ISBN 978-3-8392-2294-2

342 Seiten

€ 13,00

Das Manuskript eines berühmten Schriftstellers. Ein gefährliches Geheimnis. Und eine Mordserie im Vorfeld der Olympiade in München. Sabine Vöhringer im Interview über „Das Ludwig Thoma Komplott“.

Sabine Vöhringer im Interview über ihren Krimi „Das Ludwig Thoma Komplott“

Das Ludwig Thoma Komplott

© Sabine Vöhringer

Frau Vöhringer, Sie haben gerade Ihren zweiten München-Krimi veröffentlicht. Worum geht es in „Das Ludwig Thoma Komplott“?

Die Verlegerin Julia Frey findet im Nachlass ihres Vaters ein bisher unveröffentlichtes Manuskript von Ludwig Thoma und will es neu herausgeben. Doch das Manuskript birgt ein Geheimnis, das nur sie kennt und das zu einer großen Gefahr wird. Die Enthüllungen leuchten zurück bis in die 20er und 60er Jahre und scheinen mit einer Mordserie im Vorfeld der Olympischen Spiele 1972 verknüpft zu sein. Mich faszinieren Geschichten, die einen historischen Bezug haben. Es gibt mehrere, ineinander verwobene Handlungsstränge. Geschichte und Gegenwart treffen aufeinander.

Schon Ihr erster Krimi „Die Montez-Juwelen“ hatte einen historischen Ansatz: Lola Montez, die legendäre Maitresse von Ludwig I. …

Ja, die bayerische Geschichte bietet ein ausgesprochen umfangreiches Repertoire an kuriosen Figuren und Zusammenhängen. Es reizt mich, diese zu neuem Leben zu erwecken. Der geschichtliche Bezug ist neben der Altstadt als dekorative Krimikulisse ein Alleinstellungsmerkmal der Reihe. Ich freue mich sehr, dass viele Leser*innen begeistert darauf reagieren und die Verknüpfung von Geschichte und Krimispannung sehr zu schätzen wissen. Im Moment schreibe ich am dritten Fall der Reihe. Hier erlebe ich zum ersten Mal, dass die Urheberrechte der historischen Person noch nicht verfallen sind. Umso motivierender war die Reaktion der Urenkelin auf das Exposé. „Der Roman muss her!“, meinte sie trocken.

Um wen es sich dabei handelt, wollen Sie vermutlich noch nicht verraten?

Sabine Vöhringer lacht. Genau. Obwohl meine Bücher auch unabhängig voneinander funktionieren, ist es gerade für Serienfans schön, ein Buch nach dem anderen zu lesen. Die Protagonisten und ihre Beziehungen zueinander entwickeln und verändern sich. Ich gehe nicht zimperlich mit meinen Figuren um. Immer wieder überraschend für mich ist, wie wichtig den Leser*innen auch das Privatleben der Protagonisten ist. Wie sehr sie Anteil nehmen an der Beziehung zwischen Tom und Christl. Oft höre ich: „Christl darf nicht sterben!“, „Pass gut auf Tom auf!“

Und passen Sie gut auf die beiden auf?

Ich bemühe mich, aber ob sie auf mich hören? Sie sind beide sehr dickköpfig und eigensinnig. Dadurch bringen sie sich gern in Gefahr und ich habe alle Mühe, sie aus diesen heiklen Situationen wieder herauszuholen. Ich hoffe, es gelingt mir! In Gedanken habe ich sie stetig an der Hand, sie reißen sich nur immer wieder los.

Ihr Krimi-Reihe rund um Tom Perlinger spielt mitten in der Münchner Altstadt.

Ja, Tom Perlinger ist der Halbbruder des Hackerhaus-Wirtes. Das Hackerhaus befindet sich unweit des Marienplatzes, in der neuen Fußgängerzone Sendlinger Straße. Das Hackerhaus ist ein bayerisches Traditions-Wirtshaus und Stammhaus der Hacker-Pschorr Brauerei aus dem Jahre 1417. Die komplette Familie, inklusive Tom und Christl, wohnt in meiner Geschichte über dem Gasthaus, nur einen Steinwurf vom Polizeipräsidium entfernt. Tom bewegt sich zu Fuß oder mit dem Rennrad durch die Altstadt. Die Reihe spielt an Plätzen, die Münchner wie Besucher gleichermaßen kennen. Dank des gezeichneten Innenstadtplans können Sie sich sich mit Tom und seinem Team virtuell durch die Stadt bewegen.

Wie kamen Sie auf die Idee, Toms Familie in einem Wirtshaus anzusiedeln?

Ich kenne das Hackerhaus und die Wirtefamilie bereits seit langem, habe die Veränderungen hautnah miterlebt. Das Hackerhaus steht für mich symbolisch für all das, was den Kern der bayerischen Lebensart ausmacht. Tradition, Gemütlichkeit, Verwurzelung. Auf der anderen Seite finden große Veränderungen statt, auf die es innovativ zu reagieren gilt. Die Fußgängerzone wird aktuell bis zum Sendlinger Tor verlängert. Viele Menschen erleben diese Veränderung mit, die durchaus auch polarisiert. Stadtgeschichte live! Doch es gibt noch einen weiteren Grund: Ganz pragmatisch kommt eine alteingesessene Wirtefamilie für eine Krimiautorin und ihren Hauptkommissar einer sprudelnden Quelle an Insiderinformationen gleich. Das wollte ich nutzen.

Wie kam es zu dem Bezug zu Ludwig Thoma im aktuellen Buch?

Ausschlaggebend hierfür war ein sonntäglicher Ausflug an den Tegernsee auf den Spuren Ludwig Thomas, von meinem Mann initiiert. Als wir vor dem Bauernhaus mit den dunklen Holzschindeln standen – dahinter das Alpenpanorama, rechts der Tegernsee, drum herum ein wunderschön blühender Garten – da sah ich Ludwig Thoma mit Freunden am Gartentisch sitzen, ein Manuskript in der Hand. Mit dem winkte er mir zu. Das war der Startschuss für die Idee. Dieses Bild ist dann auch tatsächlich in Form einer Schwarz-Weiß-Fotografie ins Buch gewandert, die wichtige Spuren zum wahren Mörder offenbart.

Was sehen Sie als größte Herausforderung beim Krimischreiben?

Die Gratwanderung zwischen Krimi und Thriller. Wie viele Thrillerelemente verträgt ein Krimi, der mitten in der Münchner Altstadt – der Stadt mit Herz – spielt? In meinen Augen darf er auf keinen Fall banal sein. Zuviel Brutalität schreckt mich ab. Ein bisschen Sex muss sein. Sabine Vöhringer lacht.

ISBN 978-3-8392-2294-2

342 Seiten

€ 13,00

<a href="https://buchszene.de/redakteur/bernhard-berkmann/" target="_self">Bernhard Berkmann</a>

Bernhard Berkmann

Geboren 1982, studierte Bernhard Berkmann Kommunikationswissenschaften, Psychologie und Romanistik. Als Autor interessiert er sich vor allem für Kriminalromane und Wirtschaftsthemen. Bernhard Berkmann pendelt zwischen Berlin und dem schwedischen Båstad. In seiner Freizeit geht er gerne schwimmen.

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