
Herr Simsa, was für Entdeckungen erwarten die Kinder in der Welt der Klassik, so wie Sie sie in Ihren Hörbüchern – zum Beispiel dem jüngst erschienenen „Klassik für kleine Ohren – Fantastische Märchenwelten“ gestalten?
Ich hoffe, mein junges Publikum erlebt viele Überraschungen mit den unterschiedlichsten Musikstücken, die ich präsentiere. Das Wichtigste, das ich zeigen will, ist, wie sehr Musik unser Leben bereichern kann. Und weil Kinder ja im besten Sinne neugierig und wissbegierig sind, sind sie gern mit Aufmerksamkeit dabei, wenn ich ihnen von klassischer Musik erzähle, von Musik aus dem Orient, von Klezmer-Musik … Es ist wirklich toll, wie offen Kinder den unterschiedlichsten Musikstilen gegenüber sind!
Wie und wann haben Sie selbst herausgefunden, dass die klassische Musik ein Abenteuer ist?
Als ich so zwölf oder dreizehn Jahre alt war, bekam ich meinen ersten Plattenspieler. Und eine meiner allerersten Langspielplatten stibitzte ich von der Plattensammlung meines Vaters – der sich übrigens sehr darüber freute! Darauf zu hören: Mozarts „Kleine Nachtmusik“ und der „Türkische Marsch“. Das hat bei mir wohl das Feuer entzündet, ganz ohne Musikvermittlung.
„Mozart für Kinder“ war dann ja Ihr erstes Konzert …
… und das ist wohl ein Erfahrungswert, den ich oftmals bestätigt bekommen habe: Mozarts Musik löst bei den Menschen – eben auch bei Kindern – etwas aus. Sie geht direkt ins Gemüt, ins Herz, in die Seele. Mozarts Musik findet einfach einen direkten Zugang zu uns Hörerinnen und Hörern. – Ja, ich denke in dieser Hinsicht war er tatsächlich ein unerreichbares Genie.
Marko Simsa (Mitte), Alfredo Garcia-Navas (links), Nora Samandjiev (rechts). Mozart für Kinder – Foto von Beate Hofstadler
Was ist das Besondere an Ihrem neuen Buch bzw. Hörbuch „Klassik für kleine Ohren – Fantastische Märchenwelten“?
Nun, es ist ja bereits der zweite Band einer Reihe, die über die Jahre wachsen soll. Das Besondere ist vielleicht, dass Kinder und Eltern in einer privaten Situation klassische Musik entdecken und erleben. So wie es eben auch daheim mit meinen Büchern und Musikaufnahmen geschieht. Und weil sich die Reihe an Kinder ab drei Jahren richtet, gibt es viele, viele Mitmachvorschläge: zum Tanzen, Malen, Hüpfen, Klatschen, im ersten Band auch zum Singen und im zweiten wird u.a. auch ein Zaubertrank gebraut …
„Über Elfen, Feen und Kobolde“ lautet der Untertitel. Und es ist Ihnen tatsächlich gelungen, Stücke berühmter Komponisten wie Felix Mendelssohn-Bartholdy, Modest Mussorgsky, Edvard Grieg zu finden, die eine Hexe, einen Kobold oder eine Elfe beinhalten. Gibt es viele Beispiele fantastischer Wesen in der klassischen Musik?
Das ist das Schöne an meiner Arbeit: Ich nehme mir ein Thema vor und beginne zu recherchieren und komme oft aus dem Staunen nicht heraus, was uns die klassische Musik an Vielfalt zu bieten hat. So ging es mir schon bei „Hummelflug und Bärentanz“: Kaum zu glauben, was ich da zwischen Barockmusik („Der Kuckuck“ von Louis Claude Daquin) und dem 21. Jahrhundert („Affentheater“ von Erke Duit) alles gefunden habe. Und so ging es mir dann auch bei den fantastischen Wesen. Übrigens würden Sie auch bei orchestraler Filmmusik z.B. von John William (Harry Potter) und bei so mancher Disney-Orchestermusik (Frozen) fündig werden.
Wie hört sich eine Elfe musikalisch an? Und wie eine Hexe oder ein Kobold?
