Honeymaw (Legenden aus der Zeit vor der Zeit, Band 1)

ISBN 978-3-94990-841-5

216 Seiten

€ 19,80

eBook: € 2,99

Eine Teenagerin gerät in die Kämpfe zwischen Greifen, Nordländern und dem Imperium der Sonne. Martin Haak spricht über die ersten drei Bände seiner epischen Fantasy-Reihe.

Fantasy-Autor Martin Haak im Gespräch über sein Epos „Legenden aus der Zeit vor der Zeit“

Legenden aus der Zeit vor der Zeit

Herr Haak, Sie haben erst vor zwei Jahren mit dem Schreiben begonnen und doch liegt bereits der dritte Teil Ihrer epischen Fantasy-Saga „Legenden aus der Zeit vor der Zeit“ vor. Wie haben Sie das gemacht?

Ich hatte, wie viele andere auch, während der Covid-19 Lockdown-Periode privat nicht viel unternommen. Auf der Arbeit gab es jedoch genug zu tun –Datenrechtsunklarheiten in Bezug auf behördliche Meldewege und Meldepflichten für Personal und Mitglieder –, denn unser Konzern betreibt eine Anzahl Fitnessunternehmen. Als diese dann zeitweise geschlossen wurden, gab es tatsächlich nicht mehr viel zu tun, weshalb ich in Kurzarbeit mit Homeoffice gewechselt bin. In diesem „Beschäftigungsvakuum“ hatte ich die Zeit und Energie gefunden, die ersten beiden Bände der Buchreihe in knapp sechs Monaten zu schreiben. Der dritte Teil der Serie hat im Gegensatz dazu einen deutliche längeren Zeitrahmen eingenommen.

Was hat Sie zu „Legenden aus der Zeit vor der Zeit“ inspiriert?

Kurz: das Finanzwesen. Etwas länger: Ursprünglich hatte ich meiner Nichte erklärt, was Geld einst war, zu was es wurde und was es möglicherweise in Zukunft sein wird. Um es zu vereinfachen, hatte ich mein Beispiel im „Mittelalter“ angesetzt, wo die Münzwährung zunehmend mit buchhaltungsbasiertem Schuldversprechen zuerst ergänzt und insbesondere bei großen Transaktionen schließlich ganz ersetzt wurde. Meines Wissens hatte dieses Konzept seine Ursprünge in China und wurde dann im Hochmittelalter von den großen Handelshäusern Europas übernommen. Aber keine Sorge, es ist eine Abenteuergeschichte und kein Lehrbuch über Staatliches Finanzwesen, von Edelmetall entkoppelten Schuldwährungssystemen, oder doppelter Buchführung mit Periodenabgrenzung.

Alle Charaktere Ihres Epos sind Tiermenschen. Das müssen Sie erklären!

Ich hatte meine o.g. Erklärungen wortwörtlich mit Sinnbildern umzeichnet, hier nutzte ich Tiercharaktere als Stellvertreter für Stände und Kulturen. Adler / Löwen als Monarchie – gemischt ergab das einen Greif – , die wiederum nun die Fürstenhäuser meiner Geschichte vertreten; oder Soldaten wurden als Hunde dargestellt – Treu/Gehorsam/“Dogtag“. Das Ganze war natürlich mit einem Augenzwinkern zusammengefasst worden, doch es war sehr eingänglich. In den folgenden Wochen sind mir immer mehr Ideen zu der fiktiven Parallelwelt eingefallen, die dann mit diesen Tierwesen verknüpft waren. Die Tiervölker sind jedoch nur Sinnbilder für gesellschaftliche Stände, Kasten und/oder sehr weit gefasste Kulturkreise.

Im Mittelpunkt der Saga steht die junge Bärin Honeymaw. Was ist sie für eine Persönlichkeit?

