ISBN 978-3-442-75684-1

528 Seiten

€ 20,00

Maja Lundes „Die Geschichte der Bienen“ ist ein wichtiger, beeindruckend faktenreicher Roman über eine bedrohliche Entwicklung.

Maja Lundes „Die Geschichte der Bienen“ ist ein aufrüttelndes literarisches Plädoyer für die Natur

Die Geschichte der Bienen

Shutterstock: © Catalin Petolea – Bildnummer: 404083366

2017 fehlen in Europa 7 Milliarden Bienen

Die Bienen sterben in Massen und keiner weiß warum. Diese Nachricht steht beinahe jeden Tag in der Zeitung. Dass mit den Bienen irgendwann auch die Menschen sterben werden, weil etwa 80 Prozent der Pflanzen auf eine Bestäubung durch Bienen angewiesen sind, sickert leider nur sehr langsam ins kollektive Bewusstsein. Maja Lunde hat aus der Beschreibung dieser bedrohlichen Entwicklung einen facettenreichen Roman gemacht. „Die Geschichte der Bienen“ erzählt aus drei verschiedenen Perspektiven vom Leben der Bienen und ihrer Menschen:

„Hinter jedem großen Erfinder stehen mindestens ein Dutzend Enttäuschte, die zu spät dran waren.“

Wir tauchen ein in das Schicksal des Samenhändlers William, der sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts den Kopf über den perfekten Bienenstock zerbricht. Doch jedes Mal, wenn William glaubt, nun endlich eine Erfindung gemacht zu haben, die die Imkerei revolutionieren und ihn von seinen Geldsorgen befreien wird, erfährt er, dass ihm bereits ein anderer Bienenforscher zuvorgekommen ist.

Spritzmittel, Varroamilbe, extreme Wetterlagen und Monokulturen machen den Bienen das Leben schwer

Die zweite Person, an deren Überlebenskampf wir in „Die Geschichte der Bienen“ teilnehmen, ist der Imker George. Er lebt in unserer Gegenwart und erfährt die Folgen des Colony Collapse Disorder – des milliardenfachen Sterbens der Bienen auf der ganzen Welt – am eigenen Leib: „2017 wurde festgestellt, dass in Europa sieben Milliarden Bienen fehlten.“ Die Folge dieser Entwicklung: Die Fleischproduktion geht mangels Futterpflanzen zurück. Milchprodukte gibt es keine mehr und am Horizont zieht eine schwere Nahrungsmittelkrise auf.

„Plötzlich wurden landwirtschaftliche Erzeugnisse zu Mangelware.“

Und schließlich reisen wir mit der dritten Protagonistin von Maja Lundes Roman „Die Geschichte der Bienen“ in die Zukunft: Die Chinesin Tao übt den Beruf der Pflanzenbestäuberin aus, denn Bienen, die diese Aufgabe übernehmen könnten, gibt es im Jahr 2098 nicht mehr. Doch ist dies nicht Taos größtes Drama.

„Ohne die Bienen lagen mit einem Mal tausende Hektar Felder brach.“

Eines Tages lässt sie nämlich ihren kleinen Sohn nur wenige Minuten aus den Augen – und schon ist er spurlos verschwunden. Die Mutter findet heraus, dass Wei-Wen wohl einem „Unfall“ mit Bienen zum Opfer gefallen sein muss und dass ihn die chinesische Regierung gekidnappt hat. Welches Interesse die Sicherheitskräfte an dem Jungen haben, bleibt lange ein ein Geheimnis. Tao sucht in einer erschreckenden Endzeit-Welt nach Wei-Wen und stößt dabei in einem alten Zeitungsartikel auf Gründe für die schreckliche Situation, in der sich die Weltbevölkerung am Ende des 21. Jahrhunderts befindet: „Hundert Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg war die Erde kein Lebensraum mehr, der von Milliarden Menschen bevölkert werden konnte. Im Jahr 2045 gab es keine Bienen mehr auf der Welt.“

„Blühende Büsche ohne Beeren, Bäume ohne Obst.“

Obwohl Maja Lundes „Die Geschichte der Bienen“ ein Roman ist, ersetzt dieses Buch die Lektüre eines Sachbuchs über Bienen und ihre Bedeutung für uns Menschen. Das Werk ist akribisch recherchiert und zeigt anhand dreier menschlicher Schicksale, auf welche Katastrophe die Menschheit gerade zusteuert. Wenn es noch jemanden gibt, der daran zweifelt, dass die Weltengemeinschaft schnellstmöglich den Einsatz von Pestiziden, die weitere Ausbreitung von Monokulturen, die Ausweitung der extensiven Landwirtschaft und den Klimawandel bekämpfen muss – dieses Buch wir ihm die Augen öffnen. Maja Lunde zeigt, wie alles zusammenhängt und führt am Ende die Erzählstränge zusammen. „Die Geschichte der Bienen“ ist ein wichtiges Buch, das zum genau richtigen Zeitpunkt erscheint. Denn noch könnte die Menschheit die drohende Katastrophe abwenden. Allerdings sollten wir am besten heute damit beginnen, sonst wird es unseren Kindern ergehen wie Tao und ihrem Sohn Wei-Wen.

ISBN 978-3-442-75684-1

528 Seiten

€ 20,00

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/joerg-steinleitner/" target="_self">Jörg Steinleitner</a>

Jörg Steinleitner

Geboren 1971, studierte Jörg Steinleitner Jura, Germanistik und Geschichte in München und Augsburg und absolvierte die Journalistenschule. Er veröffentlichte rund 25 Bücher für Kinder und Erwachsene. Steinleitner ist seit 2016 Chefredakteur von BUCHSZENE.DE und lebt mit Frau und drei Kindern am Riegsee.

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