
Roddy Doyles „Die Frauen hinter der Tür“ ist ein starker Roman über zwei Frauen
Roddy Doyle hat schon einige außergewöhnliche Figuren für seine Romane erfunden, aber Paula Spencer, die in „Die Frauen hinter der Tür“ die Hauptrolle spielt, nimmt eine ganz besondere Stellung ein: Paula ist ehemalige Alkoholikerin, Mitte 60, hat zwei erwachsene Kinder und einiges durchgemacht. Inzwischen hat Paula ihr Leben im Griff. Im Grunde ist sie zufrieden. Bis eines Tages Nicola vor der Tür steht.
Was, wenn die Vorzeigetochter plötzlich Kummer macht?
Nicola ist Paulas Vorzeigetochter. Umso härter trifft Paula die Erkenntnis, dass die Mittvierzigerin Nicola gerade dabei ist, ihre Familie zu verlassen, und nun kurzerhand wieder bei ihrer Mutter Paula einzieht. Dies ist der Ausgangspunkt für einen wirklich spannenden Roman über Mütter und Töchter.
Es geht um Mütter und Töchter und auch um familiäre Gewalt
Roddy Doyle erzählt aus Paulas Perspektive, die eine unverwechselbare ist, denn Paula hat einen sehr direkten Ton. Bei ihr wird stets das ausgesprochen, was sie gerade denkt. Kaum ist die Tochter im Haus, arbeiten die beiden die Vergangenheit auf. Schließlich war die Rollenverteilung zwischen den beiden nicht immer klar: Nicola musste als Tochter – wegen Paulas Alkoholkrankheit – immer wieder in die Rolle der Kümmernden schlüpfen. Auch das Thema häusliche Gewalt bewegt die beiden Frauen.
Schnelle, schlagfertige Dialoge und ein ausgesuchter irischer Humor
Dies alles sind ernste Themen. Aber Roddy Doyle wäre nicht Roddy Doyle, wenn es ihm nicht gelänge, diese ernsten Themen mit einer gewissen Leichtigkeit zu erzählen. Seine Dialoge sind schlagfertig und schnell und sein irischer Humor ist umwerfend. Für die Hörbuchfassung fängt Marion Elskis diesen mal ruppigen, mal sanften Ton mit großer Einfühlsamkeit ein. Und allen Hindernissen zum Trotz ist das Ende von „Die Frauen hinter der Tür“ versöhnlich, weil diese beiden starken Frauen auf einer neuen Ebene zueinander finden.