Honeymaw ist eine gutherzige und lebensfrohe junge Frau, eine Teenagerin an der Grenze zur Volljährigkeit. Sie ist zwar etwas zu kurz geraten, aber dafür sehr intelligent und wissbegierig. Das beschauliche Fischerdorf, aus dem sie stammt, wird zu klein für ihren wachen Geist und sie will die Welt kennenlernen.

Welche anderen zentralen Figuren gibt es?

Honeymaws Vater Jorl ist ein unkonditionell liebender Vater, der aber sehr behütend ist, was wiederum zum unausweichlichen Konflikt mit seiner Tochter führen muss. Hochkönig Carolon III. ist Herrscher des Greifenreiches, Macht“mensch“ und hart denkender Realpolitiker eines imperialistischen Reiches.
Kronprinzessin Victoria I. ist die Thronerbin und letzter Greif ihrer Generation, der jedoch die Häsin Zoe als vertraute Freundin zur Seite steht. Der Seneschall ist der höchste Beamter des Reiches, er ist hochintelligent und grundsätzlich überambitioniert, jedoch ohne wirkliches Ziel, außer dem Aufstieg an sich. Doch durch seine an Autismus grenzende Persönlichkeit erfährt er hierdurch keine Sinnkrise. Der „Grinser“ ist ein Auftragsmörder und der aufstrebende Chef eines Bordell- und Drogenrings. Er ist ein finsterer Geselle, der sich mit scharfem Klingen und einem ebenso schnittigen Verstand seinen Platz in der Welt sichert.
„Der Hohepriester des Schwarzen Mondes“ ist der Haupt-Antagonist, der erstmals in Buch 2, also in „Die letzte Nacht“, in Erscheinung tritt. Schlichtweg Böse.

Ein besonderer Charakter ist der von Ihnen bereits erwähnte Senneschall. Diese Art von Schurken würde man in einem klassischen Fantasy-Roman nicht erwarten.

Während der „Hohepriester des Schwarzen Mondes“ den klassischen Antagonisten verkörpert – er ist boshaft und voller Machthunger, nicht zur Ego-Befriedigung, sondern um diese gewonnene Macht für grausame und finstere Zwecke zu nutzen; so hat der Seneschall weder Begehren noch Begierden. Der Hohepriester nutzt eine Art schwarzer Magie. In meiner Geschichte gibt es kein klassisches Zauberwirken mit Zaubersprüchen oder magischen Artefakten, die wenigen übernatürlichen Kräfte wurzeln in antiker Mystik. Der Seneschall nutzt ausschließlich seinen scharfen Verstand, sowie seinen unermüdlichen Fleiß, um mit Hilfe von Bürokratie und später Technokratie seine hochgesteckten Ziele zu erreichen. Bevorzugt gewaltfrei. Im besten Fall fühlen sich die Getäuschten und/oder der Freiheit Beraubten sogar noch als ob sie Gewinner seien. Für sich selbst will der Seneschall im Grunde gar nichts, ihn verlangt es weder nach Genuss noch Anerkennung. Aber er erkennt, wie man die in seinen Augen primitiv funktionierende Welt neu formen könnte. Warum es also nicht versuchen?

Die drei Bände „Honeymaw“, „Die letzte Nacht“ und „Brennender Himmel, brennendes Eis“ erzählen von drei Völkern – den Nordländern, dem Greifenreich und dem Imperium der Sonne. Was zeichnet sie jeweils aus?

Für die Nordländer habe ich mich vage an den Kulturen der Kelten, Wikinger und American Natives vom 7. bis 9. Jahrhundert orientiert. Die Nordländer werden von Bären und Wölfen bewohnt, die sich in Stamm- und Clanstrukturen organisieren. Das Greifenreich ist von den Kulturen der Merowinger, Carolinger und Britannien im 12. bis 15. Jahrhundert inspriert. Das Königreich ist ein monarchisch geprägter Vielvölkerstaat und wird von Greifen regiert. Die Greife sind als Mischwesen aus verschiedenen Tieren auch Sinnbild dieses multiethnischen Zusammenschlusses. Das Imperium der Sonne ist vage den Kulturen der Azteken, Maja, Ägypter und Malaien von 7.000 BC bis 1500 AD entlehnt. Und das religiös geprägte „Imperium der Sonne“ wird von verschiedenen Reptilienvölkern bewohnt.

