Kommissar Jennerwein auf dem G7-Gipfel
Jörg Maurer ist der witzigste Krimiautor der Gegenwart. Aber worum geht es in seinem neuen Werk „Im Grab schaust du nach oben“? Im Interview mit BUCHSZENE.DE spricht der Schriftsteller über Friedhöfe, Präsidenten, seine Jagdkenntnisse und ein kultiges Bestatterehepaar.
Herr Maurer, Ihr neuer Jennerwein-Krimi „Im Grab schaust du nach oben“ erscheint dieser Tage. Sind Sie nervös?
Diesmal schon. Es ist ja der neunte Fall von Kommissar Jennerwein, und ausgerechnet in der Zahl “9” steckt viel Böses. In der nordischen Mythologie dauerte Odins Selbstopfer neun Tage, in der Göttlichen Komödie von Dante besteht die Hölle aus neun Kreisen. Und in der “Satanischen Bibel” des Obersatanisten Anton Szandor LaVey ist neun die Zahl des Satans. Der “Misanthropic Luciferian Order” kennt ein Ritual, in dem man neun Tropfen Blut aus dem linken Daumen opfert – Weltherrschaft garantiert. Auch in meinem neuen Roman Nummer neun, „Im Grab schaust du nach oben“, gerät einer aus Jennerweins Team auf Abwege, es ist noch dazu einer der bisherigen Sympathieträger!
Wie bekämpfen Sie die Nervosität?
Ich esse acht Weißwürste und trinke zehn Weißbier, vielleicht kann ich dadurch die teuflische Neun bannen.
Der neue Fall spielt vor realem Hintergrund – zur Zeit des G7-Gipfels vor zwei Jahren. Damals hat Barack Obama bei Ihnen in den Bergen Weißbier getrunken und Angela Merkel getroffen. Kommt der seinerzeitige amerikanische Präsident in Ihrem neuen Werk auch vor?
Alle Staatschefs kommen vor, der französische, der kanadische, der japanische, als auch der amerikanische – aber vielleicht handelt es sich ja auch nur um die jeweiligen Doubles.
In Ihrem aktuellen Roman verliert ein Mörder inmitten der Anti-G7-Demonstranten den Überblick. Wem ist er auf der Spur?
Ja, genau das kann ich natürlich jetzt nicht offenbaren! Der Mörder verschafft sich aber schnell Überblick am Infocenter des Demonstrantencamps mit dem Aushang: “Überblick verloren. Bei Wiederbeschaffung reichlich Finderlohn. Der Schlitzer.”
Bitte verraten Sie ein bisschen mehr: Um was geht es in Ihrem neuen Roman genau? Wieviele Leichen setzt es? Wieviele davon auf dem Friedhof? Frauen? Männer? Interessante Mordmethoden?
Eigentlich sieht es ja im neunten Fall von Kommissar Jennerwein zunächst so aus, als gäbe es überhaupt keine Leiche. Bis Seite 167 stimmt das auch, aber nur zum Teil. Dann, irgendwo zwischen den Seiten 289 und 356, bringt eine Exhumierung ein überraschendes Ergebnis. Und schließlich gibt es dann noch eine Leiche mehr als man denkt. Dann wieder eine weniger als alle gedacht haben. Zuviel verraten? Weil Sie gerade danach fragen: Eine wirklich interessante Mordmethode ist die, jemanden nicht selbst zu töten, sondern von der Polizei erschießen zu lassen. Ich glaube, das nennt man “Mittelbare Täterschaft”. Aber Sie haben doch Jura studiert, soviel ich weiß?
Was hat in „Im Grab schaust du nach oben“ das Bestatterehepaar Grasegger auf dem Friedhof zu suchen – ich meine, die sind doch pensioniert!
Zwangspensioniert, ja. Sie haben Berufsverbot, genau deshalb interessieren sie der Friedhof und der neue Bestatter natürlich sehr. Sie kennen jeden Winkel, über und unter der Erde. Sie könnten Kommissar Jennerwein sogar auf Seite 19 einen Tipp geben, der zur Lösung des Falles führen würde. Wenn Ignaz und Ursel das aber täten, wäre der Roman auf Seite 20 schon zu Ende!
Sie schreiben: “Der mächtige Wurf einer verrauschten Bache schob sich mit dem Gebrech ins Gebräch.” Sind Sie unter die Jäger gegangen? Wann haben Sie die Jägersprache gelernt?
Ich komme ja aus einer Jägerfamilie. Da bleibt es nicht aus, dass man ein paar Brocken aufschnappt. Der Satz, den Sie zitiert haben, heißt einfach: “Die Sau schnüffelte am Busch.” Aber schön verklausuliert klingt es natürlich immer romantischer.
Was machen Sie jetzt noch?
Ich halse den glassen Schaustub auf Färsentrimm. Und dann fährte ich ins Schwarzholz, um dort anzubacken. (Das ist zwar nichts Besonderes, aber um diese Zeit mache ich das immer.)