Frau Regitz, Sie haben das Kinderbuch „Lissi“ über eine kleine Katze geschrieben. Ist es richtig, dass Sie dieses Buch nicht nur geschrieben haben, weil Sie Kindern ab sechs Jahren eine spannende Geschichte erzählen wollten?
Ja genau, das stimmt. Nachdem ich wieder und wieder auf den Facebook-Seiten der Tierheime gelesen habe und lese: „Neue Fundkatze, nicht gechipt“ oder „gechipt, aber nicht registriert“, habe ich mir in Abwandlung einer Redensart gedacht, was Hänschen gelernt hat, verlernt Hänschen nimmermehr – und die vorlesenden Eltern lernen hoffentlich etwas dazu.
Neben der Katze Lissi gibt es aber noch andere wichtige Figuren in Ihrem Buch?
Ja, Karola und ihre Eltern. Die sind allerdings nicht als Illustrationen sichtbar. Das Buch soll auch Platz für Phantasie lassen. So kann sich jedes Kind mit Karola identifizieren.
Eines Tages steht die Katze vor der Haustür der Familie. Darf Karola die Katze einfach behalten?
Nein, das darf sie nicht. Das wäre Fundunterschlagung und strafbar. Diese Katze ist ja eindeutig zahm, hat also mit Sicherheit ein Zuhause, in das sie nicht mehr zurückfindet. Das Buch enthält selbstverständlich keine juristische Erklärung, sondern eine, die kindgerecht ist.
Sollten Kinder auf jeden Fall mit Tieren aufwachsen oder passt das nicht immer so gut?
Dass Kinder vollkommen beziehungslos zu Tieren aufwachsen, halte ich für nicht gut. Aber wenn in einem Haushalt nicht genug Platz oder keine Zeit für eine artgerechte Tierhaltung ist, sollten Tiere nicht angeschafft werden. Es gibt ja auch Möglichkeiten, Kindern Tiere auf andere Art nahezubringen, zum Beispiel in einem Wildpark.
Karola erlebt mit Lissi dann allerlei Abenteuer.
Stimmt. Nun gibt es Kinderbücher zu Hauf, in denen Tiere mit Menschen die Menschensprache sprechen. Lissi miaut, sonst nichts. Die Erzählung bleibt an der Realität. Gerade mit Katzen kann man ganz toll kommunizieren, wenn man sich auf sie einstellt. Das wird in dem Buch angedeutet und weckt so hoffentlich das Interesse, sich weiter mit Katzen und deren Sprache zu beschäftigen. Hierüber gibt es gute Sachbücher.
Eines Tages trifft Karola auch auf freilebende Katzen.
Na ja, eigentlich trifft Lissi auf freilebende Katzen. Karola bekommt das mit, weil sie ihr hinterherspioniert. Katzen, die Freigang haben und nicht nur in einer Wohnung leben, führen oft ein Leben, das ihren Haltern verborgen bleibt.
Sie selbst versorgen herrenlose Katzen in Düsseldorf. Warum ist das notwendig?
Auch herrenlose Katzen sind Haustiere, die die Versorgung durch Menschen brauchen. Zwar fangen Katzen draußen Mäuse und bewahren uns damit vor Mäuseplagen. Genug Nahrung bekommen sie so aber nicht. Außerdem brauchen die wärmeliebenden Katzen Schutz vor Regen und Kälte. Anders als bei Wildkatzen würde eine Baumhöhle nicht reichen, sofern sie denn überhaupt eine finden würden. Darüber hinaus benötigen auch freilebende Katzen medikamentöse Versorgung wie Entwurmung oder Zeckenschutz und tierärztliche Behandlung, insbesondere wenn sie krank sind. Die Katzen bekommen dieselben Krankheiten wie der Mensch: von der Schilddrüsenüberfunktion, über faule Zähne bis hin zu den unterschiedlichsten Tumorerkrankungen.
Bitte sagen Sie noch etwas zu den Illustrationen in Ihrem Kinderbuch.
