ISBN 978-3-257-24414-4

ca 336 Seiten

€ 24,00

Anlässlich von „Ewige Jugend“ spricht die Star-Autorin über ihr komplexes Verhältnis zu Venedig und verrät, ob es DEN Venezianer gibt.

Donna Leon nimmt kein Blatt vor den Mund

Häuser mit Wäscheleine in Venedig

© Kert

Keine Schriftstellerin der Welt steht so sehr für Venedig wie Donna Leon. Dabei war es keineswegs absehbar, dass die Amerikanerin einmal in der romantischen Lagunenstadt landen würde. Im Interview gewährt die weitgereiste Star-Autorin Einblicke in ihr ambivalentes Verhältnis zu Venedig und verrät, ob es den typischen Venezianer gibt.


Frau Leon, Sie sind in Amerika geboren und lebten u.a. im Iran, in der Schweiz, in China, in Saudi-Arabien. Was hat Sie nach Venedig gebracht und was hält Sie dort?

Naja, bis vor einigen Jahren lebte ich dort, bis ich dann in die Schweiz zog. Ich komme aber noch regelmäßig nach Venedig, um Freunde zu sehen und den neuesten Klatsch zu erfahren. In den 60ern besuchte ich die Stadt als Tourist und hatte das Glück, zwei Venezianer kennen zu lernen, Roberta und Franco, die noch immer meine besten Freunde sind. 1981 beschloss ich, mich in Venedig niederzulassen, da ich viel Zeit in der Stadt verbrachte, eine Menge Leute kannte und mich dort heimisch fühlte.

In „Ewige Jugend“ – es ist Brunettis 25. Fall und damit der Jubiläumsfall – kommt ein Verein vor, der sich um preiswerten Wohnraum für junge Paare bemüht. Gibt es diesen Verein wirklich?

Eine derartige Organisation gibt es nicht. Ich wünschte,es gäbe eine, denn es ist furchtbar schwer für junge Leute – eigentlich für alle – bezahlbaren Wohnraum in Venedig zu finden. Viele Wohnungen wurden von Leuten gemietet oder gekauft, um sie als Bed& Breakfast-Zimmer zu vermieten. Das bedeutet jedes Mal, eine Wohnung weniger für die Venezianer.

Im Vorwort von „Mit Brunetti durch Venedig“ erzählen Sie, wie Sie sich vor Jahren einmal in Venedig verlaufen haben. Könnte Ihnen das heute auch noch passieren? Für Gäste gleicht die Stadt ja doch einem Labyrinth …

Es ist schwierig, sich zurecht zu finden, da es ja keine geraden Straßen vom einen Ende der Stadt zum anderen gibt. Die Straßen winden sich genauso wie die Kanäle. Mit einer guten Karte und mit Hilfe der sehr hilfsbereiten Einheimischen, findet man aber seinen Weg. Es ist vielleicht nicht leicht, aber durchaus möglich. Nein, ich verlaufe mich nicht mehr.

Brunettis Verhältnis zu Venedig ist ein nostalgisches. Oft erinnert er sich an die Stadt seiner Kindheit. Was war der größte Unterschied des früheren Venedigs zu dem der Gegenwart?

Zahlen. Als ich die ersten Male nach Venedig kam, gab es weit über 100.000 Einwohner; heute sind es weniger als 56.000. Ich habe keine Ahnung, wie viele Touristen in den 60ern in die Stadt kamen, aber sicherlich weniger als eine Million im Jahr. Nun sind es mindestens 30 Millionen. Die Wirtschaft, die in der Vergangenheit die Bedürfnisse der Bevölkerung bediente, konzentriert sich heutzutage fast ausschließlich auf die Bedürfnisse der Touristen.

Gibt es den typischen Venezianer – oder die typische Venezianerin?

Verzeihen sie meine einsilbige Antwort, ein klares „Nein“.

ISBN 978-3-257-24414-4

ca 336 Seiten

€ 24,00

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/joerg-steinleitner/" target="_self">Jörg Steinleitner</a>

Jörg Steinleitner

Geboren 1971, studierte Jörg Steinleitner Jura, Germanistik und Geschichte in München und Augsburg und absolvierte die Journalistenschule. Er veröffentlichte rund 25 Bücher für Kinder und Erwachsene. Steinleitner ist seit 2016 Chefredakteur von BUCHSZENE.DE und lebt mit Frau und drei Kindern am Riegsee.

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