ISBN 978-3-442-15813-3

192 Seiten

€ 8,99

Berlin ist verrückt. Dass diese These stimmt, dafür ist Joab Nists Buch „Heute geschlossen wegen gestern“ der schönste Beweis. Darin sammelt der Kulturwissenschaftlicher wunderbar schräge Fundzettel.

Joab Nists Zettel-Sammlung in Buchform „Heute geschlossen wegen gestern“ ist ein lustiges Geschenk

Titelbild Heute geschlossen wegen gestern

©Sergey Mironov shutterstock-ID 1410760610

„An die Einbrecher: In der Praxis befinden sich keine = 0 Drogen!“

Man muss ja sagen, dass es schon ziemlich viele Bücher gibt, die Sprüche, Zettel und belauschte Gesprächsfetzen sammeln. Als ich Joab Nists „Heute geschlossen wegen gestern!! Die kuriosesten Zettel der Stadt“ geschenkt bekam, hat mich das deswegen zunächst eher nicht so sehr interessiert. Ich habe das Buch dann aber doch auf den Zeitschriftenstapel in der Toilette gelegt, weil ich mir dachte, dass ich bei dieser Gelegenheit ja mal reinblättern könnte.

„Liebe Lisa, es tut mir leid, dass ich versucht habe, dich umzubringen.“

Bereits bei meinem ersten Toilettenbesuch mit diesem Buch, glaubte meine Familie, ich sei verrückt geworden. Meine Frau und die Kinder fragten sich: Warum lacht der auf dem Klo so laut? Ja, „Heute geschlossen wegen gestern!!“ von Joab Nist ist richtig lustig. Da es ausschließlich Zettel, die an Berliner Laternenmasten, Telefonzellen und Baumstämmen aufgehängt waren, sammelt, ist es aber nicht nur witzig: Es erzählt zugleich auch viel über unsere nicht ganz gewöhnliche Hauptstadt.

„Steuererklärung im Sturm verloren! Haben Sie meine Papiere?“

Mal berichten die Zettel von den Einsamkeiten der Metropole: „Mir macht es fast nix aus, dass ihr Sex habt und ich nicht!“ Mal von den Kontrollverlusten, die einen in einer Großstadt ereilen können: „Liebe Lisa! Es tut mir leid, dass ich versucht habe dich umzubringen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich morgen (heute) trotzdem an eurem Frühstück teilhaben könnte …“ Auch die drohenden Gefahren der Hauptstadt spiegeln sich wider: „Hallo Junkies, Kleinkriminelle und Halbstarke, in diesem Auto befindet sich kein Bargeld und kein Navigationsgerät! Laßt mein Auto in Ruhe. Es ist mein 1. Ich hänge dran!!!“

„Wenn du bumst wie du parkst, kriegst du ihn nie rein.“

Auch die hohe Kunst des Einparkens wird auf einem unter der Windschutzscheibe klemmenden Zettel gewürdigt: „Wenn du so bumst wie du parkst, kriegst du ihn nie rein.“ Geradezu berührend wirken mehrere verzweifelte Versuche, das rätselhafte Gebaren von Paketboten in den Griff zu bekommen: „Lieber DHL Bote, wenn du fauler Sack nicht langsam lernst uns Abholzettel zu hinterlassen, kriegen wir bald Probleme miteinander! – Liebster Gruß“

„Bitte keine Werbung! Hab‘ kein Geld, kaufe nichts.“

Ein interessantes Licht auf Berlins Gesellschaft werfen auch die Such-Zettel: „Wer hat Lust mich zu verprügeln?“ spricht eine völlig andere Zielgruppe an als dieser hier: „Ich biete: Baden mit Pinguinen für 2 Personen + Sauna (4 Std.) in Lübbenau! Preiswert“. Der vermutlich herrlichste Spruch aus diesem gelungenen Buch ist aber vermutlich der hier: „Hallo RAWA, melde dich, du wirst Vater.“

 

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/joerg-steinleitner/" target="_self">Jörg Steinleitner</a>

Jörg Steinleitner

Geboren 1971, studierte Jörg Steinleitner Jura, Germanistik und Geschichte in München und Augsburg und absolvierte die Journalistenschule. Er veröffentlichte rund 25 Bücher für Kinder und Erwachsene. Steinleitner ist seit 2016 Chefredakteur von BUCHSZENE.DE und lebt mit Frau und drei Kindern am Riegsee.

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