Jeder versteht unter Respekt ein wenig was anderes
An keinem ihrer Bücher habe sie so lange gearbeitet wie an „Was heißt hier Respekt!?“, sagt die Journalistin und Publizistin Elke Reichart. Schließlich spiele dieser in jedem Teil unseres Lebens eine Rolle. Die Krux dabei ist: Jeder wünscht sich Respekt – doch nicht jeder meint das Gleiche. „Die einen verstehen darunter Höflichkeit oder Ehrfurcht, die anderen Gehorsam oder Angst oder aber auch Toleranz beziehungsweise Akzeptanz.“ Dass Respekt eine „ganz eigene Form der Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Ehrerbietung“ ist, zeigt Reichart in diesem klugen, differenzierten und doch leicht zu lesenden Buch.
Was macht eine respektvolle Liebesbeziehung aus?
Für jeden der Bereiche Schule, Beruf, Musik, Sport, Religion etc. sprach Reichart mit Fachleuten und anderen (Lebens-)Experten. So berichtet eine junge Frau von ihren Erfahrungen mit Onlinedating, und ein Paartherapeut erklärt, was eine respektvolle Liebesbeziehung ausmacht. Dem Essay des Jurastudenten Luca Kochendörfer „Warum wir manche Lehrer respektieren und andere nicht“ stehen die Einschätzungen einer Lehrerin zum Thema gegenüber.
Philipp Lahm trifft für sich in Sachen Respekt eine wichtige Unterscheidung
Der Fußballer Philipp Lahm unterscheidet zwischen Respekt im Beruf und im Privaten, und der Journalist und Szene-Kenner Sascha Verlan schreibt übers Dissen im HipHop. Besonders eindrucksvoll: eine Bischöfin, ein Islamdozent und ein Rabbi entfalten nacheinander das Respektverständnis in ihrem jeweiligen Glauben. Eine Perspektive entwickelte sich übrigens erst während des Schreibens zum zentralen Aspekt: „Das Wichtigste ist Selbstrespekt“, sagt die Autorin heute. Warum, erklärt in ihrem Buch der Sozialpsychologe Dieter Frey. Dieser Diskurs bildet als letztes Kapitel eine Art Resümee. „Wenn man sich selbst respektiert“, so Elke Reichart, „kommt die gewünschte Liebe und Zuneigung auch zurück – und dann braucht man sie gar nicht mehr so dringend.“