Frau Bluhm liest „Tiefer als der Abgrund“: 4 von 5 Blu(h)men
Ein 16-jähriger Teenager ermordet seine Schwester
Vor zehn Jahren ermordete Elias, damals 16, seine Schwester brutal durch einen Stich ins Auge. Bis heute hat er keinerlei Erinnerung an die Tat. Als er nun aus dem Gefängnis entlassen wird, kämpft er stetig mit der Angst, dass das Monster, das in ihm lauert, wieder an die Oberfläche kommt. Geplagt von Zweifeln an seiner eigenen Person und voller Zukunftsängsten wendet er sich an Psychologen Malte Fischer, der ihm helfen soll, wieder in der Gesellschaft Fuß zu fassen.
Kommissarin Svensson zweifelt an der Schuld des Täters
Malte, der mit den Schatten seiner eigenen Vergangenheit zu kämpfen hat, gelingt es, den sensiblen jungen Mann Stück für Stück ins Leben und zu seinen Erinnerungen an die Mordnacht zurückzuführen. Doch dann geschieht ein weiterer Mord, der dem an Elias Schwester sehr ähnlich ist. Kommissarin Freya Svensson beginnt zu ermitteln. Parallel dazu, dass Elias‘ Erinnerungsvermögen wiederhergestellt wird, häufen sich die Zweifel an seiner Schuld und wächst die Gefahr, in der Elias und sein gesamtes Umfeld schweben.
Christian Kraus hat sich eine spannende Hauptfigur ausgedacht
Dieser Elias, den sich Christian Kraus für seinen Kriminalroman „Tiefer als der Abgrund“ ausgedacht hat, ist eine spannende Romanfigur. Er ist hochintelligent und übersensibel, was vom Autor sehr authentisch dargestellt wird. Man merkt an diesem Charakter, dass der Autor als Arzt und Psychiater eigene Erfahrung im Feld der Psychotherapie mitbringt. Die Zweifel, die Gewissenskonflikte und die Probleme, die auf beiden Seiten der Couch eines Therapeuten zu finden sind, wirken greifbar und sind gut nachzuvollziehen.
Ich möchte aber auch etwas Kritisches über „Tiefer als der Abgrund“ sagen
Leider bleiben die anderen Charaktere, wie zum Beispiel die taffe Ermittlerin Freya Svensson dann aber doch recht blass. Mich hätte interessiert, was diese eigentlich sehr interessante Figur antreibt. Genau wie der Anwalt, der Elias in seinem Fall vor Gericht vertreten hat. Da wäre mehr Luft nach oben gewesen. Die Tatsache, dass man erst ziemlich spät erfährt, ob Elias nun zu Recht verurteilt worden ist, gefällt mir allerdings besonders gut. Hier beweist Christian Kraus seine erzählerische Qualität.
Christian Kraus ist ein spannender Krimi mit guten Wendungen geglückt
Man kann jetzt darüber debattieren, ob die Handlung dieses Thrillers nachvollziehbar und logisch aufgebaut ist. Die Zufälle, die der Storyline von „Tiefer als der Abgrund“ zugrunde liegen, erscheinen oft recht konstruiert und gewollt. Nichtsdestotrotz ist es aber ein gut aufgebauter und vor allem sorgfältig recherchierter Thriller, der mit Spannung und guten Wendungen aufwartet und so für gute Unterhaltung sorgt.
