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5. November 2018 | Martina Darga
In ihrem für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman „Wie kommt der Krieg ins Kind“, begibt sich Susanne Fritz auf die Suche nach ihrer Mutter als gefangenes Kind. Ein persönliches, eindrückliches Werk.
„Ein Fingerabdruck, hinterlassen vor gut siebzig Jahren mit blauer Tinte auf gelbem Karton, entlockt mir einen unhörbaren Schrei. Es ist der Fingerabdruck meiner Mutter. Zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung im April 1945 durch die GPU, die sowjetische Geheimpolizei, vierzehn, bei Aufnahme in das polnische zentrale Arbeitslager Potulice/Potulitz gerade fünfzehn Jahre alt.“
Von dem frühen Schicksal ihrer Mutter weiß Susanne Fritz nur Bruchstückhaftes, nach dem Tod der Mutter beginnt sie zu recherchieren. Sie möchte mehr erfahren, über ihre Familie und über sich selbst. Ihr dringendes Bedürfnis, die verborgenen Auswirkungen der damaligen Ereignisse auf ihr eigenes Dasein zu verstehen, lässt sie in ein tiefes Gespräch mit der Vergangenheit eintauchen. So entsteht „Wie kommt der Krieg ins Kind“ – eine sehr persönliche Spurensuche, deutsch-polnische Geschichtsschreibung und berührende Erzählung in einem.
Susanne Fritz stützt sich auf Tagebücher, die ihre Mutter erst nach der Entlassung aus der Gefangenschaft geschrieben hat – und die sie selbst erst vier Jahre nach dem Tod der Mutter liest. Auch zieht sie historische Dokumente zu Rate und spricht in Polen mit Zeitzeugen und Familienmitgliedern. So leuchtet sie in „Wie kommt der Krieg ins Kind“ nicht nur die eigene Familiengeschichte aus, sondern das deutsch-polnische Verhältnis über zwei Weltkriege hinweg mit all den historischen Umwälzungen und ihren Auswirkungen auf die Einzelnen. Und während sie ihre Suche nach dem Familienschicksal beschreibt, fragt sie nach Menschlichkeit und Verrat, Identität und Sprache.
„Schwer vorstellbar, wie ein literarisches Werk dieser Tage tiefer in das Herz der Gegenwartsdebatten vordringen sollte als dieses“, schreibt die Süddeutsche Zeitung über diesen Roman, der auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis stand. Genau so ist es.
Susanne Fritz
Wie kommt der Krieg ins Kind
ISBN 978-3-8353-3244-7
268 Seiten | € 20,00
Wallstein
Susanne Fritz
Foto © Burkhard Riegels
Geboren 1964, lebt Susanne Fritz in Freiburg. Sie schreibt Erzählungen, Romane, Hör- und Bühnenstücke sowie journalistische Texte. Sie erhielt diverse Preise, war u.a. Stipendiatin des Schriftstellerhauses Stuttgart und im Herrenhaus Edenkoben, zudem Stadtschreiberin in Schwaz in Tirol. In ihrem Bühnenprogramm WortMusik tritt sie mit Musikern aus Neuer Musik und Jazz auf.
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