauscht VOGELgesang, während SOMMER immer wieder“. Das ist rhythmisch, lustig und kurios. Was ist der Ausgangspunkt, die Inspiration für so ein Gedicht – haben Sie etwas über den „Internationalen Tag der Vogelwelt“ in der Zeitung gelesen oder wie kommt die Idee zu Ihnen?

Es ist viel einfacher! Ich mach‘ da manchmal auf einem Blatt Papier seitlich eine Sammlung von Worten, die VOGEL beinhalten. Dann – oft schon beim Wortesammeln, entspinnt sich in meinem Gehirn die Geschichte dazu. Maria Weise vom net-Verlag nennt mich eine ‚Reimmaschine‘. Sie hat da wohl recht. Insgesamt hab‘ ich auf Word mittlerweile um die 3.000 Reime.  

Wer es jemals versucht hat, weiß, wie schwierig es ist, auch nur eine gereimte Geschichte zu erzählen. Sie haben den Schwierigkeitsgrad für sich noch erhöht, indem stets ein Begriff ganz oft vorkommen muss. Gehen Ihnen die Gedichte dennoch so leicht von der Hand wie sie sich lesen, oder ist das harte Arbeit?

KEINE harte Arbeit. Sie gehen so leicht von der Hand, wie sie sich lesen, das ist korrekt. Und es reimt sich nach jedem 5., 6. oder 7. Wort, das geht wegen der beidseitigen Einrückungen auf den Seiten so ein bisschen verloren, finde ich. Man muss die Worte nachzählen. Dann kommt man drauf.

Wie lange arbeiten Sie an einem Gedicht?

Hm, das ist unterschiedlich. Ein, zwei Stunden, allerdings hangle ich mich gewissermaßen während des Kaffee-Aufgießens und des Zähne-Putzens von Satz zu Satz … Es kann auch länger dauern, wenn ich am Vorabend eine schriftliche Wortsammlung anlege. Siehe ‚VOGEL‘. Bei einfachen Wörtern brauch‘ ich keine Sammlung, die geht dann ‚aus dem Kopf heraus‘.    

Einer Ihrer Gedichtbände heißt „Eigenreimzulage“. Dieser Titel ist mir gleich aufgefallen. Das ist ein schönes Wortspiel.

Eigenreimzulage heißt jetzt nur der Titel. Der fiel mir halt so ein – die Gedichte darin sind wieder von A-Z sortiert. Mein dünnster Band. Da sind viele Berufsgruppen bereimt. Ein Reim heißt da, nur so als Beispiel, ‚ARCHITEKT Archibald und GUMMIfabrikbesitzerin Gundel.

Außerdem haben Sie das Katzenbuch „Von Reina, Ainoa und anderem Getier“ verfasst. Bitte erzählen Sie etwas darüber.

Mein Exfreund wollte unbedingt ein Haustier. Also hielten zwei Katzen bei uns Einzug. Ich wuchs mit einem Siamkater auf, also hatte mein Exfreund leichtes Spiel im ‚Überreden‘. Das Katzenbuch erzählt Geschichten von den beiden. Und zwei Kapitel handeln vom ‚Familienkater Nick‘, mit dem ich aufwuchs. In der zweiten Buchhälfte sind Tierreime zu finden. Ich dachte, vielleicht kann ich so ein paar Leser an ‚Reime heranführen‘. Die Katzengeschichten sind schon vor Publikum erprobt. Ich las die vor Jahren im Münchner Katzencafé vor. Die Katzenfreundinnen – es waren nur zuhörende Damen da – waren begeistert.        

Gibt es Wörter oder Themen, die sich überhaupt gar nicht zum Dichten eignen?

Themen – da müsste alles gehen. Und wenn’s ein Thema ist, bei dem ich mich nicht auskenne, dann kann ich’s den guten Sommer ja beispielsweise ja träumen lassen. Und man träumt ja oft Quatsch, gell! – Bei Wörtern, ja, wenn sie sozusagen nicht oft vorkommen. Einmalige Wörter. Mir fällt jetzt glatt auf die Schnelle gar kein Beispielwort ein.

