ISBN 978-3-7341-0735-1

608 Seiten

€ 9,99

Wie kam er zum Schreiben? Wie geht er vor? Wie verbindet er das Ganze mit seinem Arztberuf? Frederic Hecker über seine Arbeit an Thrillern wie „Rachekult“.

Frederic Hecker schreibt Krimis mit medizinischem Hintergrund

Titelbild Totenblass und Rachekult

Die Initialzündung zum ersten Roman – Paukenschlag oder Prozess? Beides!

Ich habe schon immer lieber geschrieben und gelesen als gesprochen oder zugehört, was ich zum Beispiel im Alltag merke, wenn ich lieber zur Tastatur als zum Telefon greife. Nachdem ich in der Mittelstufe im Deutschunterricht notenmäßig nie wirklich vom Fleck kam – was an mir, aber auch an der Lehrerin gelegen haben mag – entschied ich mich in der Oberstufe dennoch für Deutsch als Leistungskurs und mutierte rasch zum Einserschüler. Meiner quirligen Deutschtutorin gelang es bald, ein Feuer für Literatur in mir zu entzünden. Erste Anläufe, selbst ein Buch zu schreiben, unternahm ich mit 23 während einer dreimonatigen Australienreise. Dabei entstand, angestoßen durch den Roman „The Beach“ von Alex Garland, auf über zweihundert eng beschriebenen Vokabelheftseiten die bis heute nie vollendete Abenteuergeschichte eines Ausreißers, der seither – entgegen seiner Natur – dazu verdonnert ist, sein Dasein in meiner Schreibtischschublade zu fristen. Mit 26 gewann mich Simon Beckett mit „Die Chemie des Todes“ schließlich endgültig für die Spannungsliteratur. Hiernach entstand auch erstmals die Idee, ein Buch in diesem Genre zu schreiben. Initiator war vor allem der Wunsch, einen guten Twist zu erschaffen.

Mein Debüt „Totenblass“ entstand in der „Schule des Schreibens“

In den Monaten danach folgten Dutzende anderer Krimis und Thriller, allem voran die Reihe von Tess Gerritsen um Rizzoli & Isles sowie die von Jo Nesbø um Harry Hole, die ich regelrecht verschlungen habe. Dabei begann ich mich – ganz der Chirurg – immer mehr für die Anatomie dieser Geschichten zu interessieren; genau wie für das Schreibhandwerk, weshalb ich mir ein ziemlich theoretisches Buch darüber kaufte. Während ich in einem meiner Nachtdienste im Krankenhaus darin las, fiel ein Flyer der „Schule des Schreibens“ heraus, wo ich mich kurzerhand für ein Fernstudium einschrieb. Während des Moduls „Romanwerkstatt“ wuchs die Geschichte meines späteren Erstlingswerks „Totenblass“ sukzessive auf mehrere hundert Seiten an, so dass es mir später, nun ausgestattet mit den nötigen Fertigkeiten, gelang, das Manuskript zu vollenden und über eine renommierte Münchner Agentur an meinen Traumverlag Blanvalet zu verkaufen.  

Thrillerautor und Schönheitschirurg – mein nicht so geheimes Doppelleben

Viele Menschen stellen sich das Leben als Autor vermutlich romantisch vor. In meinem Fall ist die Wahrheit recht ernüchternd. Ein Buch zu schreiben, ist harte Arbeit. Bei mir, wie auch vielen anderen Autoren, die vom Schreiben allein nicht leben könnten, kommt erschwerend hinzu, dass ich wegen eines Hauptberufs gezwungen bin, in meiner Freizeit zu schreiben. Das fällt mir besonders schwer, wenn ich gerade mal gar keine Lust, aber eine näher rückende Deadline im Nacken habe. Gerate ich wegen des Abgabetermins unter Zeitdruck, stelle ich mir schon mal um fünf oder sechs in der Frühe den Wecker, um zu schreiben, bevor ich in die Praxis gehe und aus dem Krimiautor der „Schönheitschirurg“ wird.

„Morddurst“ ist der dritte Band meiner Serie um Fuchs & Schuhmann

Der frühe Morgen hat für mich aber auch einen Vorteil: Da ist mein Kopf nämlich schön klar und noch nicht so vom Lärm der Alltagsgedanken vernebelt. Abends oder generell nach der Arbeit kann ich nur schlecht oder gar nicht schreiben. Oft werde ich gefragt, warum ich mir diesen Stress neben meinem anspruchsvollen wie auch zeitintensiven Hauptberuf überhaupt antue. Ehrlich gesagt, weiß ich das selbst nicht genau, aber es gibt da diese Triebfeder in mir, die mich immer wieder nötigt, ein begonnenes Projekt auch zu Ende zu bringen. Und was zuerst ein einzelner Roman war, ist zu einer Reihe geworden, von welcher im Februar 2023 mit „Morddurst“ schon Band 3 erscheint …

