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Ein toter Politiker, 80 Millionen in einer Wochenendhütte und eine Journalistin mit durchgreifenden Recherchemethoden. Jørn Lier Horsts „Wisting und der fensterlose Raum“ im Bestseller-Check.

In Jørn Lier Horsts „Wisting und der fensterlose Raum“ scheint ein Politiker in einen Raub verwickelt zu sein

Titelbild Der fensterlose Raum

©MMXeon shutterstock-ID 1183909684

Ein Politiker stirbt – und hinterlässt ein teures Rätsel

Bernhard Clausen war ein norwegischer Spitzenpolitiker. Doch nun ist er tot: Herzinfarkt. Da Clausens Frau und Sohn bereits vor Jahren gestorben sind, übernehmen seine Parteikollegen die Nachlassverwaltung. Dazu räumen sie auch seine Wochenendhütte aus und machen einen mysteriösen Fund: achtzig Millionen Kronen, in Kartons verpackt, fein säuberlich sortiert und in einem fensterlosen Raum verschlossen! Sie Parteikollegen verständigen die Polizei. Allerdings kann diese sich auch nicht erklären, was es mit dem Geld – umgerechnet knapp acht Millionen Euro – auf sich hat.

William Wisting übernimmt die Ermittlungen – seine Tochter hilft mit

Aus Angst vor einem Presseskandal muss die Suche nach der Herkunft des Geldes äußerst diskret von statten gehen. Da William Wisting der beste Kommissar ist, den Norwegen zu bieten hat, übernimmt er den Fall und stellt sich ein Ermittlerteam zusammen. Neben engvertrauten Kollegen nimmt er auch seine Tochter Line in das Team auf. Line ist Journalistin und seit der Geburt ihrer Tochter nur noch freiberuflich tätig. Sie bekommt die Aufgabe, unter dem Vorwand einen Artikel über den kürzlich Verstorbenen zu schreiben, nähere Informationen über Clausen und dessen berufliches und privates Umfeld einzuholen.

War der tote Politiker in einen Raubüberfall verwickelt?

Sowohl ihre Summe, als auch das Druckdatum der Scheine werfen schnell den Verdacht auf, dass das Geld aus einem mehrere Jahre zurückliegenden Raubüberfall stammen könnte. Wisting und sein Team beginnen in diese Richtung zu ermitteln und finden zahlreiche Indizien, die diesen Verdacht erhärten. Aber auch Line stößt bei ihren Recherchen auf einen äußerst interessanten Hinweis: Am Tag des Raubüberfalls ist ein junger Mann spurlos verschwunden. Dieser Vermisstenfall wird aktuell von einem Cold-Case-Team aufgerollt – und tatsächlich stößt man auf eine Verbindung zu dem toten Politiker.

Wistings Tochter Line sucht einen Vermissten und gerät in Gefahr

Während Wisting und der Rest des Teams weiterhin in Richtung Raubüberfall ermitteln, versteift sich Line auf den zwanzig Jahre zurückliegenden Vermisstenfall und beginnt zahlreiche Personen zu befragen. Die junge Mutter kommt der Wahrheit immer näher, vertraut aber den falschen Quellen. Deshalb geraten sowohl Line, als auch ihre kleine Tochter in große Gefahr.

Lines Ermittlungsmethoden finde ich faszinierend

Nachdem mich Wistings erster Fall „Wisting und der Tag der Vermissten“ sehr gefesselt und mitgerissen hat, war ich richtig gespannt auf seine neuesten Ermittlungen. Auch in „Wisting und der fensterlose Raum“ harmonieren der Ermittler und Line perfekt. Das Vater-Tochter Gespann gibt einmal mehr ein Dreamteam ab. Hierbei gefällt mir besonders gut, dass dieses Mal Line und ihre Ermittlungsmethoden mehr im Vordergrund standen.

Der Krimi ist zunächst etwas zäh, dann aber zunehmend mitreißend

Da Line Journalistin ist, geht sie an die Fälle und die Suche nach Hinweisen ganz anders heran als ihr Vater. Diesen neuen Zugang empfand ich als sehr erfrischend. Dennoch zieht sich der erste Teil der Geschichte etwas. Hier geht es viel um Clausens politische Laufbahn und seine politischen Ansichten sowie die Befragung seiner Parteikollegen. Erst als Jørn Lier Horst den Raubüberfall und die Suche nach dem Vermissten in die Ermittlungen einbaut, nimmt die Handlung richtig an Fahrt auf. Spannend finde ich hier, dass bei den Cold-Case-Fällen auch die seither neu entwickelten Ermittlungsmethoden angewandt und von der Polizei neue Hinweise gefunden werden. Von diesem Moment an hat mich der Krimi komplett in seinen Bann gezogen und ich habe ihn an einem Tag durchgelesen.

„Wisting und der fensterlose Raum“ funktioniert wie ein Puzzle

Jørn Lier Horsts „Wisting und der fensterlose Raum“ erinnert an ein Puzzle. Es gibt zahlreiche Verdächtige, Indizien, Beweise und scheinbar belanglose Details, deren Zusammenhänge erst nach und nach ersichtlich werden. Mit zunehmender Seitenzahl setzen sich die einzelnen Hinweise und Ermittlungsergebnisse zu einem großen Ganzen zusammen und man merkt erst im Nachhinein, dass man zahlreiche kleine Hinweise übersehen hat. Die Handlung, die größtenteils unaufgeregt ist und ohne viel Action auskommt, überzeugt gleich in mehrerlei Hinsicht: durch ihre zum Teil sehr liebenswerten Protagonisten, durch authentische Ermittlungen und auch wegen Lines beeindruckendem journalistischem Einsatz.

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/stephanie-pointner/" target="_self">Stephanie Pointner</a>

Stephanie Pointner

Geboren 1992 in Traunstein, zog Stephanie Pointner nach dem Abitur nach Innsbruck, studierte und arbeitet seit 2014 als Sozialarbeiterin in der Behindertenhilfe. Sie lebt gemeinsam mit ihrem Partner und ihrer gemeinsamen Tochter in Tirol. Stephanie Pointner mag Sport, die Berge und natürlich: Bücher!

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