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Man hat die portugiesischen Fischer reingelegt. Schlimm für die Fischer, aber eine Steilvorlage für Catrin Poncianos „Rache im Alentejo“. Ein Werkstattbericht!

Die Autorin des Krimis „Rache im Alentejo“, Catrin Ponciano, war Küchenchefin

Titelbild Rache im Alentejo

Tróia ist eine Meeresdüne in Portugal, benannt nach Seefahrern

Es geschah am allerersten Tag nach dem allerersten Lockdown der allerersten Pandemie meines Lebens, als mein Mann und ich zu einer Recherchetour mit Interview nach Tróia aufbrachen. Nicht in das griechische, sondern zum portugiesischen Tróia. Eine Meeresdüne, benannt nach griechischen Seefahrern, die dort im Mündungsgebiet des Sado Flusses südlich von Lissabon vor über 2000 Jahren Salz geschürft und exportiert haben. Aber das nur nebenbei bemerkt. Lassen wir das Salz im Ozean.

Ich wollte eine Reportage schreiben, aber es kam anders

Tróia umarmt die Bucht, in die der Sado in den Atlantik fließt. Das Flussdelta ist satt mit Schlick gefüllt, ein Paradies für Aalgesellen, Wasservögel, Austern, Krustentiere, Cephalopoden, Fische, Muscheln. Damit beschert der Meerbusen einer kleinen Gemeinde Fischer von jeher eine nachhaltige Lebensgrundlage – und heute immer noch. Darüber wollte ich eine Reportage schreiben. Doch dann kam alles anders.

Die Seemänner verrieten mir Kochrezepte rund um Krake & Co.

Die Fischer am Stelzenpier „Cais Palafítico de Carrasqueira“ empfingen mich, meine Fragen, und den Fotoapparat, aufgeschlossen freundlich, wenngleich mit Hygieneabstand. Wir waren schließlich die ersten „Fremden“ seit über 100 Tagen, die sich in ihrem Labyrinth an Stegen und Stecken in den Schlick gespießt, verirrten, und sich für sie und ihre Arbeit interessierten. Rasch wurden die Seemänner bei quirligem Austausch über Kochrezepte zu Krake und Co., und ich, warm miteinander, und so erfuhr ich vom „Land ohne Grund“:

Das Erdbeben in Portugal war stark, Hundertausende verloren ihr Heim

Am 1. November 1755 hat in Portugal die Erde gebebt. Lissabon, und der gesamte Süden zitterte und wankte, bis die Erde barst, und hunderttausende Menschen ihr zu Hause verloren haben. Das Beben war so stark, dass das bis dato Devote dem Klerus gegenüber gleich mit erzitterte und durch den Spalt der Skepsis im Himmelreich das Licht der Aufklärung fiel.

„Ora bem“ – jetzt pass auf, wie man sagt, wenn es spannend wird

Der damals amtierende Premierminister baute die Unterstadt in Lissabon gemeinsam mit seinem König wieder auf. Und das Land rund um Tróia an der Mündung des Sado wurde Fischern geschenkt. Sie sollten die Gegend besiedeln und das Land urbar machen, Reisfelder anlegen, Salinen bewirtschaften, und zum Fischen gehen. Ihr Lohn, laut königlichem Dekret, war ein Stück Grund und Boden. „Ora bem“ – jetzt pass auf, wie man in Portugal sagt, wenn es spannend wird.

Die Fischer durften in den Hütten wohnen, aber sie gehörten ihnen nicht

Als 1929 die Diktatur in Portugal ausgerufen worden ist, erlaubte die totalitär abgeänderte Verfassung Großgrundbesitzern, Kleinbauern zu enteignen und deren Parzellen in ihren Besitz einzugliedern. Die Fischer durften zwar in ihren Hütten wohnen bleiben, aber ihr eigener Boden gehörte ihnen nicht mehr.

Die Nelkenrevolution und das „Land ohne Grund“

Nach der Nelkenrevolution 1974 sollte laut wiedereingesetzter Verfassung der dritten Republik, enteigneter Boden seinen ursprünglichen Besitzern zurückgegeben werden. Was vielerorts im Alentejo bis heute (noch) nicht geschehen ist – und rund um den Stelzenpier in Carrasqueira auch nicht. Die Fischer leben demnach weiterhin geduldet auf ihrem eigenen Grund und Boden, der ihnen aber immer noch nicht wieder notariell beglaubigt, zurückübertragen gehört. „terra sem direito“ – Land ohne Grund.

Von Hühnerhaut und Wonnesonne, Fischern und Gutsherren

Elektrisiert von der Geschichte der Seemänner am Sado, bekam ich augenblicklich Hühnerhaut. Trotz 30 Grad Wonnesonne fror ich. Wie ungerecht war das denn? Gab es denn keine Lösung? „Wo kein Kläger, da kein Richter“, sagen die Fischer. Ihre Familien haben kein Geld für einen langwierigen Prozess. „Die Gutsherren sind zu stark, sie sitzen unseren Mini-Aufstand einfach aus.“

Mord, Korruption, Vertuschung, Verrat und Liebe

Dieser Satz rüttelte den Stein für meinen zweiten Krimi locker. Gleich auf der Rückfahrt von Tróia an die Algarve nach Hause, rollte der Felsen in meinem Kopf hin und her und ich entsann eine Fehde zwischen einem Gutsherrn und einem Fischer, kräftig gewürzt mit Mord, Korruption, Vertuschung, Verrat und Liebe.

Romantische Strände, Olivenbäume, Leckerbissen der Region

Das Stück spielt vor der Kulisse entlang der romantischen Strände und Sanddüne von Tróia, im Hintergrund wachen landestypische Monte Alentejo Hügel mit Korkeichen, Olivenbäumen, Schirmkiefern, und Weidevieh besetzt, und natürlich bespickt mit Leckerbissen aus der Region. Gewidmet habe ich meinen zweiten Portugalkrimi „Rache im Alentejo“ den „Fischern im Land ohne Grund“. Ihr uriger Stelzenpier ziert das Cover, an dem die Geschichte Mitte Mai 2020 ins Rollen gekommen ist.


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