Selfie mit dem Sonnenkenig Kljajic_Samra

ISBN 978-3-423-35230-7

240 Seiten

€ 13,00

eBook: € 9,99

Wie gewannen einflussreiche Persönlichkeiten Jahrhunderte vor Social Media ihre Follower? Samra Kljajics begibt sich in „Selfie mit dem Sonnenkönig“ auf Spurensuche.

In „Selfie mit dem Sonnenkönig“ erzählt Samra Kljajic die Geschichte menschlicher Selbstdarstellung

Selfie mit dem Sonnenkenig buchtipp

Influencer gab es bereits in der Zeit der Renaissance

Dass unser Spiegelbild unsere Identität stiftet, dürfte bereits dem Jüngling Narziss eingeleuchtet haben. Obwohl man sich bei den ersten Spiegeln mit poliertem Obsidian zufriedenstellen musste, potenzierte dies nur den Wunsch, das gesellschaftliche Selbst-Image auch äußerlich aufzuwerten. Dieses Privileg war noch Jahrhunderte vor der Etablierung der ersten fotografischen Verfahren im viktorianischen Zeitalter eher den Begüterten vorbehalten. In der Zeit der Renaissance wurden offiziell die ersten Selbstporträts angefertigt. Die Wiener Geschichts-Tiktokerin Samra Kljajic möchte in ihrem Sachbuch „Selfie mit dem Sonnenkönig“ die Angehörigen ebendieser Schichten als Pioniere des heutigen Influencertums entlarven. Als eine der Grundkomponenten dafür definiert sie das Selbstbildnis in all seinen Ausprägungen.

Samra Kljajic untersucht Selbst-Inszenierungsstrategien

Mit einem unkonventionellen Blick auf die Weltgeschichte untersucht Samra Kljajic diverse Selbst-Vermarktungs- und Inszenierungsstrategien sowie Statussymbole von historischen Personen der Öffentlichkeit, die Mentalitäten über Jahrhunderte, Landesgrenzen und soziale Klassen hinweg prägten. Sie zeigt auf, wie diese Strategien auf beabsichtigte und unbeabsichtigte Weise den Nährboden für Trendsetter und Vorbilder legten.

Vom Sonnenkönig über Madame Pompadour bis zu Marie Antoinette

Erwähnenswert ist u. a. Königin Elisabeths Phönix-Porträt, mit dem die ‚Virgin-Queen‘ ihren Ruf nach Keuschheit und politischer Unabhängigkeit wahren wollte. Genauso Schloss Versailles, das unter Sonnenkönig Ludwig XIV. für viele europäische Monarchien als Vorbild zur Demonstration absolutistischer Macht galt. Nicht vergessen darf man auch die ‚Moderevolution‘ durch die Mätresse Ludwig XV., Madame de Pompadour, Marie Antoinettes Status als ‚fashion victim‘ sowie Napoleon. Mit der Entdeckung des Steins von Rosette trat er nicht nur einen Ägyptenkult los, sondern rief auch die ersten ‚Reiseblogger‘ ins Leben. Jenseits der Aristokratie kommt auch das erste IT-Girl im fotografischen Zeitalter, die Schauspielerin und Zeitgenossin Oscar Wildes Lillie Langtry, zur Sprache.

„Selfie mit dem Sonnekönig“ verfolgt einen quasi-didaktischen Ansatz

Als Tiktokerin wendet Samra Kljajic einen quasi-didaktischen Ansatz an, um Geschichte v. a. einem jüngeren Publikum attraktiver zu vermitteln. Interessant wäre eventuell noch ein Blick auf den allerersten Selbstporträtisten gewesen, bei dem es sich vereinzelten Quellen zufolge nicht um den Renaissance-Künstler van Eyck, sondern um Bak, einen Skulpteur und Diener des Pharaos Echnaton, handelte. Erstaunlicherweise wagte er es, sich gemeinsam mit seiner Frau während einer streng monotheistischen Regentschaft darzustellen – und das in einer Weise, in der männliche und weibliche Attribute vermischt werden.

Der Maler Rembrandt als Erfinder des Duckface

Ansonsten bewährt sich die Lektüre von Samra Kljajics „Selfie mit dem Sonnenkönig“ besonders durch den Einsatz von Analogien, die die Autorin ohne Anachronismen zu Gedächtnisstützen umformuliert: wenn sie etwa Filter und andere Optimierungsmittel auf Social Media mit Hans Hohlbeins geschöntem Porträt von Anna von Kleve in Beziehung setzt, in das sich Heinrich Tudor noch vor einem persönlichen Treffen verliebte. Oder wenn sie Rembrandt als Erfinder des Duckface nachspürt.

ISBN 978-3-423-35230-7

240 Seiten

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/christina-janousek-2/" target="_self">Christina Janousek</a>

Christina Janousek

Geboren und aufgewachsen in Wien, studiert Christina Janousek, Jahrgang 1993, Vergleichende Literaturwissenschaft. Nachdem sie praktische Erfahrungen in Verlagen, einem Literaturverein und in einer Zeitungsredaktion sammeln konnte, hat sie ihre Liebe für das Schreiben entdeckt, mitunter auch creative writing für englischsprachige Zeitschriften. Zu ihren Interessen zählen in Vergessenheit geratene Autoren sowie moderne Interpretationen von Texten und Filmen im Theater.

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