All die kleinen Vogelherzen Viktoria Lloyd-Barlow

ISBN 978-3-8337-4796-0

336 Seiten

€ 24,00

eBook: € 21,99

Was führt die neue Nachbarin im Schilde? Viktoria Lloyd-Barlows Roman „All die kleinen Vogelherzen“ entführt uns in eine psychologisch außerordentlich interessante Geschichte.

In „All die kleinen Vogelherzen“ erzählt Viktoria Lloyd-Barlow von einer außergewöhnlichen Frau und Mutter

All die kleinen Vogelherzen

Oftmals fühlt sie sich verloren, an manchen Tagen isst sie nur Weißes

„All die kleinen Vogelherzen“ ist ein überraschender Roman, der in den 1980er Jahren spielt und in dessen Zentrum eine faszinierende Hauptfigur steht: Sunday Forrester ist Mitte vierzig und lebt mit ihrer sechzehnjährigen Tochter Dolly im Haus der verstorbenen Eltern. Sunday ist ein ziemlich ungewöhnlicher Mensch. An manchen Tagen zum Beispiel kann Sunday nur weiße Nahrungsmittel zu sich nehmen. Auf Helligkeit reagiert sie empfindlich. Und ist sie irgendwo unter Leuten, wird es ihr schnell zu laut. In vielen sozialen Situationen fühlt sie sich verloren. Um dennoch klarzukommen, hilft ihr ein Ratgeber aus den 50er Jahren bei der Orientierung.

Sunday ist eine Hauptfigur, die man nicht so schnell vergisst

Diese spannende Heldin empfindet Menschen als flatterhaft: Für sie springen und schlagen sie so schnell wie die titelgebenden „Vogelherzen“. Es fällt ihr schwer, die Gesichtsausdrücke ihrer Mitmenschen richtig zu deuten. Damit die anderen sie für „normal“ halten, versucht sie, deren Verhalten zu imitieren. Doch dies führt nicht selten zu Irritationen und absurden Situationen.

„All die kleinen Vogelherzen“ ist ein literarisches Glanzstück

Viktoria Lloyd-Barlow erzählt Sundays Geschichte aus der Ich-Perspektive und mit derart großer Sensibilität, dass man sich perfekt in diese interessante Person und ihre Wahrnehmung als Autistin einfühlen kann. Die Autorin hat ihrer sympathischen Hauptfigur einen trockenen Humor geschenkt. „All die kleinen Vogelherzen“ ist auch wegen der präzisen Beschreibungen seiner Figuren ein durchweg literarischer Roman.

Mit den neuen Nachbarn ändert sich das Leben von Mutter und Tochter radikal

Sundays und Dollys Leben ändert sich, als ein schillerndes Paar ins Nachbarhaus einzieht: Vita, Mitte fünfzig, und ihr zehn Jahre jüngerer Mann Rollo sind ein vornehmes Paar aus London. Sie haben gute Schulen besucht, gehören zur englischen Upper Class und wirken äußerst glamourös. Die beiden Familien lernen sich nach und nach kennen. Interessanterweise zeigt Vita keinerlei Berührungsängste, was Sundays „Seltsamkeiten“ angeht, obwohl es zu allerlei ulkigen sozialen Situationen kommt, und auch Dolly kommt Vita schnell näher. Allerdings merken wir auch schnell, dass mit diesen neuen Nachbarn irgendetwas nicht stimmt. Die Einzige, die es so schnell nicht zu merken scheint, ist Sunday.

Welche Rolle spielt die neue Nachbarin Vita? Was will sie von der jungen Dolly?

So entwickelt es sich, dass Vita sich immer häufiger mit der jungen Dolly trifft. Die beiden verstehen sich bald so gut, dass sie Partnerlook tragen und Dolly schließlich im Haus von Vita und Rollo ein eigenes Zimmer bekommt. Je mehr Dolly in das Leben der Nachbarn hineingezogen wird, umso größer wird die Distanz zu ihrer Mutter. Sunday wird nach außen gedrängt und bemerkt es zunächst gar nicht richtig. Bald absolviert Dolly sogar ein Praktikum bei Vita und Rollo, die ihr Geld mit Immobilien machen. Eigentlich sollte der Teenager für seine Abschlussprüfung lernen, aber Dolly hört nicht mehr auf die Ratschläge ihrer Mutter. So finden Sunday und Dolly ihren ganz eigenen Weg.

Sensibel erzählt Viktoria Lloyd-Barlow von Familie, Nähe und Distanz

Je mehr wir über Vita erfahren, umso mysteriöser erscheint sie uns. Das Rätsel, das sie umgibt, sorgt für Spannung. Viktoria Lloyd-Barlows „All die kleinen Vogelherzen“ ist ein starker Roman über eine Frau mit autistischen Zügen, die sich selbst immer besser kennenlernt, und eine andere Frau, die versucht, das Manko ihres Lebens auf Kosten einer anderen Familie auszugleichen. Es ist ein literarisches Meisterwerk über Nähe und Distanz, eine Geschichte voller feiner Beobachtungen und unterschwelliger Spannungen. Besonders gelungen sind die Dialoge, welche Katja Danowski mit ihrer unverwechselbar trockenen Art in der Hörbuchfassung von „All die kleinen Vogelherzen“ zum Glänzen bringt.

ISBN 978-3-8337-4796-0

336 Seiten

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/simone-lilienthal/" target="_self">Simone Lilienthal</a>

Simone Lilienthal

Geboren und aufgewachsen in München, studierte Simone Lilienthal, Jahrgang 1984, in Frankfurt Deutsch und Französisch aufs Lehramt. Nach dem Referendariat entschloss sie sich aber für die Freiheit und ein Leben als Autorin. Simone Lilienthal schreibt für verschiedene Magazine und arbeitet im Café.

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