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Jeder kennt ihn, den inneren Schweinhund. Aber wie kommt man ihm bei? Das Konzept von Stressbefreiungscoach Heike Noack basiert auf „Verhaltensschwerkraft“. Im Interview erklärt sie, wie es hilft.

Stressbefreiungscoach Heike Noack erklärt „Wie Sie Ihren inneren Schweinhund überwinden“

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Frau Noack, Ihr Buch heißt „Wie Sie Ihren inneren Schweinhund überwinden“. Haben Sie persönlich denn Ihren eigenen inneren Schweinehund schon mal gesehen?

Nein, gesehen habe ich ihn noch nicht, aber gespürt habe ich ihn schon oft.

Wie fühlt sich so ein innerer Schweinhund an?

Ich glaube da gibt es keine eindeutige Identifikationsmöglichkeit. Für jeden Menschen, der glaubt ihn in sich zu haben, fühlt sich das unterschiedlich an. Was der innere Schweinhund sicherlich überall verursacht, ist das schlechte Gewissen und das Gefühl der Unzulänglichkeit. Das wäre nach meiner Ansicht der kleinste gemeinsame Nenner aller inneren Schweinhunde weltweit.

Sie haben ein Buch über den Umgang mit dem inneren Schweinhund geschrieben. Was ist Ihr wichtigster Rat?

Ich würde das so nicht stehen lassen. Es geht im Buch nicht nur um den täglichen Umgang mit ihm, sondern, wie man ihn überwinden kann, wenn ein für uns wichtiges Ziel zu erreichen ist. Das ist ein enormer Unterschied. Ich möchte meinen Lesern helfen zu erkennen, wie sie den inneren Schweinhund überwinden können. Das wird unter Umständen nicht immer und überall erfolgreich sein. Aber zu wissen, was wir brauchen, um an unser Ziel zu kommen, das uns sehr wichtig ist, ist aus meiner Sicht sehr erfolgversprechend. Außerdem brauchen wir unseren inneren Schweinhund auch ab und zu. Er hilft uns, uns vor Überlastungen zu schützen. Wenn wir ihn frei herumlaufen lassen, richtet er Schaden an. Wenn wir ihn kultivieren, bringt uns das Vorteile.

Was für Vorteile wären das?

Er kann uns vor Überlastung schützen. Er kann die Entspannung verlängern, die wir so nötig brauchen.

Unser innerer Schweinhund ist also ein guter Kerl?

Ja, das würde ich so sagen. Voraussetzung ist, dass er in einer handlichen Größe bleibt. Wenn er uns im Alltag überwältigt und einen unangemessen großen Platz einnimmt, wird er zur Last. Übrigens wie alle anderen inneren Motive wie zum Beispiel Kontrolle, Ehrgeiz oder Angst.

Ich lasse mal nicht locker, was ist Ihr wichtigster Rat?

Planvolles und systematisches Vorgehen mit einer ordentlichen Portion Flexibilität und Ehrlichkeit. Oft ist auch Hilfe von außen ein wichtiger Baustein zum Erfolg.

Planvoll und systematisch – das klingt eher trocken …

Sie glauben nicht, wie viele Menschen an diesen zwei Punkten bereits scheitern! Mangelnde Selbstorganisation ist eine sehr verbreitete Schwäche, die von Versagensängsten begleitet wird.
Die Frage, ob man oder es (was man tut) gut genug für das gewünschte Ziel ist, würde ich an Nummer 1 der Gründe für das Scheitern setzen. Das wird, bevor es richtig losgeht, bereits unbewusst entschieden. Dazu kommen noch jede Menge Fragen und Einwände die wie eine Bremse wirken. Am Ende sind es die im Kopf kreierten „Fakten“, die zur Rechtfertigung eingesammelt werden, aus denen das Futter für den inneren Schweinehund produziert wird.

So eine Faktenprüfung ist doch wichtig. Warum sie nicht einbeziehen?

Natürlich muss man Fakten einbeziehen, wenn man ein Ziel erreichen will. Die meisten suchen sich leider die falschen Fakten heraus. Es geht doch darum etwas zu erreichen, das bis jetzt nicht erreicht wurde. Dafür brauche ich alle Hilfe, die ich bekommen kann. Was ich nicht gebrauchen kann, sind Hindernisse, die mich auf- oder abhalten. Dafür muss ich etwas tun, was unüblich ist: Ich muss meine Hindernisse in Ressourcen umwandeln.

Aber es gibt auch Hindernisse, die nur sehr schwer oder gar nicht überwindbar sind.

Sicher gibt es die. Dann ist die Flexibilität gefragt. Kann ich mein Ziel modifizieren? Kann ich meinen Lösungsweg verändern? Oft sind Umwege Wege die um ein unlösbares Problem herumführen.

Es geht also eher darum den inneren Schweinhund auf eine verträgliche Größe zu bringen, damit das Ziel erreicht wird?