Nun, eine Elfe vermutlich luftig-leicht, eine Hexe wahrscheinlich mal aufbrausend, mal geheimnisvoll und ein Kobold wahrscheinlich ein bisschen verschmitzt. Ich hätte aber einen guten Vorschlag: Einfach in mein neues Buch-Musik-Projekt „Klassik für kleine Ohren – Fantastische Märchenwelten“ reinhören, dann erfahren Sie, wie sich die berühmtesten Komponisten das einst vorgestellt haben.
Natürlich haben wir Ihr Hörbuch angehört. Haben Sie denn ein Lieblingsmusikstück auf Ihrem neuen Märchenwelten-Hörbuch?
Ui, ein Lieblingsstück zu wählen ist, finde ich, äußerst schwierig. Erstens gibt es so viele wunderbare Stücke, zweitens wechseln sich die liebsten Lieblingsstücke ja ständig ab, u.a. je nach Stimmungslage. Wie ich schon in meinem Buch „Beethoven für Kinder“ mit meiner jungen Nichte herausfinde, ist es am besten, wir haben viele liebste Lieblingsstücke. Um aber auch eine konkrete Antwort zu geben: „Der Tanz der Silberfee“ aus dem Ballett „Dornröschen“ ist in seiner Leichtigkeit und Fröhlichkeit wirklich kaum zu überbieten. Sie hören diese eine Minute und fühlen sich fröhlich frisch und luftig leicht!
Gibt es ein besonders hexiges Musikinstrument?
Hmmm, ich denke, da gibt es sehr viele Möglichkeiten, denn eigentlich könnte sich eine Hexe ja in jede Situation hineinverhexen! Und es hängt davon ab, ob die Hexe gerade ihr brodelndes Süppchen kocht, wie circa in der Mitte von Mussorgskijs „Hexe Baba Yaga“, oder ob sie auf ihrem Besen durch den Wald braust. Ich würde da vielleicht im Schlagwerk fündig werden, z.B. beim Flexoton, ist eher unbekannt, aber wunderschön geheimnisvoll wuselnd.
Und was wäre dann ein elfisches Instrument?
An die Harfe und die Querflöte muss ich gleich denken. Smetana lässt zum Beispiel bei der Moldau für die Nymphen in der Nachtstimmung genau diese beiden prominent zum Einsatz kommen.
Viele Kinder halten klassische Musik für „uncool“. Was sagen Sie dazu?
Nun, ehrlich gesagt, erlebe ich das gar nicht auf diese Weise. Vielleicht ist es eher so, dass viele Kinder klassische Musik gar nicht kennen, woher auch. Wenn sie bei unseren Konzerten allerdings damit in Berührung kommen, dann lassen sie sich durchaus begeistern. Tja, irgendwann muss eben so eine Begegnung zum Kennenlernen stattfinden, am besten im jungen Alter, weil Kinder, denke ich, viel offener sind für die große Vielfalt der Musikstile als so mancher Erwachsene.
Bitte sagen Sie uns noch etwas zu den zauberischen Illustrationen in der Buchfassung von „Fantastische Märchenwelten“, der ja auch eine CD mit den Stücken beiliegt.
Nun ja, wie Sie schon sagen, die Illustrationen von Tina Vlachy sind wirklich zauberhaft! Ich selbst kann ja überhaupt nicht gut zeichnen und insofern bin ich so froh über die wunderbaren Kolleginnen wie eben Frau Vlachy, die meine Ideen, Mitmachelemente und Geschichten so spielerisch, farbenfroh und fantasievoll in Szene setzen.
Heißen Sie eigentlich wirklich „Simsa“ oder ist das ein Künstlername?
Das ist einfach ein guter Zufall. Mein Ur- oder Ur-Ur-Großvater kam aus Böhmen und wir hatten über dem zweiten „s“ ein Häkchen, früher also gesprochen Simscha. Mein Name würde natürlich noch besser passen, wäre ich ein Zauberer. Na gut, mit Musik versuche ich zumindest, mein Publikum zu verzaubern. Also passt Simsa(labim) eigentlich perfekt zu mir.