Laetitia Colombanis drei Heldinnen sind allesamt Kämpfernaturen
Sie haben sich nie gesehen, sie kennen einander nicht und werden sich nie begegnen. Und doch ist das Schicksal von Smita, Giulia und Sarah buchstäblich zu einem Zopf verflochten. Laetitia Colombani erzählt in ihrem Debütroman „Der Zopf“ von drei Frauen, die nichts gemeinsam haben, außer, dass sie alle drei Kämpfernaturen sind.
Für ihren Traum vom besseren Leben riskiert Smita ihre Existenz
Smita lebt in Indien und gehört den „Unberührbaren“ an. Unterstes Bildungsniveau und menschenunwürdige Lebensumstände. Für ihren Traum, ihrer Tochter zu einem besseren Leben, als sie selbst es hatte zu verhelfen, riskiert sie Existenz und Leben. Laetitia Colombanis zweite Heldin heißt Giulia und ist die Tochter des Besitzers einer Perückenfabrik in Sizilien. Als der Vater einen schweren Unfall erleidet und ins Koma fällt, muss die introvertierte Büchernärrin plötzlich die Firma aus den roten Zahlen führen.
Eine Krankheit macht der Anwältin Sarah einen Strich durch alle Pläne
Schließlich begegnen wir noch Sarah. Die dreifache Mutter und Karrierefrau ist mit ihren 40 Jahren die älteste der drei Protagonistinnen. Die Anwältin aus Montreal taktet ihre Tage minutengenau durch, nichts ist für sie wichtiger, als in allen Lebenslagen die Beste zu sein. Doch dann macht ihr eine Krankheit einen unbarmherzigen Strich durch alle Pläne.
Sie sind Amazonen in einer Existenz, die sich nicht kontrollieren lässt
Zweifellos sind sie Amazonen, diese drei Figuren, die Laetitia Colombani sich ausgedacht hat. Jede auf ihre Weise und jede in unterschiedlichster Gestalt und Ausprägung. Sie lehren uns, dass Frauen alltäglich in Situationen geraten, die sie weder vorhersehen noch kontrollieren können. Dennoch pulsiert in jeder der drei eine ungeheure Kraft, sich allen Anforderungen des Lebens zu stellen.
Der Grundtenor des Romans ist positiv – man kann das Leben meistern
In „Der Zopf“ nimmt uns Laetitia Colombani mit auf eine intensive Reise über drei Kontinente. Sie konfrontiert uns mit unterschiedlichen Lebenskonstrukten und schreckt dabei nicht davor zurück, auf die Missstände aufmerksam zu machen, die noch in vielen Teilen der Welt vorherrschen. Und doch tut sie dies niemals abwertend, sondern macht uns vielmehr aufmerksam auf die Wunder, die jede dieser drei Erfahrungswelten für die jeweilige Frau bereithält. Sie richtet den Blick ihrer Protagonistinnen bei allen Widrigkeiten stets auf das Positive und gibt uns als Lesern zu verstehen, dass Frauen in der Lage sind alles zu meistern, solange sie nur hart arbeiten und an das Gute im Leben glauben. Und so ist „Der Zopf“ ein schönes Debüt, das seine Leserinnen und Leser viel über Emanzipation und Lebensfreude lehren kann.