In ihrem für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman „Wie kommt der Krieg ins Kind“, begibt sich Susanne Fritz auf die Suche nach ihrer Mutter als gefangenes Kind. Ein persönliches, eindrückliches Werk.
Ein Fingerabdruck der Mutter, hinterlassen bei der Geheimpolizei
„Ein Fingerabdruck, hinterlassen vor gut siebzig Jahren mit blauer Tinte auf gelbem Karton, entlockt mir einen unhörbaren Schrei. Es ist der Fingerabdruck meiner Mutter. Zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung im April 1945 durch die GPU, die sowjetische Geheimpolizei, vierzehn, bei Aufnahme in das polnische zentrale Arbeitslager Potulice/Potulitz gerade fünfzehn Jahre alt.“
In „Wie kommt der Krieg ins Kind“ erzählt Susanne Fritz von ihrer Familie
Von dem frühen Schicksal ihrer Mutter weiß Susanne Fritz nur Bruchstückhaftes, nach dem Tod der Mutter beginnt sie zu recherchieren. Sie möchte mehr erfahren, über ihre Familie und über sich selbst. Ihr dringendes Bedürfnis, die verborgenen Auswirkungen der damaligen Ereignisse auf ihr eigenes Dasein zu verstehen, lässt sie in ein tiefes Gespräch mit der Vergangenheit eintauchen. So entsteht „Wie kommt der Krieg ins Kind“ – eine sehr persönliche Spurensuche, deutsch-polnische Geschichtsschreibung und berührende Erzählung in einem.
Die Frage nach Menschlichkeit und Verrat, Identität und Sprache
Susanne Fritz stützt sich auf Tagebücher, die ihre Mutter erst nach der Entlassung aus der Gefangenschaft geschrieben hat – und die sie selbst erst vier Jahre nach dem Tod der Mutter liest. Auch zieht sie historische Dokumente zu Rate und spricht in Polen mit Zeitzeugen und Familienmitgliedern. So leuchtet sie in „Wie kommt der Krieg ins Kind“ nicht nur die eigene Familiengeschichte aus, sondern das deutsch-polnische Verhältnis über zwei Weltkriege hinweg mit all den historischen Umwälzungen und ihren Auswirkungen auf die Einzelnen. Und während sie ihre Suche nach dem Familienschicksal beschreibt, fragt sie nach Menschlichkeit und Verrat, Identität und Sprache.
„Wie kommt der Krieg ins Kind“ – Longlist des Deutschen Buchpreises 2018
„Schwer vorstellbar, wie ein literarisches Werk dieser Tage tiefer in das Herz der Gegenwartsdebatten vordringen sollte als dieses“, schreibt die Süddeutsche Zeitung über diesen Roman, der auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis stand. Genau so ist es.