ISBN 978-3-423-71309-2

104 Seiten

€ 6,95

Ein Mädchen, das anders ist spielt die Hauptrolle im wichtigsten Kinderbuch der jüngst verstorbenen Christine Nöstlinger. Warum wir „Die feuerrote Friederike“ gerade heute dringend wieder lesen sollten.

Christine Nöstlingers „Die feuerrote Friederike“ ist gerade heute wieder brandaktuell

Die feuerrote Friederike - Christine Nöstlinger

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Frau Bluhm liest: „Die feuerrote Friederike“ 5 von 5 Blu(h)men

5 Blumen Frau Bluhm liest


„Die feuerrote Friederike“ war mein erstes Selberlese-Buch

Als ich kürzlich davon erfuhr, dass Christine Nöstlinger am 28. Juni 2018 gestorben ist, erinnerte ich mich daran, wie ich als Kind „Die feuerrote Friederike“ las. Es war eines der ersten Bücher, die ich selbstständig lesen konnte und seitdem ist es immer Teil meines Bücherschrankes gewesen. Allein schon aus nostalgischen Gründen. Doch bin ich der festen Überzeugung, dass auch wir Erwachsenen immer wieder etwas aus Friederikes Geschichte lernen können. Bei der erneuten Lektüre vor ein paar Tagen fiel mir zusätzlich vor allem die Tatsache auf, dass grundlegende Bedürfnisse und Lerninhalte für Kinder wohl für alle Zeiten gleichbleiben werden. Doch greifen wir mal nicht vor  – das ist Friederikes Geschichte:

Dieses Mädchen ist einfach anders – und das finden viele komisch

Die feuerrote Friederike lebt mit ihrer Tante Annatante und der Katze Kater als scheinbar ganz normales Mädchen. Und doch lachen die Leute, wenn sie Friederike sehen, vor allem die Kinder. Sie rufen Dinge wie „Feuer! Feuer! Achtung, die Rote kommt!“ Denn Friederike ist nicht wie andere Kinder. Sie ist dick, hat feuerrotes Haar und keine Eltern. Und nur einen einzigen Freund auf der Welt, Bruno, den farbenblinden Briefträger. Friederike ist anders, und „anders“ verstehen die Kinder in der Schule nicht. Friederike wird gehänselt und gequält, sie ist unglücklich und traurig. Doch alles ändert sich, als das Mädchen herausfindet, dass seine Haare Zauberhaare sind, die brennen, wenn man einen Zauberspruch sagt und die einen fliegen lassen, wenn man die Stirn im richtigen Rhythmus runzelt. Friederike beginnt sich gegen die gemeinen Kinder zu wehren, doch versteht sie schon bald, dass Gewalt mit Gewalt zu vergelten der falsche Weg ist. Gut, dass es einen Ausweg gibt: Friederike findet in einem alten Buch einen Brief ihres Vaters, der in einem Land lebt, in dem alle Menschen glücklich sind. Der Nachteil: Man kommt nur dorthin, wenn man mit seinen roten Haaren hinfliegt. Der Vorteil: Nun erfährt Friederike, was Zusammenhalt wirklich bedeutet.

Friederike holt die Kinder genau da ab, wo sie stehen

Christine Nöstlinger hat so viele Bücher geschrieben, doch dieses hier war ihr allererstes und für mich ihr allerschönstes. Ich finde es auch heute noch faszinierend, wie gut die Autorin die Kinder da abholt, wo sie stehen. Sie findet genau die richtige Mischung zwischen fantastischer Handlung und grauer Realität, um ihre jungen Leser nicht nur mit einer amüsanten Geschichte zu unterhalten, sondern ihnen auch ein kleines Stück Weisheit auf ihren Lebensweg mitzugeben.

Christine Nöstlinger beweist: Mobbing gab es schon immer

Lange bevor der Begriff „Mobbing“ in aller Munde war, litten Kinder schon unter den Hänseleien und Demütigungen von Altersgenossen. Nicht, dass es uns Erwachsenen da besser ginge, aber im Normalfall haben wir uns bereits Abwehrmechanismen angeeignet. Die Kleinsten wissen noch nicht so genau, wie sie ihre Seele schützen können. Sie sind auf uns angewiesen, damit wir ihnen zeigen wie wundervoll und beglückend Einzigartigkeit sein kann. Kinder brauchen einfühlsame Vorbilder und wertvolle Literatur, wie die von Christine Nöstlinger etwa.

Warum „Die feuerrote Friederike“ brandaktuell ist

Die Autorin holt die Kinder mit der Geschichte der feuerroten Friederike in ihrer direkten Erfahrungswelt ab. Bereits im Vorschulalter können Kinder verstehen, was es bedeutet „anders“ zu sein. Nun sind es heutzutage vielleicht nicht mehr rote Haare, die einen stigmatisieren, doch hat die Menschheit noch nie davor haltgemacht, eine Vielzahl an Andersartigkeiten hervorzubringen, zu fürchten und zu verdammen.

Gerade im Zuge der Flüchtlingspolitik könnte es auch für manchen Erwachsenen sinnvoll sein, sich ein wenig mit Christine Nöstlingers Gedanken zu beschäftigen. Sie sind heute so aktuell und wahr wie vor beinahe 50 Jahren. Und vielleicht sind es genau solche Geschichten wie die von Friederike, die dabei helfen, den Erwachsenen von morgen zu ein wenig mehr Empathie und Offenheit zu verhelfen. Wenn auch nur eines von 100 Kindern, denen ich diese Geschichte vorgelesen habe, sich irgendwann an Friederikes Erfahrungen erinnert und danach handelt, dann ist die Welt wieder ein kleines Stückchen besser geworden.

ISBN 978-3-423-71309-2

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/frau-bluhm/" target="_self">Frau Bluhm</a>

Frau Bluhm

Geboren 1984 in Aschaffenburg, studierte Katharina Bluhm Psychologie und arbeitet seither als Erzieherin. Sie liebt Bücher und Filme. Seit 2017 bewertet sie in ihrer Kolumne „Frau Bluhm liest“ für BUCHSZENE.DE mit Begeisterung, aber auch kritisch Bücher jeden Genres. Sie lebt mit ihrer Familie in Aschaffenburg.

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