Die Liebe von Rahel und Peter ist in die Jahre gekommen
„Wenn er mit mir nur halb so viel sprechen würde, denkt Rahel und sieht Peter hinterher, als er die Stute Richtung Koppel führt.“ Rahel ist mehr als ihr halbes Leben mit Peter verheiratet, die beiden haben zwei erwachsene Kinder. Ihre Liebe ist in die Jahre gekommen. Daniela Kriens Roman „Brand“ erzählt auf beeindruckende, mitunter verstörend präzise Weise vom Älterwerden miteinander.
Sie hüten das marode Haus, die Stute und den Storch
Eigentlich war ein Urlaub im bayerischen Oberland geplant. Doch einige Tage vor der Abreise erfährt Rahel, dass die Hütte, die sie für die Ferien ausgesucht hatte, abgebrannt ist. Stattdessen fahren Peter und sie in die Uckermark. Dort hüten sie das Haus einer Freundin, deren Mann wegen einer schweren Krankheit plötzlich ins Krankenhaus musste. Rahel und Peter kümmern sich um die Tiere – die Stute und ein Storch, der zu füttern ist, gehören auch dazu – und um den Garten.
Was, wenn Liebe und Erotik sich heimlich verabschiedet haben?
Rahel hätte gerne Sex mit Peter. Aber irgendwie ist auch die Erotik zwischen ihnen in die Jahre gekommen. Der Beginn des Klimakteriums hatte das Ganze nicht vereinfacht. Was tun, wenn die Liebe älter wird? Wenn die Entfernung zueinander schwerer wiegt als die Nähe? Wenn Leidenschaft nur noch in der Erinnerung existiert? Mit großem Einfühlungsvermögen kreist Daniela Krien um diese Fragen.
Kann dieser Sommerurlaub Rahels und Peters Liebe retten?
Zärtlich und dabei hochrealistisch zeigt sie, was mit einer dreißig Jahre bestehenden Ehe geschehen kann, deren Grundkonstanten eigentlich stimmen: Rahel und Peter sind angekommen in ihrem Leben. Sie wertschätzen einander, aus ihren Kindern ist etwas geworden, wenngleich Rahel noch immer verwundert ist, dass ihr Sohn ausgerechnet zur Bundeswehr gehen musste. Allerdings hat sich im Laufe eines kaum merklichen Prozesses die Liebe aus dieser an sich intakten Ehe davongeschlichen. Kann dieser Sommerurlaub, der sie – wegen Corona – nicht ins Ausland führt, etwas an der Situation ändern?
„Der Brand“ ist ein so fesselnder wie philosophischer Liebesroman
In der sommerlichen Gluthitze arbeiten sich die beiden Städter zunächst einmal aneinander und auch an den ihnen von der Freundin auferlegten Verpflichtungen zwischen marodem Gemäuer und pflegebedürftigen Tieren ab. Hilflos spüren sie die vielen nicht ausgesprochenen Gedanken und Sehnsüchte, die sich zwischen ihnen angesammelt haben. Vieles wirkt hoffnungslos. Doch am Ende tut sich in diesem ungewöhnlichen, so fesselnden wie philosophisch klugen Liebesroman ein zarter Hoffnungsschimmer auf. Daniela Kriens „Der Brand“ ist ein Roman, der zum Nachdenken anregt und aus dessen Lektüre sich Mut und Kraft ziehen lassen.