Lieber solo als allein Tessa Hennig

ISBN ‎978-2-4967-1772-3

320 Seiten

€ 11,99

Heiraten auf Italienisch: Chaos, Herausforderungen, aber auch unerwartete Chancen für drei starke Frauen. Tessa Hennig im Interview über ihren Roman „Lieber solo als allein“.

Mit „Lieber solo als allein“ entführt Tessa Hennig zum turbulenten Familienfest ins schöne Perugia

Lieber solo als allein interview

Frau Hennig, im Zentrum Ihres Romans „Lieber solo als allein“ steht eine Hochzeit in Italien: Leonie, die mit 24 kurz vor dem Ende ihres Touristik-Studiums steht, möchte den jungen Italiener Matteo heiraten. Es soll eine Traumhochzeit in Perugia werden. Die einzelnen Familienmitglieder reisen mit gemischten Gefühlen zu dem Hotel, das von Matteos Eltern betrieben wird. Fangen wir mal mit Katrin und Oliver an, Sophies getrennten Eltern …

Kind aus dem Haus, Karrieresprung und schier unbegrenzte Freiheit mit Top-Posten in einer Unternehmensberatung. Katrin konnte nicht widerstehen, zumal Oliver ihr mit seiner Arbeit im Home-Office die Luft zum Atmen abgeschnürt hat – er sich auch, aber ohne es zu merken. Doch ungezügelte Freiheit wird sehr schnell zur langweiligen Routine, wenn man zum fünften Mal im gleichen Luxushotel in Hongkong ist. Sie verliert gar ihren Wert, wenn man sie mit niemandem teilen kann. Und auch Oliver muss einsehen, dass „lieber solo als allein“ auch nicht das Gelbe vom Ei ist.

Was bewegt die italienischen Bräutigam-Eltern, die Hoteliers Sophia und Carlo?

Italiener wollen naturgemäß jede Menge Bambini. Eine glänzende Hochzeit für Tochter und Sohn. Hauptsache der Tradition folgen, auch wenn sie selbst bereits ein Leben weit abseits davon führen.

Matteos Schwester Angelina hütet vor den Eltern ein Geheimnis. Was bedeutet das für die Familie?

Höchstes Ungemach! So eine hübsche Tochter, erfolgreich im Beruf als Architektin. Sie könnte Angelina Jolie locker Konkurrenz machen. Dummerweise sucht sie keinen Brad Pitt. Somit scheidet sie für Carlo in Sachen Nachwuchs aus. Jetzt müssen Leonie und Matteo ran!

Auch Sophies Oma Gabriele hat sich auf den Weg gemacht. Sie beschäftigt vor allem das Gefühl der Einsamkeit?

Nach dem Tod ihres Mannes lebt sie nur noch für ihren Garten und zieht sich von der Welt immer mehr zurück. Ihre Tochter und Enkelin leben in München, sie in Altdorf bei Nürnberg. Aus dem Alleinsein wird schleichend lähmende Einsamkeit, doch dann erinnert sie sich an die Tage, als für sie Alleinsein keinen faden Nachgeschmack hatte.

Für Gabriele tut sich ein Lichtblick auf: die Begegnung mit dem Fremdenführer Francesco, der eigentlich jemand anderen am Bahnhof abholen wollte …

Francesco hat das gleiche Schicksal wie Gabriele ereilt, doch er steht mitten im Leben. Ein quirliger Kauz, der Touristen seine Heimat zeigt – auch Gabriele, deren Herz nicht nur für Bella Italia heftig zu schlagen beginnt. Wenn jemand sie aus dem Mief ihres Alltags holen kann, dann er.

Ihr Roman kreist auch darum, wie verschieden es sich anfühlen kann, allein zu sein. Sie beschreiben das sehr nachvollziehbar und lebensnah. Haben Sie hier auch auf eigene Erfahrungen zurückgegriffen?

Wer kennt das nicht? In jungen Jahren cool das Singleleben genießen. Reisen allein? Aufregend. Viele Leute kennenlernen. Dann die große Liebe. Kinder. Der Fun-Freundeskreis wird zur erweiterten Kinderkrabbelgruppe. Alltag, Enge, Stress. Oh, wie schön wäre es jetzt mal wieder wie früher allein zu sein. Freude trennen sich. Der Mann jammert, die Frau wird dafür bewundert, sich befreit zu haben. Stirbt der Mann, wird sie bemitleidet. Dann kommt der Herbst des Lebens. Da möchte man nicht allein sein, weil die Kräfte schwinden und jede helfende Hand willkommen ist. Zu zweit lässt sich Vieles zudem besser ertragen. Kurzum: Alles ist eine Frage der Perspektive, die man einnimmt und letztlich gilt, dass aus Alleinsein nur dann Einsamkeit wird, wenn man das Glück in sich selbst nicht mehr findet, es erst wieder ausgraben und manchmal sogar neu entdecken muss.

Was macht Einsamkeit mit uns – und was Alleinsein?

Einsamkeit macht träge und krank, zersetzt die Seele. Vorher die Bremse ziehen. Raus ins Leben, sich dazu zwingen, und wieder lernen, dass das Alleinsein auch seine Vorteile hat. Sich an die glücklichen Tage des Alleinseins – meist in der Jugend – erinnern. Gabriele gibt das im Roman Kraft. Sie nimmt sich notgedrungen die Zeit, um sich mit sich selbst zu beschäftigen. Neues zu entdecken, neue Freunde zu finden, kommt mit hinzu, denn das Leben hat viel zu bieten.