Es gibt eine Vielzahl an Gründen warum wir etwas nicht tun, was wir eigentlich tun möchten. Ein Grund sind unsere Erfahrungen in ähnlichen Situationen. Die sind in unserem Unterbewusstsein abgespeichert. Dort stehen die guten und die schlechten Erfahrungen zum Abruf bereit. Wenn es für vergleichbare Situationen überwiegend schlechte Erfahrungen gibt, wird gezögert oder im schlechten Fall die bevorstehende Aktion ganz abgeblasen. Dann brauchen wir nur noch ein paar rationale Gründe, die uns klarmachen, dass es sinnlos oder bestenfalls wenig erfolgversprechend ist. Damit wird der Futternapf für den inneren Schweinhund gefüllt.

Sie sprechen lieber von der „Verhaltensschwerkraft“. Was meinen Sie damit?

Oh, da sollten Sie lieber mein Buch lesen! Wenn ich das hier verrate, kauft es doch niemand mehr! (lacht)
Es ist ein komplexer Vorgang, der sich da abspielt. Wir sind gefangen in unseren alten Gewohnheiten. Wenn wir neue Gewohnheiten entwickeln wollen, müssen wir das in einem uns bekannten Weg tun. Dieser Weg ist aber den wenigsten Menschen bewusst. Selbst die Menschen, denen er bewusst ist, müssen einen kritischen Punkt überwinden. Das ist wie mit der Erdanziehungskraft. Erst wenn Sie den „point of no return“, den Punkt ohne Wiederkehr, überwunden haben, können Sie die Erdumlaufbahn verlassen.

So ist es auch mit unserem Verhalten?

Ja, unser Gehirn wählt für uns immer den energieeffizientesten Weg. Weil wir mit unseren Ressourcen unter Umständen den maximalen Weg gehen müssen, zum Beispiel um Nahrung zu finden. Energiezufuhr hat die oberste Priorität für unseren Körper. In unserer modernen Welt ist die Kühlschranktür meist nicht weit entfernt. Wer Gewicht verlieren will, sollte diese Tatsachen einbeziehen. Wir haben ein wenig verlernt, die Energie so einzusetzen, wie es für uns am wirksamsten ist. Das ist der ideale Nährboden für Widerstand.

Sie nennen sich Stressbefreiungscoach. Wie sind Sie auf diesen Namen gekommen?

2010 habe ich mit dem Aufbau meines Onlineangebots begonnen. Ich brauchte einen Begriff, der sich abhebt und der mit einem Wort sagt, was ich tue. Körperliche und mentale Entspannung ist ein überlebenswichtiges Thema, dem ich mich intensiv widme. Ich propagiere kurze, aber effektive Entspannungspausen und helfe meinen Klienten dabei, dieses Konzept schnell in ihren Alltag zu implementieren.

Welche Themen sind noch wichtig in Ihrer Coachingpraxis?

Ich coache viele Schulkinder und deren Eltern. Es ist unglaublich, wie viele Kinder unter Schulstress leiden. Zuhause geht der Stress weiter. Die Eltern sind oft hilflos und fürchten um die Zukunft ihrer Kinder, wenn sie in der Schule schlechte Ergebnisse erzielen.

Oftmals sind die ganzen Familien von der Schule gestresst.

Ja, und die Eltern reden sich den Mund fusselig und die Kinder verstehen nicht, was die Erwachsenen sagen. Beide kommunizieren auf unterschiedlichen „Kanälen“. Eltern sollten befähigt werden, diesen „Kindercode“ zu knacken. Damit lebt es sich stressfreier für alle.

Sie schreiben in Ihrem dritten Buch „Diabetes Typ 2 als Chance“ ebenfalls über Veränderung.

Ja, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie viel davon abhängt, seine Lebensführung, sein Verhalten zu ändern. Dadurch kann man wieder zurückkommen, zu normalen Blutzuckerwerten. Aber so eine Umstellung ist stressig, weil es sehr viel zu beachten und zu verändern gibt. Dieses Thema ist eng mit dem inneren Schweinhund verbunden.

Haben Sie zum Schluss noch ein Rat für ein entspanntes Leben?

Wenn wir unsere festgefahrenen Positionen verlassen und nach unseren Bedürfnissen leben, werden wir viel entspannter sein, mehr Spaß haben und damit unsere Lebensfreude und unser Wohlbefinden steigern.

Webseite: zuviel-stress.com

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/annika-von-schnabel/" target="_self">Annika von Schnabel</a>

Annika von Schnabel

Nach einem Studium der Anglistik und Kunstgeschichte und einem Volontariat in der Kulturredaktion, machte sich Annika von Schnabel als Journalistin selbständig. Besonders gerne schreibt sie über Kinderbücher, Gesundheitsbücher und Romane. Die Mutter zweier Kinder ist verheiratet und mag Katzen.

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