ISBN 978-3-328-10396-7

512 Seiten

€ 13,00

Eine 16-Jährige verschwindet und eine Ermittlerin kehrt in ihr schwedisches Dorf zurück. Doch dort warten ein Haufen psychisch auffälliger Kreaturen. Lina Bengtsdotters „Hagebuttenblut“ im Bestseller-Check.

Lina Bengtsdotters Krimi-Bestseller „Hagebuttenblut“ spielt in Schweden

Titelbild Hagebuttenblut

©Srdjan Randjelovic shutterstock

„Hagebuttenblut“ ist der zweite Fall für Charlie Lager

In „Löwenzahnkind“, dem ersten Band dieser Reihe begibt sich die in Stockholm lebende Ermittlerin Charlie Lager nach mehreren Jahrzehnten wieder in ihr Heimatdorf Gullspang, da ein Mädchen spurlos verschwunden ist. Die Ermittlungen und Kontakte mit alten Bekannten gehen Charlie sehr nahe. Zudem erfährt sie Schockierendes über ihre verstorbene Mutter, was Charlies Leben komplett auf den Kopf stellt. Daher schwört sie sich, nach Ende der Ermittlungen nie wieder in ihr Heimatdorf zurückzukehren.

Charlie kehrt in ihr schwedisches Heimatdorf Gullspang zurück

Aber auch im Folgeroman „Hagebuttenblut“ gelingt es Charlie nicht, mit dem Wissen über ihre Mutter auf gesunde Weise umzugehen. Daher greift sie immer häufiger zu Alkohol, was zur Folge hat, dass man sie in Zwangsurlaub schickt. Just zu dieser Zeit wird Charlie von ihrer einstigen besten Freundin kontaktiert, die in Gullspang lebt und Charlies Unterstützung braucht, da ihr Mann sie und die vier gemeinsamen Kinder verlassen hat. Ohne lange nachzudenken, wirft Charlie ihre Bedenken über Bord und reist erneut in ihr altes Heimatdorf.

Vor 30 Jahren verschwand ein Mädchen spurlos

In Gullspang stößt Charlie auf einen dreißig Jahre zurückliegenden Vermisstenfall. Die damals sechzehnjährige Francesca stammte aus reichem Hause und verbrachte ihre Sommer auf dem Ferienwohnsitz der Familie in Gullspang. Eines Tages verschwand das Mädchen spurlos und bis heute ist unklar, was damals vorgefallen ist. Charlie wird das Gefühl nicht los, dass dieser Vermisstenfall mit ihrer eigenen Mutter und Kindheit zusammenhängt und beginnt daher auf eigene Faust zu recherchieren. Je mehr sie herausfindet, umso tiefer wird sie in einen Sog aus Schweigen und Drohungen hineingezogen und muss am Ende schmerzlich feststellen, dass manche Dinge besser nicht aufgeklärt werden sollten.

Ein schwieriger Einstieg in einen soliden Thriller

Ohne den Vorgänger „Löwenzahnkind“ ist dieser Thriller meiner Meinung nach nicht gut lesbar, da die gesamte Handlung auf den Geschehnissen des Vorgängers aufbaut und die damaligen Offenbarungen nicht noch einmal näher erläutert werden. Obwohl ich den Vorgänger kenne, hatte ich aufgrund der zeitlichen Spanne (das Lesen von „Löwenzahnkind“ ist bei mir etwas mehr als ein Jahr her) immer wieder Schwierigkeiten bestimmte Andeutungen zu verstehen. Im Laufe der Handlung ist mir dies aber immer besser gelungen. Ab etwa 100 Seiten habe ich komplett in die Handlung gefunden und hatte fast ein Gefühl des Heimkommens, da ich mich an zahlreiche Szenen aus dem ersten Band wieder erinnern konnte. Besonders gut gefällt mir, dass einige der facettenreichen, interessanten und zum Teil liebgewonnen Protagonisten aus dem ersten Band erneut viel Platz bekommen.

Folgende kritischen Anmerkungen dürfen nicht fehlen

Obwohl sich in Lina Bengtsdotters Thriller immer wieder Kapitel rund um Charlies aktuelle Ermittlungen, das Leben in dem von Arbeitslosigkeit und Alkoholimus geprägten Dorf Gullspang, Charlies traumatische Kindheit und Auszüge aus dem Leben des verschwundenen Mädchens abwechseln, kommt bis zum Ende leider kaum Spannung auf. Dennoch ist die Geschichte packend und mitreißend, was vor allem an der authentischen Atmosphäre liegt. Gullspang ist ein kleiner Ort mit einer hohen Arbeitslosenquote. Sowohl Alkoholismus als auch Gewalt und Kindesvernachlässigungen machen einen wichtigen Teil der Handlung aus und werden sehr authentisch beschrieben. Die Atmosphäre ist eher düster und bedrückend. Aber das eigentliche Highlight von „Hagenbuttenblut“ sind die Beschreibungen der psychisch kranken Figuren. Einerseits werden Charlies schwere Kindheit mit der manisch-depressiven Mutter und die daraus resultierenden ambivalenten Gefühle – und andererseits Francescas destruktive und suizidale Art wirklich authentisch beschrieben. Beim Lesen hat man geradezu das Gefühl, dass sich die Autorin sehr genau und ausführlich mit den jeweiligen Krankheitsbildern und dem hohen Leidensdruck der Betroffenen und Angehörigen befasst und dies sehr glaubwürdig zu Papier gebracht hat. Gerade aus diesem Grund hat mich die Handlung trotz der fehlenden Spannung dennoch gefesselt und mitgerissen.

Das offene Ende lässt viel Platz für Spekulation – gefällt mir das?

Leider konnte mich das Ende nicht überzeugen, da es offen ist und viel Platz für Spekulationen lässt. Es wird weder der Tathergang von Francescas Verschwinden geklärt, noch geht Lina Bengtsdotter auf den gesundheitlichen Zustand einer Hauptfigur ein, obwohl dieser schwer verwundet wird. Ich finde es etwas schade, dass hier nur Charlies Vermutungen aufgeführt werden. Umso mehr hoffe ich auf einen weiteren Teil und eine Aufklärung dieser Details.

ISBN 978-3-328-10396-7

512 Seiten

€ 13,00

Das Produkt können Sie bei einem unserer Partner* erwerben:

<a href="https://buchszene.de/redakteur/stephanie-pointner/" target="_self">Stephanie Pointner</a>

Stephanie Pointner

Geboren 1992 in Traunstein, zog Stephanie Pointner nach dem Abitur nach Innsbruck, studierte und arbeitet seit 2014 als Sozialarbeiterin in der Behindertenhilfe. Sie lebt gemeinsam mit ihrem Partner und ihrer gemeinsamen Tochter in Tirol. Stephanie Pointner mag Sport, die Berge und natürlich: Bücher!

Das könnte Sie auch interessieren: