ISBN 978-3-453-27307-8

560 Seiten

€ 24,00

Ein mordender Toter. Ein Bombenanschlag. Ein Schriftsteller im Dialog mit einer Ratte. Und der Weltuntergang. Stephen Kings Kurzgeschichtensammlung „Blutige Nachrichten“ im kritischen Bestseller-Check.

Mit „Blutige Nachrichten“ legt Stephen King eine Sammlung von vier Kurzgeschichten vor

Titelbild Blutige Nachrichten Bestseller-Check

©Irina999petrova shutterstock-ID 1439137334

Die erste Geschichte heißt „Mr. Harrigans Telefon“

Unter dem Titel „Blutige Nachrichten“ versammelt Stephen Kind vier makabre Kurzgeschichten. In einer von ihnen steht Mr. Harrigan im Mittelpunkt, ein alter Mann, der weder Familie noch Freunde hat. Da er sich dennoch nach sozialen Kontakten sehnt, bezahlt er Craig, einen Jungen aus dem Dorf, um ihm vorzulesen und gemeinsam Zeit zu verbringen. Nach und nach freunden sich die beiden äußerst unterschiedlichen Menschen an. Mehrmals jährlich erhält Craig von Mr. Harrigan ein Rubbellos, mit dem er einmal einen höheren Betrag gewinnt. Als Dankeschön schenkt er dem alten Mann ein Smartphone und führt diesen in dessen Bedienung ein. Nachdem Mr. Harrigan verstorben ist, ruft Craig bei Sorgen dennoch das Handy des verstorbenen Freundes an und klagt der Mailbox sein Leid. Kurz darauf kommen jene Personen, die Craigs Sorgen verschuldet haben, unter mysteriösen Umständen zu Tode.

In Story 2 „Chucks Leben“ geht es um den Weltuntergang

Der Weltuntergang steht kurz bevor. Es gibt Hungerleid, Waldbrände und Erdbeben. Den Wissenschaftlern ist klar, dass die Erde nicht mehr lange existieren wird und auch die Weltbevölkerung hat große Angst. Plötzlich tauchen überall Plakate, Werbungen und Anzeigen auf, in denen einem gewissen Charles Krantz für 39 wunderbare Jahre gedankt wird. Erst nach und nach lernt der Leser Charles, genannt Chuck, kennen und sieht die Zusammenhänge zwischen seinem Leben und dem bevorstehenden Weltuntergang.

„Blutige Nachrichten“ ist eine Fortsetzung von „Der Outsider“

Die titelgebende Kurzgeschichte ist die mit Abstand längste des Buches und basiert auf Stephen Kings Bestseller „Der Outsider“. Als Leser trifft man erneut auf Holly Gibney, die in den Medien die Berichterstattung über einen Bombenanschlag auf eine Schule verfolgt. Entsetzt muss sie feststellen, dass ein Reporter jenem gewaltwandelnden Outsider ähnelt, den sie bereits einmal zur Strecke gebracht hat. Holly ist sich nicht sicher, ob ihre Vermutung stimmt und beginnt zu recherchieren. Je mehr sie über den Reporter herausfindet, umso mehr fühlt sie sich in ihrem Verdacht bestätigt. Damit beginnt für sie erneut ein Kampf um Leben und Tod.

„Die Ratte“ handelt von einem Schriftsteller in einer einsamen Hütte

Drew, ein Schriftsteller für Kurzgeschichten, träumt schon lange davon einen Roman zu schreiben. Bei seinem letzten Versuch erlitt er allerdings einen Nervenzusammenbruch. Daher macht sich seine Frau große Sorgen, als Drew eine neue Romanidee hat. Um ungestört Schreiben zu können, fährt er in die abgelegene Hütte seines Vaters. Anfangs fällt Drew das Schreiben ganz leicht, aber als sich eine schwere Erkältung ankündigt, bekommt er eine Schreibblockade. Zu allem Unglück zieht ein Sturm auf, der die Straße unterspült – und Drew ist abgeschnitten von der restlichen Welt. Er findet vor der Hütte eine Ratte, mit der er eine weitreichende Vereinbarung trifft. Bald muss sich Drew die Frage stellen, ob die Begegnung mit der Ratte der Wirklichkeit entsprach oder dies nur eine Wahnvorstellung war.

„Blutige Nachrichten“ reicht von der Dystopie bis zum Thriller

Stephen Kings vier Kurzgeschichten könnten kaum unterschiedlicher sein und reichen von einer Dystopie über Gänsehautgeschichten bis hin zu einer bizarren Erzählung. Bei ausnahmslos jeder Geschichte bleiben die Hintergründe offen, weshalb die Kreativität des Lesers gefragt ist. Jeder muss auf eigene Faust in die Geschichten eintauchen und überlegen, was die Hintergründe sind. Bei der vierten Geschichte etwa ist unklar, ob sich Drew tatsächlich mit der Ratte verbündet hat, ob dies ein Hirngespinst im Fieberwahn war, oder ob er erneut kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht. Aber genau diese fehlenden Auflösungen machen den Reiz der Kurzgeschichten aus.

Zum Teil sind die Stories sehr gelungen, zum Teil ausbaufähig

Alle vier Kurzgeschichten begeistern durch detaillierte Beschreibungen, kombiniert mit einem bildhaften Schreibstil, der die Schauplätze, Charaktere und Geschehnisse sehr glaubwürdig erscheinen lässt. Die erste Geschichte „Mr. Harrigans Telefon“ braucht lange bis sie Fahrt aufnimmt, aber dann ist sie unfassbar spannend. Hier fand ich den Schluss allerdings etwas abrupt und ich hätte mir gewünscht, dass sie noch länger ist. Die zweite Geschichte „Chucks Leben“ hingegen konnte mich weder fesseln noch mitreißen. Ich fand sie etwas langatmig und mir hat sich bis zum Ende der Zusammenhang zwischen Chuck, dem verbotenen Zimmer und dem Weltuntergang nicht richtig erschlossen. Meiner Meinung nach ist diese Geschichte die schwächste des Buchs. Bei den letzten beiden Kurzgeschichten – „Blutige Nachrichten“ und „Ratte“ – spielt Stephen King seine ganze Stärke aus und überzeugt durch Gänsehautmomente, die mich mitreißen konnten. Bei diesem Buch kommen alle Stephen-King-Fans auf ihre Kosten.

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Stephanie Pointner

Geboren 1992 in Traunstein, zog Stephanie Pointner nach dem Abitur nach Innsbruck, studierte und arbeitet seit 2014 als Sozialarbeiterin in der Behindertenhilfe. Sie lebt gemeinsam mit ihrem Partner und ihrer gemeinsamen Tochter in Tirol. Stephanie Pointner mag Sport, die Berge und natürlich: Bücher!

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