Wenn man den Titel Ihres Romans weiterdenkt, könnte man auf die Idee kommen, dass es besser ist allein und glücklich zu sein, als zu zweit und unglücklich. Wie denken Sie darüber?

Beziehungen haben es manchmal so an sich, dass man sich trotz eines Partners allein (gelassen) fühlt. Dann lieber doch solo? Doch das ist auch nicht die Lösung, wie vor allem Katrin am eigenen Leib erfährt.

Fürs Solo-Sein braucht es Mut. Wie kann das Alleinsein gelingen – also einem ein gutes Gefühl geben?

Es gelingt, wenn man Lebensglück in sich selbst sucht, es bewahrt und nicht von äußeren Einflüssen abhängig macht – und schon gar nicht von Glücksrezepten, die einem medial verkauft werden. Einfach Ich-Sein! Die Ironie dabei ist, dass Menschen, die dazu in der Lage sind, den anderen, auch ihren Partnern, mehr Glück schenken können, was wiederum jeder Form von Beziehung zugutekommt.

Bei Katrin, die als Seniorpartnerin einer Unternehmensberatung bislang beruflich ziemlich erfolgreich war, hat man immer das Gefühl, dass sie sich selbst im Weg steht. Warum ist das so?

Katrin hadert mit sich selbst, weil es ihr schwerfällt, Fehler einzugestehen. Doch die Ereignisse in Italien rütteln sie wach. Die Freiheit, der sie hinterhergehechelt ist, entpuppt sich als Gefängnis, aus dem sie sich befreien muss.

Je länger die Hochzeitsgäste zusammen sind, umso mehr löst sich der Lack von der glänzenden Fassade der vermeintlich heilen Familien und Ehen …

Es geht turbulent zu in Perugia und Assisi. Denn jeder hat ein Geheimnis. Eine Hochzeit mit all dem Drumherum ist die ideale Gelegenheit, um sie den Protagonisten herauszukitzeln.

Dann passiert ein schlimmer Unfall, es kommt zu Missverständnissen und kleineren und größeren Gemeinheiten – und am Ende spitzt sich alles so zu, dass sogar die Traumhochzeit auf der Kippe steht. Hat „Lieber solo als allein“ also kein Happy End?

Ich mag weder Filme noch Romane ohne Happy End. Der Weg dorthin darf gerne steinig sein. Es darf mitgelitten, mitgefiebert und mitgelacht werden. Herz und Humor – darf sowieso in keiner meiner Geschichten fehlen.

In Ihrem Roman werfen Sie auch die Frage auf, ob eine glückliche Ehe, ein Leben lang, überhaupt funktionieren kann. Was meinen Sie?

Vermutlich hängt das nicht nur von den Charaktereigenschaften jedes einzelnen, sondern auch von den Lebensumständen hat. Schon in „Emma verduftet“, kam ich allerdings zu dem Schluss, dass der beste Partner derjenige ist, für den man sich entscheidet. Alternativen gibt es immer, doch sobald die Flügel des neuen Schmetterlings einmal schlapp machen, wird das Neue zum Alten. Gemeinsam zu wachsen, Probleme zu meistern und das Erlebte als kostbaren Schatz anzusehen, den es zu hüten gilt, ist meiner Erfahrung nach das stabilste Fundament für eine glückliche Ehe, die gerne bis der Sensenmann vorbeischaut halten darf.

Ihre Geschichte spielt in der schönen italienischen Stadt Perugia. Warum haben Sie sich diesen Schauplatz ausgesucht?

Immer nur Adria? War mir schon als Kind zu öde. Italien hat so viele Facetten, die es zu entdecken gilt – und Umbrien ist seine grüne Seele. Sanfte Hügel, malerische Dörfer und ein reiches kulturelles Erbe machen eine Reise lohnend. Perugia begeistert mit charmanten Gassen, mittelalterlicher Architektur, imposanten Bauwerken und einer lebhaften Studentenatmosphäre. Und Assisi? Geburtsstadt des heiligen Franziskus und UNESCO-Weltkulturerbe. Die Stadt verzaubert mit spiritueller Atmosphäre, malerischen Gässchen und atemberaubenden Ausblicken. Und wer Baden will, der kommt am nahe gelegenen Lago Trasimeno auf seine Kosten. Die Protagonisten erleben all das in Umbrien hautnah.

Als Tara Haigh schreiben Sie historische Romane. In welchem Genre fühlen Sie sich am wohlsten?

Das eine ist ein schöner Ausgleich für das andere. Ich lache gerne und liebe Situationskomik. Tessa kann sich in Büchern wie „Solo“ mit Herz und Humor in aus dem Leben gegriffenen Geschichten so richtig austoben und dabei noch Themen ansprechen, die die Leserschaft bewegen. Bei meinem historischen Label grabe ich gerne Aspekte der Weltgeschichte aus, die gemeinhin nicht so bekannt, oder bisher kaum literarisch in Erscheinung getreten sind. Recherche macht Spaß, erweitert den Horizont. Die Geschichten sind spannend und erfordern auch literarisch andere Fähigkeiten. Wer beispielsweise „Die Klänge der Freiheit“ gelesen hat wird vermutlich gar nicht glauben können, dass Tessa und Tara ein und dieselbe Person sind.

ISBN ‎978-2-4967-1772-3

320 Seiten

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Annika von Schnabel

Nach einem Studium der Anglistik und Kunstgeschichte und einem Volontariat in der Kulturredaktion, machte sich Annika von Schnabel als Journalistin selbständig. Besonders gerne schreibt sie über Kinderbücher, Gesundheitsbücher und Romane. Die Mutter zweier Kinder ist verheiratet und mag Katzen.

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