Memoria Zoe beck

ISBN 978-3-8398-2033-9

€ 20,95

6 Std., 54 Min

Wie zuverlässig sind unsere Erinnerungen? Um diese brisante Frage kreist Zoë Becks Roman „Memoria“, hier in der Hörbuchfassung mit Milena Karas.

Zoë Becks „Memoria“, gesprochen von Milena Karas, erzählt eine Geschichte, die nachdenklich macht

memoria hoerbuchtipp

Der Roman „Memoria“ spielt in einer Zukunftsversion von Frankfurt

Harriet ist Anfang dreißig und lebt in einer nicht allzu weiten Zukunftsversion Frankfurts unter schlechten Verhältnissen. In einem ehemaligen Bürogebäude bewohnt sie eine Sozialunterkunft, in der es Strom nur „portioniert“ gibt und die sie mit vielen anderen Menschen an der Armutsgrenze teilen muss. Sie arbeitet als Türsteherin in einem Kaufhaus, in dem sie niemals einkaufen können wird, so wenig Geld besitzt sie – trotz Gehalt und Sozialleistungen. Dabei hatte sie einst eine Karriere als Konzertpianistin vor sich. Doch eine angeblich einfache Operation an ihrer Hand beendete diesen Traum im Alter von siebzehn Jahren abrupt.

Harriet rettet eine Frau aus dem Feuer und reist nach München

Hitzewellen und Brände bestimmen die Sommer. So auch den, in dem Harriet eine alte Frau aus lodernden Flammen rettet. Diese Frau spricht sie mit Namen an, doch Harriet kennt sie gar nicht. Oder doch? Auf Nachfragen reagiert die Frau kühl und abweisend. Dennoch bringt diese Begegnung einen Stein in Harriets Erinnerungen ins Rollen und sie entscheidet sich spontan, in ihren Heimatort München zu reisen, um ihre Vergangenheit auf den Prüfstand zu stellen.

Milena Karas liest mit großem Einfühlungsvermögen für die Hauptfigur

Sprecherin Milena Karas liest mit einer stets der Situation angepassten Stimme entweder verunsichert, ruhig und zurückhaltend – oder laut, energisch und spannungsgeladen, so dass man direkt in Harriet und ihre Geschichte hineinfindet. Man hat das Gefühl, neben Harriet im Zug nach München zu sitzen und ihr zuzuhören. Sie erzählt, was sie empfindet, als sie alte Klassenfotos ihres Abschlussjahres betrachtet, auf denen sie nicht zu sehen ist. Harriet vermutet, dass sie bei den Fototerminen krank gewesen ist. Schließlich erinnert sie sich haarklein an ihre Abiturprüfung. Harriet nimmt sich vor, bei der Schule vor Ort nachzuhaken.

Hat Harriet wirklich einen Mann bewusstlos geprügelt?

Als Harriet München erreicht und ihre erste Nacht im Freien verbringt, plagen sie Albträume, die sich wie Erinnerungen anfühlen, aber so nie passiert sein können: Sie träumt davon, einen Mann bis zur Besinnungslosigkeit verprügelt zu haben. Aber so etwas würde Harriet niemals tun und das hat sie auch niemals getan. Oder doch?

Wer ist in ihre Elternhaus eingebrochen? Wer bei ihrer Psychologin?

Harriet erreicht ihr Elternhaus und trifft ihre alte Nachbarin Mila Neumüller, die sich in den letzten fünfzehn Jahren um das einstige Familienheim gekümmert hat. Harriet hat das Gefühl, stets auf mehr Fragen als Antworten zu stoßen. Sie erinnert sich nicht mehr an den Umzug oder daran, dass sie gepackt hatte. Aber sie erinnert sich an den Einzug in das Penthouse mit Dachterrasse in Frankfurt. Dann ereignen sich Einbrüche in Harriets Elternhaus, in ihrer alten Schule und bei ihrer früheren Kinderpsychologin und Harriet glaubt, dass dies alles mit ihr zu tun hat. Wild entschlossen begibt sie sich auf die Suche nach ihren Erinnerungen.

Die Spannung baut sich im Hörbuch zu Zoë Becks Roman erst langsam auf

Der Anfang der Geschichte plätschert zuerst etwas dahin und von Spannung oder gar Thrill ist nichts zu spüren. Auch nicht, als die ersten Fragen auftauchen. Dennoch hört man Milena Karas gern zu, wie sie von den alltäglichen Dingen erzählt, die Harriet zu bewältigen hat und die ihr das Leben schwer machen. Oder von ihren Selbstzweifeln darüber, welchen Erinnerungen sie trauen kann und welchen nicht. Welche ihre eigenen waren und welche sie sich von Erzählungen anderer zu eigen gemacht hatte.

Ab einem gewissen Punkt wird die Suche nach der Wahrheit zur Obsession

Doch nach der Ankunft im Elternhaus und einem Angriff auf Harriets Leben, nimmt die Suche nach der Wahrheit über ihre Vergangenheit gewaltig Fahrt auf. Man folgt Harriet zu alten Bekannten und lauscht den Unterhaltungen sowie den Schlussfolgerungen, die Harriet daraus zieht und ist, ebenso wie sie, gespannt darauf, wie sich am Ende alles zusammenfügt.

Sind unsere Erinnerungen wirklich unsere eigenen?

Schade ist lediglich, dass die Umstände, die zu Harriets zweifelhaften Erinnerungen führten, so kurz in einem Gespräch abgehandelt werden. Hier wären mehr Details und Emotionen schön gewesen. Das Ende des Hörbuchs kam dann überraschend plötzlich. Aber wenn man so will, regt genau dieses plötzliche Ende dazu an, noch einmal über das Gehörte nachzudenken und sich seine eigenen Gedanken zu machen. Darüber, wie es um die eigenen Erinnerungen an die Vergangenheit bestellt ist. Sind deine Erinnerungen wirklich deine eigenen?

ISBN 978-3-8398-2033-9

€ 20,95

6 Std., 54 Min

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Christiane Seipel

Geboren 1979 in der Wetterau, schreibt Christiane Seipel für verschiedene Magazine. Zudem gehört sie zum Autorenteam des Dillenburger Kinderkalenders „Die helle Straße“. Ihre Liebe gilt Hörbüchern und TV-Serien sowie Kreuzstickerei, Häkeln und Stricken – was sich super miteinander kombinieren lässt.

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