Die drei Völker stehen miteinander im Krieg.

Die Zeit der Greife neigt sich dem Ende und Carolon erkennt nur Schwäche in seiner Tochter. Er wünscht sich, dass auch sie eine fähige Herrscherin sein wird, die das Erbe seiner Ahnen zu einem würdevollen Ende führt. Um ihr die Augen für die Härten der Herrschaft zu öffnen und sie dadurch zu stärken, möchte er ein kleines Grenzscharmützel gegen ein paar hundert oder auch tausend aufgescheuchte Vertreter der „Barbaren“ organisieren, doch der Seneschall entzündet ein Feuer, das die ganze Welt in Brand zu setzen scheint.

Worum geht es ganz konkret im aktuellen dritten Band „Brennender Himmel, brennendes Eis“?

Nachdem Band 2 sehr dramatisch endet, dreht sich der dritte Band um die Auswirkungen des Konfliktes, wobei es einige Plot-Twists gibt. Während ein Teil der Bevölkerung sich über den Krieg und die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die mit ihm einhergehen, freuen, erkennen andere das mögliche Desaster für alle Beteiligten, das ein solcher Konflikt birgt. Zudem formen sich unter dem Druck der Ereignisse die Charaktere weiter aus – ich hoffe für den Leser in nachvollziehbarerer und vor allem unterhaltsamer Form.

Ihre Geschichte weist viele Elemente der mittelalterlichen Geschichte auf. Wo und wie haben Sie das Wissen über diese Kulturen aufgenommen?

Ich bin einfach geschichtsbegeistert, leider endet im deutschen Schulunterricht die Geschichtsschreibung mit dem Ende des römischen Reiches und beginnt erst wieder mit der Französischen Revolution. Doch aus der Weltgeschichte gibt es derart viel zu lernen. Jahreszahlen, Ortsangaben und die Namen der Persönlichkeiten sind im Grunde sekundär, denn so vieles wiederholt sich immer wieder. Für mich ein Beweis, dass die Erkenntnisse falsch gelehrt werden.

Natürlich ist Ihre Saga eine Fantasy-Story. Gibt es aber vielleicht doch auch Bezüge zu unserer echten Gegenwart?

Der einzige direkte Bezug zur Gegenwart könnte die geplante digitale (Welt-) Währung sein, die sehr viele Potentiale, aber auch mögliche Gefahren birgt. Wenn jedoch jemand z.B. Parallelen zur Covid-19 Pandemie oder dem Ukraine-Krieg zu erkennen glaubt, dann liegt es daran, dass es all das schon etliche Male gab, nur zu anderen Zeiten, an anderen Orten und unter anderen Namen.

Schreiben Sie, weil Sie einfach gute Unterhaltung bieten wollen oder wollen Sie mit Ihren Werken auch eine Message an die Leser bringen?

Die meisten meiner bisherigen Antworten klingen sehr politisch, doch es geht hauptsächlich um Unterhaltung. Man begleitet die einzelnen Charaktere auf ihren Abenteuern und betrachtet die Welt dabei durch deren Augen. Wenn es eine Message gibt, dann zitiere ich am besten folgende Kapiteleinleitung:
“Schon seit der Zeit vor der Zeit erzählt man sich Geschichten an den Feuern. Jedes Volk hält es so und trägt die Erinnerungen durch den Fluss der Jahrtausende. Die Geschichten verändern sich, ja, aber doch bleibt der Kern wahr. Hast du nicht schon von anderen Völkern eine Erzählung gehört, die einer der unseren gleicht? Nicht in jedem Detail, dennoch so ähnlich, dass du sie wiedererkennst. Ja, so ist es. Einige Geschichten sind voller Stolz und voller Heldenmut, andere erquickend und lustig, aber andere auch grimm und voller Trauer. Doch wir müssen sie alle erzählen und uns nicht der Versuchung hingeben, sie so zu verändern, dass sie uns besser gefallen. Vor allem nicht die grimmen und traurigen. Denn aus ihnen können wir am meisten lernen, und wenn die Sonne uns hold ist, so verhindern, dass sich die Schrecken der Vergangenheit wiederholen.“

Sie sind hauptberuflich Datenschützer. Wie finden Sie da noch Zeit, solche Epen zu schreiben? Wann schreiben Sie?