Wir stellen uns vor, dass Sie – wenn Sie Worte hören – sofort die Reimmöglichkeiten mithören. Ist das so? Sind Sie quasi dauernd auf Wort- und Reimsuche?

Oh ja! Sie scheinen mich ja schon gut zu kennen. Ich geh‘ mir mit der ewigen Wortsuche oft schon selbst auf die Nerven. Ich lese beispielsweise Zeitung – gleichzeitig klappert die Reimmaschine im Gehirn den Text schon nach geeigneten Wörtern mit ab. Natürlich konzentrier‘ ich mich dann vermutlich nicht besonders gut auf die Textzusammenhänge, dabei. Irgendetwas muss ja zu kurz kommen.  

Sie sind keine Poetin, die sich in ihrer Kammer verbarrikadiert, sondern Sie treten auch auf mit Ihren Gedichten, etwa auf Feiern. Dichten Sie dann auch mal was für einen speziellen Anlass?

Bis jetzt musste ich noch nichts ‚Spezielles‘ entwerfen. Aber vermutlich würd‘ ich so etwas schon hinbringen. 

Gibt es ein Gedicht in ihrem neuesten Band „Sommer & Winter im Dienst“, das Sie besonders lieben?

Ehrliche Antwort? Ich reime täglich meinen Tagesreim, fast immer gleich frühmorgens, dann find‘ ich den gleich lustig oder sogar mal recht gelungen. Stunden später weiß ich dann das Wort schon nicht mehr, das ich bereimt hab. Psst – vielleicht nicht weitererzählen. Klingt schon fast wie Gedächtnisschwund, ist aber sehr oft so. Wie war die Frage nochmal …

Ob Sie in „Sommer & Winter im Dienst“ ein Lieblingsgedicht haben?

Eigentlich gefällt mir grad ‚im Dienst‘ recht gut. Ich fing so spontan mit der DIENSTschwester Magdalena an und kam dann glatt ins Stocken. Weil ich dachte, wie kann ich jetzt den Bogen rüber zu SOMMER und WINTER spannen. Der Beginn lautet so:

„Als DIENSTschwester Magdalena ihren DIENSTvorgesetzten DIENSTbeflissen biss, / schien der Verlauf ihrer DIENSTlichen Karriere ungewiss. / Es geschah auf einer DIENSTlichen Faschingsfeier, / organisiert im DIENSTzimmer vom DIENSTvorgesetzten Meyer. / Magdalena kündigt auf dem DIENSTweg. / SOMMERs DIENSTstellen-Angebot am Bootssteg / erblickend, bewirbt sie sich prompt!“ – Ja. Die Fortsetzung steht dann im Buch und am Buchrücken.

Und noch was verrat ich am Ende des Interviews: ich tu mir wahnsinnig schwer im Auswendiglernen irgendwelcher Reime. Ringelnatz geht noch am ehesten, der ist kürzer. Bei den wenigen Reimen von mir selbst, die ich auswendig auf Bühnen zum Besten gebe, also gerappt oder gesungen, passieren immer wieder Hänger. Die ich aber mittlerweile selbst schon so lustig finde, dass ich richtiggehend drauf warte.

Birgit Hufnagl 3 Titel

Birgit Hufnagl Sommer & Winter mit Titel
ISBN 978-3-95720-332-8, 250 Seiten, 14 Euro net-Verlag   Hier bestellen

Birgit Hufnagl Eigenreimzulage
ISBN 978-3-95720-223-9, 128 Seiten (e-Book), € 9,95 net-Verlag   Hier bestellen

Birgit Hufnagl Von Reina, Ainoa und anderem Getier
ISBN 978-395720-334-2, 164 Seiten, € 14,00 net-Verlag   Hier bestellen


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Jörg Steinleitner

Geboren 1971, studierte Jörg Steinleitner Jura, Germanistik und Geschichte in München und Augsburg und absolvierte die Journalistenschule. Er veröffentlichte rund 25 Bücher für Kinder und Erwachsene. Steinleitner ist seit 2016 Chefredakteur von BUCHSZENE.DE und lebt mit Frau und drei Kindern am Riegsee.

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