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Vier Frauen, vier Schicksale und ein Jahrhundertbauwerk, das zwei Meere verbinden soll. „Zwischen den Meeren“ bildet den Auftakt von Lena Johannsons großer Saga.

Lena Johannson im Interview über ihre mitreißende neue Saga „Zwischen den Meeren“

Zwischen den Meeren

Frau Johannson, Ihre neue Saga – deren erster Band „Zwischen den Meeren“ heißt – zeigt vier junge Frauen, deren Schicksale von der Konstruktion der größten künstlichen Wasserstraße der Welt, dem Nord-Ostsee-Kanal, bestimmt werden. Was hat Sie so an dem Thema fasziniert?

Ich habe eine Dokumentation über den Nord-Ostsee-Kanals gesehen. Vorher hatte ich mir nie Gedanken darüber gemacht, welche Ingenieursleistung hinter diesem Bauwerk steckt. Schließlich konnte man sich nicht einfach 100 Kilometer quer durch ein Land buddeln, sondern musste Höhenunterschiede, Hindernisse, ganze Ortschaften berücksichtigen. Und dann waren da die Arbeiter. Obwohl bereits beeindruckende Maschinen eingesetzt wurden, musste vieles in Handarbeit erledigt werden. Tausende Menschen haben Schaufel um Schaufel unfassbar große Erdmassen bewegt!

Das war Ihr Impuls?

Dieser Gedanke hat mich so elektrisiert, dass ich tiefer in die Thematik eingetaucht und auf einen Aspekt gestoßen bin, der mich vollends gefesselt hat. Sämtliche Bewohner des Landstrichs zwischen der Elbe im Westen und der Kieler Bucht im Osten waren in irgendeiner Weise von diesem gigantischen Projekt betroffen. Nicht wenige waren gezwungen, ihr Land zu verkaufen, weil es auf der Kanallinie lag. Andere verfielen in Goldgräberstimmung, riskierten viel und verloren alles oder wurden reich. Frauen und Männer aus den verschiedensten Ländern, z.B. aus den Niederlanden, dem heutigen Polen und Italien kamen in den Norden, um ihr Glück bei dieser gigantischen Baustelle zu finden. Mir war klar, dass aus diesem Stoff faszinierende Geschichten entstehen können.

Wie konnten Sie so tief in die Recherche einsteigen? Was hat Ihnen als Material zur Verfügung gestanden?

Zunächst habe ich mich in die Literatur gestürzt, die es haufenweise gibt, und habe alte Bilder angesehen. Dann habe ich mich mit meinem Mann auf die Reise von Kiel nach Brunsbüttel gemacht, immer am Kanal entlang, versteht sich. Und dann hat der Verein Maritimes Viertel – Kultur am Kanal e.V. eine Vortragsreihe zu verschiedenen Aspekten rund um den Nord-Ostsee-Kanal angeboten. Dafür bin ich einige Male nach Kiel gefahren.

Und dort hatten Sie dann eine wichtige Begegnung …

An einem Abend, als es um die Arbeiter ging, hatte ich unfassbares Glück. Merve Giebler, die Urenkelin von Heinrich Hermann Dahlström tauchte auf, dem Mann, der maßgeblich dafür gesorgt hat, dass der Bau realisiert wurde. Sie hatte ein Buch dabei, in dem sie die Tagebuchaufzeichnungen ihrer Großmutter und ihrer Mutter sowie Zeitungsausschnitte und vieles mehr gesammelt und aufbereitet hat. Natürlich musste ich sie ansprechen! Inzwischen habe ich nicht nur ein eigenes Exemplar dieser wunderbaren Sammlung, sondern ich durfte auch einen Wäschekorb voll Material – von Fotos bis Landkarten – sichten, Dinge, die Frauen der Familie aufbewahrt und von Generation zu Generation weitergegeben haben. Ein echter Schatz!

Liegt Ihnen eine der vier Frauen, die wir in „Zwischen den Meeren“ kennenlernen, besonders am Herzen?

Zuerst muss ich natürlich Maria, genannt Mimi, Dahlström nennen, die Tochter von Heinrich Hermann. Wenn es nach Seitenzahlen geht, spielt sie die kleinste Rolle. Da sie die einzige der vier Frauen ist, die wirklich gelebt hat, kann ich ihr nichts andichten, sondern muss sie nehmen, wie sie war. Dafür habe ich aber eben auch ein genaues Bild von ihr, inklusive wunderbarer Fotos. In dem Material, das Merve Giebler mir zur Verfügung gestellt hat, waren auch kleine Erzählungen von Mimi, die zwar für meinen Roman keine Bedeutung haben. Aber spätestens damit hatte sie mein Herz erobert.