Des Abends und am Wochenende. Aber man hat dann leider nicht immer Muse, Energie und Zeit, deshalb dauern die Folgebände deutlich länger.

Sie haben die ersten drei Bände als Selfpublisher veröffentlicht. Wollen Sie dabeibleiben oder sind Sie auf dem Sprung zu einem Verlag?

Ich würde sehr gerne mit einem Verlag zusammenarbeiten, sollte sich einer für meine Arbeit interessieren. Ich hatte einige angeschrieben, aber für die meisten kleineren Verlage schreckt eine lange Buchreihe eines unbekannten Newcomers ab, auch wenn ich die dazugehörige Hörbuchproduktion schon selbst finanziert habe. Von den großen Verlagen war immerhin einer an meinen Zeichnungen interessiert. Mein Bauchgefühl ist, dass eine vorherrschende Wahrnehmung existiert, dass Bücher mit sprechenden Tieren etwas für Kinder sind – dafür sind die von mir gewählten Themen aber zu komplex und zuweilen auch zu harsch erzählt.

Sie arbeiten bereits am vierten Band der Saga, „Der fallende Stern“. Können Sie schon verraten, welche Abenteuer uns hier erwarten?

Der vierte Band dreht sich vordergründig um den jetzt voll entflammten Krieg zwischen den Nationen, doch am Ende handelt er vom Konflikt zwischen den Bürgern und den Schweren des Lebens der einzelnen Figuren meiner Geschichte. Auch hier nutze ich kapiteleinleitende Zitate aus den Büchern: „Die Straßen quollen über von Flüchtlingen. So viele verzweifelte Seelen auf einem Haufen, die alles hatten zurücklassen müssen. Kinder waren von ihren Familien getrennt worden und bettelten auf den Straßen. Nicht die organisierten Banden, wie man sie im Armenviertel findet, sondern wirklich verlorene Kinder. Doch noch war die Stimmung in der Hauptstadt gut, ja fast ausgelassen. Man war trunken von der Euphorie des Krieges und man zeigte sich gerne großzügig gegenüber jenen, denen es schlechter ging. Zumindest für eine Weile. Doch dann kam es wie immer.“ Sergeant Borsk, 919 n.D.
„Was soll die blöde Frage? Von Ratten ist nichts anderes zu erwarten. Schau sie dir doch nur einmal an. Ein Blick und du weißt alles über sie, was es zu wissen gibt. Der geborene Abschaum. Doch der Tag kommt, ich sage dir, der Tag kommt!“ Ein Bürger, am Abend vor der Splitternacht, 921 n.D.

Mehr über „Legenden aus der Zeit vor der Zeit“

Honeymaw (Legenden aus der Zeit vor der Zeit, Band 1)

ISBN 978-3-94990-841-5

216 Seiten

€ 19,80

eBook: € 2,99

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Die letzte Nacht (Legenden aus der Zeit vor der Zeit, Bd. 2)

ISBN 978-3-94990-843-9

322 Seiten

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Brennender Himmel, brennendes Eis (Legenden aus der Zeit vor der Zeit, Bd. 3)

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Bernhard Berkmann

Geboren 1982, studierte Bernhard Berkmann Kommunikationswissenschaften, Psychologie und Romanistik. Als Autor interessiert er sich vor allem für Kriminalromane und Wirtschaftsthemen. Bernhard Berkmann pendelt zwischen Berlin und dem schwedischen Båstad. In seiner Freizeit geht er gerne schwimmen.

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