Nicola Förg © Regina Recht; Oliver Pötzsch © Gerald von Foris; Manuel Andrack © Privat
20. September 2017 | Kolumne: Jörg Steinleitner
Nicola Förg, Manuel Andrack und Oliver Pötzsch sind berühmte Schriftsteller. Aber welche Bücher lesen sie eigentlich selber? Jörg Steinleitner hat sie für seine Kolumne um Buchempfehlungen gebeten.
Wenn Oliver Pötzsch von Büchern schwärmt, dann möchte man gerne Annie Proulx sein: Über zehn Jahre habe er auf ihr neues Werk „Aus hartem Holz“ warten müssen, erzählt der Autor der sich allein in Amerika millionenfach verkaufenden Henkerstochter-Krimis. „Und jetzt sind es gleich über 800 Seiten geworden, jede einzelne dafür gemacht, um unter der Bettdecke oder am prasselnden Kaminfeuer verschlungen zu werden!“ Aus hartem Holz ist ein kiloschwerer Wälzer über dreihundert Jahre nordamerikanische Geschichte. „Mit Charakteren, ausgeblichen und schroff wie Treibholz“, findet Oliver Pötzsch: „Man kann den Schmutz und den dampfenden Waldhumus riechen, hört die Moskitos summen, und taucht ein in dieses Buch, ganz tief, wie in einen der dunklen unbekannten Flüsse, auf denen die Indianer in ihren Kanus oben in Nouvelle France, dem jetzigen Kanada unterwegs waren. Großes Kopfkino von einer der besten Autorinnen unserer Zeit!“ Noch Fragen? Nö. „Dann gehe ich jetzt Holz hacken!“, sagt Oliver Pötzsch und ist auch schon weg.
Nicola Förg geht sicher auch gelegentlich Holz hacken, schließlich wohnt sie auf einem Ponyhof auf dem Land. Die Schriftstellerin, die gleich mehrere erfolgreiche Krimiserien parallel bespielt (ihre Heldinnen und Helden heißen u.a. Irmi Mangold, Kathi Reindl und Gerhard Weinzirl), hat gleich zwei Buchempfehlungen für uns. Das erste ist ein Sachbuch – Nicola Förg meint dazu: „In Zeiten, wo die Menschheit schon fürs aufs Klo-Gehen eine App braucht“, sei das Werk des Philosophen Matthew B. Crawford, „Die Wiedergewinnung des Wirklichen“, Balsam und absolut empfehlenswert. „Denn Freiheit ist dann, wenn man sich nicht von Maschinen entmündigen lässt und nur selber leben und selber denken schlau macht!“
Aber hat Nicola Förg auch eine Romanempfehlung für uns? Na klar: „Ich bin wie viele in diese Falle getappt: Die Joël Dicker-Falle. Dieses weiterlesen zu müssen!“ Der junge Genfer sei längst kein Geheimtipp mehr, aber „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ sei ein Buch in der Manier von Erzählmagier John Irving, findet Nicola Förg. Auch Joël Dicker mache Tempo und löse am Ende seine verschachtelten Erzählstränge ganz elegant. „So elegant wie Genf!“ Sein zweites Buch, „Die Geschichte der Baltimores“ ist eine opulente Familiengeschichte. Nicola Förg findet: „Auch lesenswert, aber mit weniger Tiefgang.“
Und was liest Manuel Andrack, der seine Harald-Schmidt-Vergangenheit hinter sich gelassen hat und heute Bestseller über Fußball und das Wandern schreibt? Keine Sekunde denkt er nach, um uns ein Buch zu empfehlen. Es kann nur eines geben: „4321“ von Paul Auster. Es sei überwältigend gut. Er werde hier jetzt aber nichts über den Inhalt verraten. Außerdem fordert er: „Lesen Sie bitte keine Rezension. Lesen Sie auch nicht den Klappentext. Lesen Sie einfach das Buch. Es ist das beste Buch des Jahrzehnts. Ein Kunstwerk, aber mitten im Leben. Über 1.100 Seiten lang, die sollte man nicht in Häppchen aufteilen. Nehmen Sie sich ein paar Tage frei und lesen Sie den neuesten Auster in einem Rutsch. Es lohnt sich.“
Die Werke der Empfehlenden:
Oliver Pötzsch
Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf.
ISBN 978-3-548-28837-6
688 Seiten, € 10,99
ullstein
Nicola Förg
Heimatherz
ISBN 978-3-7408-0173-1
208 Seiten, € 12,95
emons
Nicola Förg
Scharfe Hunde
ISBN 978-3-86612-418-9
320 Seiten, € 15,00
Pendo
Manuel Andrack
Lebenslänglich Fußball
ISBN 978-3-492-30591-4
256 Seiten, € 10,00
PIPER
Manuel Andrack
Schritt für Schritt
ISBN 978-3-492-40479-2
320 Seiten, € 15,00
National Geographic
Oliver Pötsch
Meine Kur hat einen Schatten
ISBN 978-3-86882-663-0
192 Seiten, € 14,99
mvgverlag
1971 im Allgäu geboren, studierte Jörg Steinleitner Jura, Germanistik und Geschichte in München und Augsburg und absolvierte die Journalistenschule in Krems/Wien.
Zur Biografie von Jörg Steinleitner
Die Buchempfehlungen:
Annie Proulx
Aus hartem Holz
ISBN 978-3-630-87249-0
896 Seiten, € 26,00
Luchterhand
Paul Auster
4 3 2 1
ISBN 978-0-571-32462-0
1264 Seiten, € 29,95
Rowohlt
Matthew B. Crawford
Die Wiedergewinnung des Wirklichen
ISBN 978-3-550-08119-4
432 Seiten, € 24,00
ullstein
Joël Dicker
Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
ISBN 978-3-492-30754-3
736 Seiten, € 9,99
Piper
1971 im Allgäu geboren, studierte Jörg Steinleitner Jura, Germanistik und Geschichte in München und Augsburg und absolvierte die Journalistenschule in Krems/Wien.
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