ISBN 978-3-499-27517-3

400 Seiten

€ 12,00

Eine Jägerin im Wald. Eine geisterhafte Erscheinung. Und ein Pizzakarton in der Küche. In Andreas Winkelmanns Thriller „Die Lieferung“ hetzt ein Täter Frauen. Frau Bluhm ist von dem Roman begeistert.

Andreas Winkelmanns Thriller „Die Lieferung“ spielt mit einem unheimlichen Geister-Mythos

Die Lieferung

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Frau Bluhm liest „Die Lieferung“: 5 von 5 Blu(h)men

5 Blumen Frau Bluhm liest


 

Eine Jägerin, ein Geist, ein ungeöffneter Pizzakarton

Regina ist Jägerin. Bei einem Jagdausflug in der Dämmerung läuft ihr die sagenumwobene „Weiße Frau“ vor die Linse, die laut Mythos schon lange in den Wäldern rund um Hamburg ihren Spuk treibt. Doch dank Reginas beherztem Eingreifen stellt sich der angebliche Geist als Frau aus Fleisch und Blut heraus, abgemagert bis auf die Knochen und um den Verstand gebracht. Während die Ermittler Jens und Rebecca noch versuchen herauszufinden, wer die unbekannte Frau ist, und wo und von wem sie festgehalten wurde, verschwindet eine weitere junge, blonde Frau spurlos aus ihrer Wohnung. Der ungeöffnete Pizzakarton steht noch auf dem Küchentisch.

Bereits im Prolog baut Andreas Winkelmann große Spannung auf

Schon im Prolog baut Andreas Winkelmann eine spannungsgeladene und bedrohliche Atmosphäre auf, die den ganzen Thriller über nicht abreißen wird. Er beweist ein feines Gefühl dafür, die Schauplätze seiner Handlung und die Gedankengänge seiner Protagonisten so genau zu beschreiben, dass man beim Lesen das Gefühl hat, mitten in der Situation zu sein. Doch trotz dieser detailliert dargestellten Szenerien wird die Handlung zu keiner Zeit langatmig, es entstehen keine Längen, die das zügige und flüssige Lesen beeinträchtigen. Ganz im Gegenteil. „Die Lieferung“ ist ähnlich wie schon Andreas Winkelmanns „Das Haus der Mädchen“ ein Page-Turner, dessen Spannungsbogen bis zum Ende erhalten bleibt.

Rebecca sitzt im Rollstuhl und hat eine besondere Gabe

Die Darstellung und die Entwicklung der Protagonisten sind ein weiterer großer Pluspunkt dieses Thrillers. Auch hier stellt Andreas Winkelmann die perfekte Menge an Information zum richtigen Zeitpunkt bereit. Die Gedanken des Ermittlers Jens bilden die erste Erzählperspektive. Der sympathische Polizist steht in enger Verbindung zu der im Rollstuhl sitzenden Rebecca, die vom Schreibtisch aus mit ihrem klaren Verstand und ihrer Fähigkeit, sich jedes Gesicht für immer einzuprägen, seine Ermittlungen unterstützt. Eine private Verbindung zwischen den beiden wird angedeutet, auch hier wieder gerade so viel, um das Interesse des Lesers zu wecken, aber nicht zu viel, um die Spannung der Handlung zu unterbrechen.

Als Viola bemerkt, dass man sie verfolgt, wird es extrem packend

Die zweite Erzählperspektive nimmt die Sicht von Viola ein, dem späteren Opfer des Entführers. Die Atmosphäre, die sich aufbaut, als Viola bemerkt, dass sie verfolgt wird, ist grandios. Diese Figur erfährt in diesem Roman die wohl größte Wandlung. Doch die dritte Erzählperspektive verdichtet die Stimmung des Thrillers nur noch mehr. Mit genau der richtigen Dosis gewährt Andreas Winkelmann Einblicke in die Gedankenwelt und die Vergangenheit des Täters. Mehr als einmal ist es mir beim Lesen kalt den Rücken runtergelaufen.

„Die Lieferung“ ist ein durch und durch gelungener Thriller

Letzten Endes hat dieser Roman alles, was ein guter Thriller braucht. Absolut beeindruckt bin ich davon, wie der Autor den Leser durch kleine Informationshäppchen zwar immer näher an den Täter heranführt, aber niemals nah genug, um zu durchschauen, wer er wirklich ist. Ich nehme dies als meisterhaft eingesetztes Stilmittel wahr, weil der Täter, von Anfang an damit zu kämpfen scheint, dass schöne Frauen ihn nicht wahrnehmen. Deshalb sperrt er die jungen Frauen ein und hält sie gefangen. Ich kann offenbaren ohne zu spoilern: Auch wir als Leser bekommen den Täter recht früh in der Geschichte zu Gesicht, gesehen habe ich persönlich ihn aber erst am Ende.

Cliffhanger, geniale Finten und die Sache mit der Pizza

Unterstützt durch spannungsgeladene Cliffhanger und fantastisch eingesetzte Finten in der Storyline verursacht dieses Stilmittel einen hohen Spannungsbogen, der bis zum Ende erhalten bleibt. Auch wenn ich vielleicht in nächster Zeit nicht unbedingt Pizza bestellen werde: „Die Lieferung“ ist ein absolutes Must-Read der Saison!

ISBN 978-3-499-27517-3

400 Seiten

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Frau Bluhm

Geboren 1984 in Aschaffenburg, studierte Katharina Bluhm Psychologie und arbeitet seither als Erzieherin. Sie liebt Bücher und Filme. Seit 2017 bewertet sie in ihrer Kolumne „Frau Bluhm liest“ für BUCHSZENE.DE mit Begeisterung, aber auch kritisch Bücher jeden Genres. Sie lebt mit ihrer Familie in Aschaffenburg.

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