Frau Bluhm liest „Die Oxford-Morde“ : 4 von 5 Blu(h)men
Der junge Mathematiker stößt in Oxford auf eine Leiche
Um seinen Doktortitel in Mathematik zu erhalten, zieht es Guillermo Martínez‘ jungen Ich-Erzähler von Argentinien in die Universitätsstadt Oxford. Schon kurz nachdem er sein Studium dort aufgenommen hat, kommt es zu Komplikationen: Er findet seine Vermieterin ermordet in ihrer Wohnung auf. Zufällig an seiner Seite ist dabei der berühmte Mathematikprofessor Arthur Seldom, der von einer anonymen Botschaft an den Tatort gelockt wurde. Nachdem noch weitere Morde geschehen, rücken die Hinweise, die vom Täter am Verbrechensschauplatz hinterlassen wurden, und in der Form mathematischer Formeln verfasst sind, in den Vordergrund. Seldon und der junge, im Buch namenlose, Argentinier versuchen die Rätsel zu entschlüsseln, bevor noch weitere Menschen zu Schaden kommen.
„Die Oxford-Morde“ erinnert an Dan Brown, aber auch an Agatha Christie
In 40 Sprachen übersetzt und im Jahr 2008 für die große Leinwand mit Elijah Wood in der Hauptrolle verfilmt, erscheinen „Die Oxford-Morde“ und ihre preisgekrönte Fortsetzung „Der Fall Alice im Wunderland“ nun auch in der deutschen Lesewelt. Erinnert der Plot vom Klappentext sehr an Dan Browns Protagonisten Robert Langdon und seine weltweit bekannten Abenteuer, so steht die Schreibweise des argentinischen Autors doch im krassen Gegensatz zu der seines amerikanischen Kollegen. Guillermo Martínez‘ Debüt ist gekennzeichnet von zeitloser Eleganz. Angesetzt im Jahr 1994, könnte der Kriminalroman auch in jedem anderen Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts spielen. Diese Zeitlosigkeit, und auch der übrige Schreibstil erinnern an alte Meister wie Arthur Conan Doyle oder Agatha Christie.
Die Mathematik spielt in Guillermo Martínez‘ Roman eine große Rolle
Der Fall ist spannend aufgebaut und mit einigen überraschenden Wendungen versehen. Für mich beispiellos ist der hohe Anteil der Gespräche über Mathematik zwischen den beiden Hauptfiguren. Da diese einen großen Teil der Konversation einnehmen, entstehen für alle Nicht-Mathematiker stellenweise einige Längen, die aber natürlich auch Anlass zur tieferen Recherche geben könnten. Ich gebe zu, bei mir schlug diese Absicht fehl, ich konnte mit meiner mathematischen Schulbildung der Handlung komplett folgen und verzichtete daher darauf tiefer in die Thematik einzutauchen. Mathe war schon in der Schule nie mein Steckenpferd.
Durch mathematische Formeln einen Täter ermitteln – interessante Idee
Dennoch konnte ich bei der Lektüre von „Die Oxford-Morde“ durchaus verstehen, was die beiden Protagonisten so an ihrer selbstgewählten Leidenschaft von Zahlen und Formeln fasziniert. Die Versuche der beiden, durch die Lösung mathematischer Formeln den Täter zu ermitteln, und vor allem weitere Morde zu verhindern, erlebte ich als spannend und stellenweise konnte ich die Poesie der Zahlen sogar nachvollziehen. Selbstverständlich merkt man beim Lesen jederzeit, dass auch der Autor aus der Welt der Mathematik zum Schreiben kommt.. Ein Werdegang, den ich sehr interessant finde, denn vor der Lektüre des Romans konnte ich mir keine zwei unterschiedlicheren Berufe vorstellen. Ein Spagat, der Guillermo Martínez aber gut gelungen ist.
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