Ich vergleiche das Schreiben eines Romans gerne mit einer Schwangerschaft

Doch natürlich ist nicht alles an meinem Autorenleben mühsam, wie es vielleicht klingen mag. Denn würde mir das Schreiben gar keinen Spaß machen, hielte ich es wohl kaum über eine so lange Strecke aus, am Ball zu bleiben, die es nun mal braucht, um einen Roman fertigzustellen. Wahrscheinlich treibt mich inzwischen aber auch die Aussicht auf dieses großartige Gefühl an, das man erleben darf, wenn man endlich sein eigenes Buch in Händen hält oder – was mir persönlich noch viel mehr gibt – dem professionell eingesprochenen Hörbuch lauschen darf. Erst recht, wenn es von so einem grandiosen Sprecher wie Achim Buch („Rachekult“ und „Totenblass“) gelesen wird. Ich vergleiche das Schreiben eines Romans gerne mit einer Schwangerschaft, ohne da wirklich mitreden zu können. Aber soweit ich mitbekommen habe, wird da auch oft gejammert, geflucht und geächzt und später, als hätte man all die Sorgen und Nöte vergessen, nicht selten ein weiteres Kind in die Welt gesetzt. Mal sehen, zu wie vielen Romangeburten ich es letztlich bringen werde.  

Bauch oder Kopf – welcher Schreibtypus bist du?

Ich glaube, es ist gut zu wissen, was für ein Schreibtyp man ist. Bei mir verhält es sich wie bei dem Serienmörder aus meinem Thriller „Totenblass“: Ich bin ganz klar ein Planer. Im Gegensatz zum „Drauflosschreiber“, der vielleicht nur eine vage Idee oder ein rudimentäres Gerüst der Geschichte im Kopf braucht, um mit dem Schreiben loszulegen, plane ich meinen Plot konsequent durch, was im Krimi- und Thriller-Genre aber vermutlich verbreitet sein dürfte. Schließlich muss so ein Mord sowie dessen Aufklärung durchdacht sein, damit der Leser zwar die nötigen Hinweise zur Lösung des Falls erhält, im Idealfall am Ende aber dennoch überrascht wird.  Hier gibt es aber kein Richtig oder Falsch, sondern jeder muss für sich selbst schauen, was für sie oder ihn funktioniert.

Die Ideenmaschine – Fluch und Segen zugleich

Bei mir beginnt alles mit einer geistigen Initialzündung. Dies kann eine banale Alltagssituation sein, in der ich mich frage: Was würde jetzt wohl passieren, wenn …? Leichter geht es natürlich bei merkwürdigen Begebenheiten, wie sie ja jeder hin und wieder erlebt. Ein Einfall kann dann bereits in groben Zügen den ganzen Plot umreißen oder vorerst nur das Thema oder die Prämisse streifen. Sobald die Gedanken-Maschine in meinem Kopf aber angesprungen ist, wird es meist anstrengend. Denn hinter jeder Ecke lauern plötzlich Ideen. Diese können so unvermittelt aufpoppen, dass ich schon mal aus der Dusche springe oder beim Autofahren rechts ranfahre, um sie mittels Sprachaufzeichnungen festzuhalten. Zu einem späteren Zeitpunkt gehe ich meine Memos nochmals durch und prüfe, was davon ich verwenden möchte. Da ich oft Probleme habe, mich zu entscheiden, fällt mir die Auswahl der besten Ideen oft schwieriger, als das bloße Ansammeln derselben.

Je besser ich plane, umso leichter fällt mir das Schreiben

Sobald aber die wesentlichen Meilensteine meiner Geschichte gefunden sind, erstelle ich ein grobes Gerüst und lege fest, an welcher Stelle der Storyline welches Ereignis stattfinden soll. Man könnte sagen, dass ich in dieser Phase die größten Knochen des Skeletts der Geschichte an ihre entsprechenden Positionen auf dem Obduktionstisch lege. Im Anschluss beginnt die Feinplanung. Dafür fülle ich die Räume zwischen den dramaturgischen Meilensteinen mit kleineren Ereignissen, bevor ich zur detaillierten Planung einzelner Kapitel übergehe, die Geschichte also beginnt, Fleisch anzusetzen. Hierfür formuliere ich in jeweils wenigen Sätzen eine Inhaltsangabe, in welche ich Dialogfetzen, Hinweise für mich selbst sowie alternative Ideen für den Handlungsverlauf einstreue. Dadurch entsteht eine Kapiteltabelle, die ich solange überarbeite, bis die Geschichte steht. Je besser und ausführlicher ich diese Planung mache, umso leichter fällt mir später das Schreiben.

Dialoge, Beschreibungen, Vergleiche – der Stil ist mir wichtig

Auch wenn dann der Teil der Arbeit beginnt, den ich am ehesten als Handwerk bezeichnen würde, handelt es sich dabei keinesfalls um bloßes Runterschreiben von Text, da auch hier jede Menge Kreativität gefordert ist. Schließlich soll der Text am Ende nicht nur mit dem Plot, sondern genauso bei den Dialogen, Beschreibungen, Vergleichen, sprich dem ganzen Stil überzeugen. Ist die Rohfassung des Manuskripts irgendwann fertig, kommt der dritte Teil, die Überarbeitung. Diese beinhaltet bei mir in der Regel zwei bis drei vollständige Durchgänge des Textes, bei denen ich Sätze umstelle, Formulierungen ändere, Rechtschreib- und Flüchtigkeitsfehler behebe und den Inhalt auf logische Schwächen prüfe.