Und die drei fiktiven Figuren?

Die mag ich jede auf ihre Art. Justine Thams, Tochter eines Kolonialwarenhändlers, Regina Barz, deren Vater Güter in der Gegend um Rendsburg besitzt, und Sanne Schmidt, deren Ururgroßvater am Schleusenbau des Eiderkanals beteiligt war. Justine hängt am alten Puppentheater ihres Großvaters. Sie würde sich gern kreativ oder künstlerisch verwirklichen, muss aber ihrem Vater im Laden helfen, der zum größten Eisenwarenhandel Schleswig-Holsteins ausgebaut werden soll. Sie ist fleißig und vernünftig, gibt ihre Träume aber nicht auf.

Was ist Regina für ein Mensch?

Regina hat ihre beiden Brüder verloren. So kommt es, dass die Hoffnung ihres Vaters plötzlich auf ihr ruht, und sie lukrativ heiraten soll. Ich mag an ihr, dass sie einen zuverlässigen Kompass in sich trägt, der ihr sagt, was richtig und falsch ist. Sie wird sich immer für das Richtige entscheiden, wenn es für sie auch so manche Härte bedeutet. Sanne ist ganz anders als sie, sie will mit dem Kopf durch die Wand. Ihr Großvater hat ihr die Unterlagen seines Großvaters gezeigt und erklärt, als sie noch ein kleines Mädchen war. Jetzt ist sie blitzgescheit und interessiert sich nicht nur für technische Entwicklungen, sie versteht auch einiges davon. Sie kann sich nicht damit abfinden, warum sie als Frau nicht an der Planung der Brunsbütteler Schleuse arbeiten darf.

Welches war bzw. ist die größte Schwierigkeit, mit der Sie beim Schreiben der Saga zu kämpfen hatten?

Durch die Begegnung mit der Dahlström-Urenkelin hat sich mein Blick auf die Herren Planer und Ingenieure zwar verändert, aber eigentlich wollte ich deren Geschichte am wenigsten erzählen. Viel mehr interessierten mich die Arbeiter, die aus verschiedenen Regionen des Kaiserreichs und eben auch aus anderen Ländern von der Baustelle angelockt worden sind, weil sie ein gesichertes Einkommen versprach. Ich habe Menschen kennengelernt, die mir erzählten, ihre Vorfahren seien damals deswegen nach Schleswig-Holstein gekommen. Das wussten sie nur durch Erzählungen, Details kannten diese Nachkommen nicht.

Viele der Arbeiter gingen zurück in die Heimat

Einige sind aber auch geblieben. Sowohl von den einen als auch von den anderen ist leider wenig überliefert. Es gibt keine Stelle, die Dokumente dieser Menschen zentral sammelt und ihre Schicksale erforscht. Natürlich nicht – die Arbeiter hatten anderes zu tun, als Tagebuch zu schreiben. Wenn sie Briefe in die Heimat geschickt haben, sind diese verloren oder verstreut in der ganzen Welt. Das ist so schade. Dem Alltag in den Baracken und auf der Baustelle wirklich nahezukommen, ist aus diesem Grund wahnsinnig schwer.

Der Inhalt von Lena Johannsons Roman „Zwischen den Meeren“ kurz zusammengefasst:

Kiel, 1886. Seit Stine denken kann, ist das alte Puppentheater ihres Großvaters das Herzstück des Kolonialwarenladens ihrer Familie. Hier hat sie ihre Leidenschaft für das Geschichtenerzählen entdeckt. Doch statt, wie von ihr erträumt, gemeinsam mit ihrer großen Liebe Thorin auf der Bühne zu stehen, muss sie im Geschäft aushelfen, obwohl immer weniger Kunden kommen. Währenddessen wünscht Sanne sich nichts sehnlicher, als zu studieren und Gebäude zu konstruieren, wie schon ihre Großväter. Regina sieht sich nach dem Tod ihrer Brüder gezwungen, eine Vernunftehe einzugehen. Doch dann wird der Bau einer gigantischen Wasserstraße beschlossen, die die Meere miteinander verbinden soll. Ein Jahrhundertprojekt, das nicht nur die Schicksale der drei Frauen verändert, sondern auch das Leben von Mimi, der Tochter des Kanalplaners.

Der Auftakt der großen Saga von Bestsellerautorin Lena Johannson über das Leben von vier Frauen und ein einzigartiges Bauwerk: den Nord-Ostsee-Kanal.

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