Eine blutjunge, talentierte Ballerina verschwindet spurlos
Es ist ein erschütternder Anblick, der sich den Bauarbeitern am Wiener Donaukanal bietet: An einem nebligen Herbsttag stoßen sie bei Grabungen auf eine verweste Kinderleiche. Der grausige Fund ruft Ex-Kommissar Levi Kant und die Psychiaterin Olivia Hofmann auf den Plan. Die Überreste entpuppen sich als Knochen der kleinen Rosa, die vor fünf Jahren plötzlich weg war – wie vom Erdboden verschluckt! Die kleine Rosa war eine begabte Balletttänzerin. Als sie seinerzeit vom Sommerfest im Park des Schlosses ihrer feinen Familie verschwand, nahm die Polizei sehr schnell einen Verdächtigen fest: Eine Zeugin hatte den Schausteller Andreas Sperl beobachtet, wie er die kleine Rosa in einen Lieferwagen zerrte. Außerdem fanden die Ermittler die blutige Jacke des Mädchens im Fahrzeug des jungen Mannes.
Der Mörder gesteht – und lässt doch die entscheidende Frage unbeantwortet
Der verdächtige Andreas Sperl wurde verhaftet und gestand tatsächlich in einem Verhör, Rosa ermordet zu haben. Allerdings machte er keinerlei Angaben darüber, wo er die Leiche versteckt hatte. Auch im Prozess bekannte er sich schuldig, schwieg jedoch eisern, als man ihn nach der Leiche fragte. Aufgrund seines Geständnisses und der Indizien wurde er zu fünfzehn Jahren verurteilt. Der Angeklagte akzeptierte das Urteil widerspruchslos. Doch Levi Kant, mittlerweile Kommissar im Ruhestand, geht dieser seltsame Fall bis heute nicht aus dem Kopf. Die Frage, die ihn nicht ruhen lässt ist folgende: Warum gesteht einer einen Mord, behält aber das Versteck der Leiche für sich? Der erfahrene Ermittler hält dies für ein vollkommen untypisches Verhalten.
Für Psychologin Olivia ist das Halstuch an der Mädchenleiche ein Schock
Doch dies ist nicht das einzige Rätsel in B.C. Schillers Kriminalroman „Böse Tränen“. Denn bei der Leiche von Rosa findet sich ein Halstuch, in das der Name Juli eingestickt ist. Für die Psychiaterin Olivia Hofmann ist diese Entdeckung ein Schock. Schließlich heißt auch ihre eigene Tochter Juli; und Juli ist ebenfalls vor fünf Jahren spurlos verschwunden – gemeinsam mit ihrem Vater. Wurde also auch Juli ermordet? Aber warum liegt ihr Halstuch bei einer anderen Mädchenleiche? Und weshalb schreibt der geständige Mörder Andreas Sperl „Ich verzeihe dir“ an die Wände seiner Zelle?
Olivia Hofmann beschließt, den Mörder im Gefängnis zu besuchen – ein riskanter Plan. Und je tiefer sie und Levi Kant in den Fall eintauchen, mit umso mehr Ungereimtheiten sehen sie sich konfrontiert: Mit der Familie der ermordeten Rosa stimmt ganz sicher etwas nicht. Zwar verkehrt die Sippe in der Wiener High Society, eine Schwester der Toten ist mit dem achtzehn Jahre älteren Direktor der Wiener Staatsoper verheiratet; aber wo die Ermittler auch hinsehen, stoßen sie auf düstere Machenschaften, Zwistigkeiten und niedere Beweggründe. Und dann kommt der Tag, an dem Olivia Hofmann realisiert, dass auch sie selbst wegen ihrer Ermittlungen in großer Gefahr ist. Doch für die Psychologin kann es kein Zurück geben. Denn schließlich geht es um ihre eigene Tochter – und um eine große Hoffnung, von der sie nicht abweichen will: „‘Michael und Juli leben‘, flüsterte Olivia mit erstickter Stimme. ‚Ich habe sie vor ein paar Monaten auf dem Döblinger Friedhof gesehen.‘“
Am Ende führt B.C. Schiller sämtliche Erzählstränge elegant zusammen
Ob Olivia Hofmann damals wirklich ihre Tochter gesehen hat? Levi Kant hegt berechtigte Zweifel. Und auch sonst bleiben in B.C. Schillers raffiniert komponierten Krimi bis zum Schluss viele Verbindungen nebulös – bis zur Auflösung, die man so definitiv nicht erwartet hat.