Herr Bramkreisler jagt Strom durch einen Draht bis er feuerrot glüht
Meine Tochter Elsa mochte Physik und Mathematik bislang eher nicht so gerne. Doch dann bekam sie einen neuen Lehrer, der aus dem Unterricht jeden Tag aufs Neue ein Abenteuer macht. Wenn Herr Bramkreisler zeigen will, was Strom alles kann, hängt er ein Gewicht an einen Draht und dunkelt das Klassenzimmer so ab, dass kein Schüler mehr die Hände vor den Augen sehen kann. Dann schickt Herr Bramkreisler Strom durch den Draht bis er feuerrot glüht und schließlich reißt.
Bewegungsenergie lehrt dieser Lehrer mit Rennautos im Physiktrakt
Geht es um Bewegungsenergie, fordert der Lehrer die Schüler auf, ihre ferngesteuerten Autos mit in die Schule zu bringen. Dann bauen sie im Physiktrakt eine Rennstrecke auf und stoppen die Zeiten. Wenn das Wetter schön ist, geht die Klasse nach draußen und nutzt die Tartanbahn für Wettrennen mit den ferngesteuerten Wagen.
Wer früher mit der Probe fertig wird, darf die Note selber draufschreiben
Um den Kindern zu zeigen, welch unglaubliche Energie die Sonne erzeugen kann, nimmt Herr Bramkreisler einen Topf mit kaltem Wasser und lässt die Schüler ihre Hände eintauchen. Dann stellt er den Topf in einen Solarofen und lässt das Wasser von der Sonnenenergie heiß werden. Wenn es kocht, fordert er die Kinder auf, die Hände wieder hinein zu tun. Na ja, natürlich ist das nur ein Spaß. Die Schüler sind ja auch nicht blöd und Herr Bramkreisler weiß das natürlich. Und er hat Humor: Wenn wer bei der Stegreifaufgabe früher fertig wird, dann fordert der Lehrer ihn auf, schon gleich mal die Punktzahl und die Note unter die Ex zu schreiben. Aber wehe, wenn die Note dann nicht stimmt, sagt Herr Bramkreisler. Dann gibt’s eine sechs!
Abschreiben ist ausdrücklich erlaubt – aber natürlich gefährlich
Apropos Probenschreiben: Bei Extemporalen verlässt Herr Bramkreisler regelmäßig das Klassenzimmer. Bevor er in den Flur hinausgeht, sagt er: Wenn ihr was nicht wisst, schaut beim Nachbarn ab. Aber lasst euch bloß nicht erwischen, sonst gibt’s eine sechs. Dann macht er eine kleine Pause und fügt an: Ich erwische übrigens jeden.
Wussten Sie, dass Elektronen und Atome in einer WG wohnen?
Die Sache mit den Elektronen und Atomen erläutert Herr Bramkreisler anhand einer Wohngemeinschaft. Man müsse sich vorstellen, dass die beiden – Elektron und Atom – zusammen in einer WG wohnten. Weil sie da nur eine Waschmaschine oder Mikrowelle und nicht zwei brauchten, seien sie mit ihrem Hausstand viel leichter, als wenn sie allein lebten, das Elektron und das Atom.
Mathematische Zusammenhänge erklärt er, indem er Kreide zerstückelt
Elsa sagt, dass sie vermutlich nur durch Herrn Bramkreislers Erklärungen versteht, wie man Gleichungen auflöst. Er nimmt dazu ein Geodreieck, das er den Schülern wie eine Waage vorhält und legt los: Die Gleichung muss immer im Gleichgewicht sein, wie das Geodreieck in seiner Hand. Um es noch anschaulicher zu machen, zerbricht er Kreide und häufelt die Stückchen auf die eine Seite und auf die andere. So werden mathematische Zusammenhänge anschaulich.
Nach einem halben Jahr war Herr Bramkreisler mit dem Stoff durch
Herr Bramkreisler hatte in Elsas Klasse nach einem halben Jahr den kompletten Jahresstoff durchgenommen. Zur Belohnung bekam jeder Schüler eine Lupe ausgehändigt, man ging auf den Schulhof und brachte per Sonnenlicht die Blätter zum Brennen. Herrlich, wie das stank! Bei Herrn Bramkreisler ist es fast immer ruhig, ganz anders als bei vielen anderen Lehrern, erzählt Elsa. Die Schüler haben Respekt vor ihm, weil er sein Fach liebt und die Inhalte gut versteht, und weil er diese Liebe und dieses fachliche Verständnis so anschaulich rüberbringen kann, dass sogar Flegel oder schlechte Schüler davon etwas haben. Wenn ich Elsa von Herrn Bramkreisler berichten höre, würde ich selber gerne wieder zur Schule gehen. Leider wird Herr Bramkreisler bald pensioniert.