ISBN 978-3-8251-5147-8

224 Seiten

€ 17,00

Anlässlich des Erscheinens ihres Jugendromans „Battle“, spricht Maja Lunde mit umwerfender Offenheit über ihre eigene Kindheit und Jugend, über die Liebe und etwas, das ihr richtig peinlich ist.

„Battle“ – Maja Lunde im Interview über ihre Jugend und Romane

Maja Lunde Battle

© Maja Lunde

Maja Lunde, Sie haben mit Ihrem Debütroman „Geschichte der Bienen“ in Deutschland das erfolgreichste Buch des Jahres 2017 geschrieben. Beflügelt Sie dieser Erfolg beim Schreiben eines neuen Romans oder ist es eine Last?

In erster Linie ist es für mich inspirierend. Ich bin sehr dankbar, dass ein Roman über die Natur, über Bienen und über die Bedeutung all der kleinen Lebewesen in unserer Welt so erfolgreich war, und ich möchte weiterhin über verwandte Themen schreiben.

Ihr Werk „Battle“, das nun auf Deutsch erscheint, ist ein Jugendroman. Allerdings hat die ergreifende Geschichte einer Teenagerin, deren Traum vom Leben als Tänzerin durch den Bankrott ihres Vaters in Frage gestellt wird, auch das Zeug, erwachsene Leser zu fesseln. Was sagen Sie dazu, dass uns Amelies Geschichte fast noch ein bisschen mehr mitgerissen hat als „Geschichte der Bienen“?

Dass Sie dann jung im Herzen sein müssen. Für mich war das Schreiben des Buches wie ein Sprung in die schwierigste und aufregendste Zeit meines Lebens. All die Verlegenheiten, all die Ängste, all das Glück … Ich erinnerte mich plötzlich an so viele Erlebnisse, und ich bin sehr glücklich, wenn Leser mir erzählen, dass das Buch ihre Augen auf die gleiche Weise öffnet.

„Battle“ erzählt eine Romeo-und-Julia-Geschichte. „Solche wie du kommen nie mit solchen wie mir zusammen“, hält Mikael der von ihm geliebten Amelie vor, weil sie aus einem feinen Stadtteil Oslos stammt, während er ein Migrantenkind aus den Randbezirken ist. Doch der Tanz bringt sie zusammen. Wie sind Sie auf das Tanz-Thema gekommen? Tanzen Sie selbst?

Ich bin eine schreckliche Tänzerin, ganz ehrlich, ich tanze ganz fürchterlich. Deshalb bin ich so fasziniert von Menschen, die tanzen können. Der Roman war eigentlich als Drehbuch für einen Film gedacht – ich habe ja früher als Drehbuchautorin gearbeitet. Doch dann wurde mir klar, dass daraus auch ein Buch werden könnte. Mittlerweile ist der Film in der Postproduktion. Er hat im Herbst in Norwegen Premiere.

In Ihrem Roman geht es aber um viel mehr als ums Tanzen. „Battle“ handelt auch von Hochmut und Fall, von Reichtum und Armut, von Lüge und Ehrlichkeit, Ausgrenzung und Integration. All das haben Sie in diesen „kleinen“ Roman gepackt. Schreiben Sie eher intuitiv oder mit einem klaren Plan? Entwickelt sich Ihre Geschichte während des Schreibens?

Da das Ganze ja als Filmidee angefangen hatte, hatte ich bereits eine ziemlich klare Vorstellung von der Geschichte, als ich mit der Arbeit an dem Roman begann. Sowohl die Schlüsselszenen als auch die Charaktere hatte ich schon im Kopf. Doch während des Schreibens ist dann doch noch einiges passiert. Sich in Amelies Kopf und Herz hineinzuversetzen, zu fühlen, was sie fühlte, in ihr aufzugehen, das alles war für mich ein wichtiger Teil des Schreibprozesses. Ich musste wieder siebzehn sein – mit allem Spaß und allem Schmerz, der dazu gehört.

Das ist Ihnen sehr gut gelungen. Sie erzählen absolut glaubwürdig von den Wirren des Erwachsenwerdens und von der ersten Liebe. Selbst sind Sie Mutter dreier Söhne. Haben Sie sich von denen beraten lassen? Oder von Ihrem Mann?

Nein, nicht wirklich. Meine Kinder waren noch zu klein. Aber ich glaube, dass sich jeder von uns mit dem Thema des Buchs und den geschilderten Gefühlen identifizieren kann – unabhängig davon, wie alt man ist.

Wenn Sie sich an Ihre eigene Jugend zurückerinnern: Was war das Schönste und was das Schlimmste?

Die großen Gefühle, das Zittern, das Glück, der Kummer, die Höhen und Tiefen. Das alles mitzuerleben, ist sowohl das Schönste als auch das Schlimmste.

Gehörten Sie eher zu den Kindern aus wohlhabendem Elternhaus oder zu jenen aus den Randbezirken? Wie war Ihre Jugend?

Ich bin im Zentrum von Oslo aufgewachsen, mit einer alleinerziehenden Mutter. Wir hatten viele Bücher, aber wenig Geld. Die meisten meiner Mitschüler kamen aus ziemlich ähnlichen Verhältnissen. Als ich dann mit sechzehn Jahren aufs Gymnasium wechselte, besuchte ich eine Schule mit sehr reichen jungen Leuten, die aus Oslos besten Vierteln stammten. Das war ein Schock für mich. Ich fühlte mich nicht gleichwertig. Oslo war, und das ist es immer noch, eine extrem geteilte Stadt. Diese Unterschiede und das Gefühl, eine Außenseiterin zu sein – damit begann vermutlich diese Geschichte.

Am Ende bündelt sich in „Battle“ alle Spannung in einem Tanzwettbewerb. Gibt es ein Happy End?

Das müssen die Leser entscheiden. Aber für mich ist es eines. Ich bin nun mal eine hoffnungslose Romantikerin.

Beinahe parallel zu Ihrem Jugendroman „Battle“ erscheint ihr zweiter Roman für Erwachsene, „Die Geschichte des Wassers“, auf Deutsch. Gibt es noch eine Gemeinsamkeit zwischen den beiden Werken?

In beiden geht es um die Liebe. Und über die Liebe zwischen Menschen mit sehr unterschiedlichem Background. „Die Geschichte des Wassers“ ist eine Liebesgeschichte, nein, es sind vielmehr zwei Liebesgeschichten, aber es ist auch ein Roman über Gesellschaftsschichten und Konflikte. Also gibt es in der Tat einige Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Büchern, auch wenn sie sehr unterschiedlich sind.


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<a href="https://buchszene.de/redakteur/joerg-steinleitner/" target="_self">Jörg Steinleitner</a>

Jörg Steinleitner

Geboren 1971, studierte Jörg Steinleitner Jura, Germanistik und Geschichte in München und Augsburg und absolvierte die Journalistenschule. Er veröffentlichte rund 25 Bücher für Kinder und Erwachsene. Steinleitner ist seit 2016 Chefredakteur von BUCHSZENE.DE und lebt mit Frau und drei Kindern am Riegsee.

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