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Uve Teschners Bariton saugt einen geradezu in die Geschichte hinein
Solche Glücksfälle erlebt man als Hörbuchhörer selten: Dass sich einer ohnehin schon fantastischen und brandaktuellen Romanvorlage ein Sprecher annimmt, der es versteht, das Ohr zu hypnotisieren. Margaret Atwoods neu, mit einem fulminanten Uve Teschner am Mikrofon eingespielte Maddaddam-Trilogie ist ein solches Stück. Uve Teschners Bariton saugt einen geradezu in die dystopische Geschichte hinein. Und so bleibt zu hoffen, dass nach der Auszeichnung Margaret Atwoods mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und dem internationalen Franz-Kafka-Literaturpreis, bald auch Hörbuchinterpret Uve Teschner mit einem Preis belohnt wird.
Gentechnik und Gottesgärtner, die auf Hochhäusern Bio-Food machen
Mit ihm als literarischem Reiseleiter düsen wir allerdings in eine düstere Zukunft: Im ersten Band der Maddaddam-Trilogie, „Oryx und Crake“, beschreibt Margaret Atwood eine von Krankheiten und Naturkatastrophen heimgesuchte Endzeitwelt. Im thematischen Fokus stehen die Gentechnologie und ihre zerstörerischen Auswirkungen. Band 2, „Das Jahr der Flut“, zeigt die weiteren Folgen der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung: Die Gottesgärtner, Anhänger einer christlichen Öko-Sekte, züchten Bienen und produzieren Bio- Lebensmittel auf den Dächern der Hochhäuser und bilden damit für Toby und Ren, die Protagonistinnen des zweiten Teils, die letzte Bastion.
Eine Spezies, die Gras isst, schnurrt und durch und durch gut ist
In „Die Geschichte von Zeb“ treibt Atwood ihre vielschichtige Zukunftsvision auf die Spitze. Ein Geheimwissenschaftler hat eine Seuche verursacht, der nicht daran glaubte, dass die Menschheit es wert sei, auf der Erde zu leben. Stattdessen hat er die humanoide Rasse der Craker erschaffen, eine Spezies, die sich darin gefällt, Gras zu essen, zu schnurren und durch und durch gut zu sein. Da spürt man bei aller Dramatik Atwoods unverwechselbaren Humor! Mit diesen Crakern und den letzten Menschen leben Toby, die Heilerin, und ihr Liebhaber Zeb zusammen. Nur im Notfall verlassen sie das Dorf, um in den geplünderten Geschäften nach Brauchbarem zu suchen. Doch es droht immer Gefahr.
Auch in diesem Hörbuch offenbart sich Margaret Atwoods skurriler Humor
Margaret Atwood hätte aus dieser Trilogie einen beängstigenden und pessimistischen Roman mit bitterem Ende machen können, doch stattdessen beweist sie eine Vorliebe für Skurrilität: Weil die Menschen in ihrem Leid so oft „Oh Fuck“ sagen, glauben die Craker, es handle sich um eine Art Schutzgeist, den man nur zur Hilfe rufen müsse.