Das Buch sollte nicht nur aus Text bestehen, sondern durch ein paar Illustrationen aufgelockert werden. Die Illustratorin habe ich bei der Plattform Fiverr gefunden. Dort können unter anderem Freiberufler aus dem Ausland gebucht werden. Die Kommunikation erfolgt auf Englisch. Bei Catherina Matigina hatte ich mir zunächst einen Cover-Entwurf machen lassen und da der mir sehr gefiel, insbesondere Lissi, habe ich sie dann mit weiteren Illustrationen beauftragt. Die Zusammenarbeit war ausgesprochen angenehm und absolut unkompliziert. Neben der Illustration von Kinderbüchern fotografiert die Künstlerin auch, malt und entwirft Mode-Accessoires.
Im Buchtext und im Anhang erklären Sie, was ein Transponder ist und wie man nach einem verlorenen Tier sucht. Verschwinden denn viele Tiere aus den Häusern ihrer Besitzer?
Leider verschwinden Katzen, die Freigang haben, sehr oft. Aber auch die Wohnungskatze kann abhandenkommen. Wenn sie zum Beispiel „eigentlich“ immer nur am offenen Fenster im Erdgeschoss sitzt, aber dann doch auf einmal auf die Idee kommt, herauszuspringen. Diese Katze findet nicht zurück, weil sie sich draußen nicht auskennt. Oder die neugierige Katze springt auf einen LKW und fährt dann unfreiwillig mit. Auch diese Katze kommt alleine nicht wieder zurück und wenn sie nicht gechipt ist, können die Finder auch nicht feststellen, woher sie kommt.
Sie kümmern sich sehr um Katzen. Wohnen auch welche bei Ihnen zu Hause?
Mittlerweile habe ich keine Katzen mehr. Ich bin jetzt 77 Jahre alt, eine Katze hat eine hohe Lebenserwartung und ich fände es das Schlimmste, was ich dem Tier antun könnte, vor ihm das Zeitliche zu segnen und die Katze zurückzulassen.
Warum mögen Sie Katzen so gern?
Das ist schwer zu beantworten, denn was stellen Sie sich vor, wenn ich sagen würde, dass Katzen faszinierende Tiere sind? Mir hat meine erste Katze, eine ursprünglich freilebende, die nach zwei Jahren bei mir eingezogen ist, einfach Respekt abverlangt und mich so auch zum Katzenschutz gebracht.
Katzen sind geheimnisvoll …
… und sie kennen das Geheimnis, wie sie ihre Menschen erziehen müssen, damit sie selbst ein unbeschwertes, angenehmes Leben haben. Als Katzenhalter weiß man nach kurzer Zeit des Zusammenlebens mit einer Katze, welches Futter sie mag und welches man wegwerfen darf, weil sie es nicht anrührt. Katzen haben bei der Durchsetzung ihres Willens einen sehr langen Atem. Sie fügen sich aber auch in den Haushalt ein. Wenn die Zeitumstellung uns eine Stunde mehr gab, miaute die mir zugelaufene Katze 15 Minuten nach unserer vorherigen Aufstehzeit, um uns zu wecken, bis sie sich an unser späteres Aufstehen gewöhnt hatte. Wenn wir Besuch zum Abendessen hatten, machte sie um 18.45 Uhr lautes Geschrei: Das war der Start der RTL-Nachrichten, die wir normalerweise ansahen.
Die Katze fand, sie dürften die Nachrichten nicht verpassen?
Genau. Wenn ich ihr dann den Fernseher ohne Ton anmachte, war sie sofort ruhig, saß allein auf dem Sofa und betrachtete den Bildschirm. Und wenn ich von der Toilette wiederkam, saß sie auf meinem Platz auf der Couch. Ich wäre enttäuscht gewesen, meinen Platz unbesetzt vorzufinden. Dann hätte ich nämlich keinen Grund zum Lächeln gehabt. Eine Katze ist einfach eine Bereicherung.