Ein Land, in dem der Mob das Sagen hat und über Recht entscheidet
Die Bürger*innen haben das Sagen. Sie können entscheiden, wie schlimm jemand bestraft wird, wenn er sich auf Social Media oder im echten Leben danebenbenimmt. Einen Präsidenten haben die Vereinigten Staaten zwar immer noch, aber der kann nicht allein entscheiden, ob und wie jemand bestraft wird. Das macht der Hive-Mob, Leute, die sich zusammenschließen und Vergeltung verüben. Hive-Justiz ist die neue Gerechtigkeit. („Hive“ kann auf Deutsch mit „Schwarm“, „Haufen“, „etwas ausgliedern“ bzw. „abstoßen“ übersetzt werden.) Und den Menschen gefällt das, denn endlich können sie machen, was sie für richtig halten.
Ein Witz auf Kosten des Präsidenten bringt Cassie in Gefahr
Auch Cassie findet es okay, dass man ohne Verfahren bestraft werden kann. Bis sie einen Witz macht. Einen Witz, der das Enkelkind des Präsidenten beleidigt. Auf ihrem Online-Post wird immer öfter der Verurteilen-Button gedrückt, bis sie auf Level 1 rutscht. Level 1 ist noch nicht so schlimm, nach einer Woche wird sich niemand an ihren Kommentar erinnern. Doch über Nacht landet sie auf Level 5. Das schaffen nur wenige. Jetzt kann ihr alles passieren. Zusammen mit ihrer Mutter flüchtet sie vor dem Hive-Mob, der Blut sehen will und ihr dicht auf den Fersen ist. Hacker-Rebellen helfen ihr, sich zu verstecken und Cassie findet Zusammenhänge, die sie auf die Spuren ihres verstorbenen Vaters führen.
Mit 13 Jahren gilt man in dieser Gesellschaft als volljährig
Die Welt, in der Barry Lygas und Morgan Badens Roman spielt, wirkt surreal. Betont wird, dass die Verurteilungen nur in den USA und in keinem anderen Land stattfinden. Dort ist man im Internet mit dreizehn volljährig und kann bestraft werden, ohne dass die Eltern mitzureden haben. Genauso geht es der 17-jährigen Cassie. Sie hätte vielleicht für ihren Kommentar eine Anzeige wegen übler Nachrede bekommen, aber mehr wäre ihr nicht passiert. Auch dass ihre Mutter kein Wort mitreden kann und sie sich keinen Anwalt suchen können, ist undenkbar. Obwohl man sich zwischendurch fragt, wie viele geplante Zufälle es auf einer Flucht geben kann, bleibt es spannend. Man möchte miterleben, wie Cassie sich schlägt.
„Hive – Tödlicher Code“ zeigt das Schadpotenzial sozialer Medien
Der Schreibstil der Autoren ist angenehm, man kann den Roman mühelos in einem Stück lesen. Cassie mag auf den ersten Blick wie eine arrogante Teenagerin wirken, die kaum Respekt vor ihrer Mutter hat, doch mit der Zeit lernt man sie besser kennen und sie entwickelt sich zu einer überzeugenden Protagonistin. „Hive – Tödlicher Code“ zeigt, was Soziale Medien für einen Schaden anrichten können und dass die Entscheidungen des Volkes auch nach hinten losgehen können. Dieses Buch ist eine gelungene Mischung aus Science-Fiction und Jugendbuch mit politischen Inhalten.
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