Die Arbeit mit den Lektorinnen ist starkes Teamwork

Im letzten Abschnitt wird das Manuskript dann in regem Austausch mit den Lektorinnen aufpoliert. Dieser Teil der Arbeit macht mir besonders Spaß, weil es mir bei der sonst ziemlich einsamen Tätigkeit des Schreibens ein Gefühl von Teamwork vermittelt. Gerade mit meinen Lektorinnen macht das große Freude, da sie nicht versuchen, dem Text auf Biegen und Brechen ihren eigenen Stempel aufzudrücken, sondern diesen durch wertvolle Tipps stets aufzuwerten wissen. Und während aus dem satzfertigen Manuskript im Verlag ein richtiges Buch hergestellt wird, habe ich endlich mal wieder Zeit, selbst eines zu lesen oder mich den anderen Dingen des Lebens zu widmen. Was ich übrigens nie mache, ist, mir bewusst reale Personen als Vorlage für meine Figuren zu nehmen. Diese entspringen zu einhundert Prozent meiner Phantasie. Natürlich werden unbewusst ganz automatisch durch mich beobachtete Merkmale von Mitmenschen in meine fiktiven Charaktere einfließen, seien es Vor- oder Nachnamen, optische Besonderheiten oder sonstige Eigenschaften, doch es gibt tatsächlich keine von mir erschaffene Figur, in der ich selbst eine Person aus dem wahren Leben sehe. Eher könnte man sagen, dass jede meiner Figuren zu einem gewissen Teil mich selbst verkörpert – sei es, indem sie mir ähnelt oder Allüren aufweist, die ich auf den Tod nicht ausstehen kann.

Ich schaue gerne in die Trickkisten erfahrener Autoren

Für angehende Autoren gibt es unglaublich viele, teils hervorragende Ratgeber auf dem Markt, die einem das Schreibhandwerk in all seinen Facetten näherbringen. Einige davon habe ich gelesen. Bei all den Tipps und Techniken muss aber jeder selbst schauen, was ihn oder sie anspricht. Die Devise heißt: Ausprobieren. Allgemein fände ich es aber toll, wenn sich mehr erfahrene Autoren in ihre „Trickkiste“ schauen lassen würden, um Interessierten Einblicke und somit vielleicht wertvolle Hilfestellungen für deren eigene Schreibprojekte zu geben. Schließlich sollen all die eifrigen Schreiberlinge da draußen doch zu Werke gehen, um für reichlich Nachschub von Spannungsliteratur zu sorgen. Denn letztlich wollen wir doch alle dasselbe: Entweder selbst in gute Geschichte eintauchen, oder dass andere dies in die Unseren tun und eine tolle Zeit damit haben.

Die „Schule des Schreibens“ hat mir sehr geholfen

Von allen Bausteinen hat mir persönlich am meisten geholfen, während der Entstehung eines Großteils meines Erstlingswerks durch meine Lehrerin von der „Schule des Schreibens“ an die Hand genommen zu werden. So lernte ich dort nicht nur viel über das Schreibhandwerk selbst, sondern wurde durch die monatlich zu erledigenden Einsendeaufgaben animiert, weiterzumachen. Ich befürchte, dass es tausende gute Ideen und ähnlich viele begonnene Manuskripte da draußen gibt, deren Umsetzung oder Fertigstellung lediglich an mangelndem Durchhaltevermögen scheiterte. Es hilft auch sehr, professionelles Feedback zu seiner Arbeit zu bekommen. So habe ich erst dadurch den Mut gefunden, das Manuskript aus der Schreibtischschublade zu befreien. Und letztlich wurde mein Mut belohnt. Also los – worauf wartet ihr?

Der Inhalt von Frederic Heckers Thriller „Rachekult“ (Bd. 2) auf einen Blick:

In Frankfurt herrscht drückende Hitze, als ein enger Freund von Kriminalhauptkommissar Fuchs an ominösen Verbrennungen stirbt. Während Fuchs gemeinsam mit der jungen Fallanalystin Lara Schuhmann in dem rätselhaften Fall ermittelt, geschieht ein weiterer Mord. Der perfide Killer arbeitet mit ebenso ungewöhnlichen wie brutalen Mordwerkzeugen, doch die Taten erscheinen willkürlich. Bis eine Spur mitten in die Reihen der Polizei führt. Fuchs muss sich dem dunkelsten Kapitel seiner Vergangenheit stellen, um weitere Morde zu verhindern – und nicht selbst zum Opfer zu werden.


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Das Syndikat ist der Verein der deutschsprachigen Kriminalschriftsteller*innen. Gegründet 1986 zählen zu seinen Mitgliedern berühmte Autoren wie Sebastian Fitzek und Ingrid Noll. Das Syndikat organisiert jedes Jahr die CRIMINALE und vergibt bei dieser Gelegenheit den Glauser-Preis für den besten Kriminalroman.

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