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Autos springen nicht an und machen Dinge, die wir nicht wollen, z.B. bei strömendem Regen die Fenster öffnen. Sie verhindern Hochzeiten und stellen uns vor Rätsel. Jörg Steinleitners Kolumne über Autos, die einen zur Verzweiflung bringen - mit passenden Buchtipps!

Von einem Auto, das auf der Autobahn selbständig die Türen öffnet und von einem, das Hochzeiten sabotiert

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Titelbild Kolumne Steinleitners Woche sabotierende Autos

© Stas Ponomarencko shutterstock-ID: 264803348

Ich verstehe mein Auto nicht mehr – mal springt es an, mal nicht

Mein Auto ist zehn Jahre alt und zur Zeit spinnt es. Mal springt es an, mal nicht. Das ist sehr unpraktisch, vor allem, wenn ich irgendwo pünktlich sein muss. Ich drehe den Schlüssel herum, aber der Wagen gibt nicht ein einziges Geräusch von sich. Ich schiebe es an, weil ich denke, es könnte die Batterie leer sein (wobei ich die erst kürzlich ausgetauscht habe), aber auch das Anschieben hilft nichts. Wenn ich dann ein bisschen warte, kann es sein, dass mein Wagen beschließt, doch wieder anzuspringen. Dies dann merkwürdigerweise ganz ohne Zicken: Ich drehe den Schlüssel herum und der Motor läuft. Es ist mir ein Rätsel.

Margaretes Auto öffnete selbständig die Türen – auch während der Fahrt

Als ich kürzlich mit einigen Freundinnen zusammensaß und von meinem Auto erzählte, belächelte mich Margarete nur. Sie habe vor einigen Jahren einen Wagen gehabt, der mal, als Margarete im Starkregen unterwegs gewesen sei, eigenhändig die elektrischen Scheiben habe herunterfahren lassen. Als Margarete und ihre Familie versucht hätten, die Scheiben wieder zuzumachen, sei das nicht gegangen. Auch habe er bei verschiedenen Gelegenheiten, manchmal sogar während der Fahrt, die Schiebetüren selbständig geöffnet. Ohnehin habe die Karre sich mitunter nicht abschalten lassen: Wenn Margarete das Auto irgendwo geparkt und den Zündschlüssel herumgedreht habe, habe der Motor nicht reagiert, sondern sei einfach weitergelaufen.

Reginas Hochzeit musste wegen eines Autos verschoben werden

Als Regina, die auch mit am Tisch saß, diese Geschichte hörte, erinnerte sie sich an ihre eigene Hochzeit: Sie sei gemeinsam mit ihrem Verlobten von einem Freund in einem schönen alten und mit Blumen geschmückten Mercedes zur Kirche gefahren worden. Sie sei ausgestiegen und man habe sie vor den Altar geführt. Der Freund sei mit dem Mercedes weggefahren, um ihn zu parken, weil vor der Kirche war das nicht erlaubt. Eigentlich hätten sie und ihr Mann nun heiraten wollen. Aber gerade, als die Zeremonie beginnen sollte – in den Kirchenbänken warteten 200 Gäste – sei der Freund total nassgeschwitzt wiedergekommen und habe Reginas Mann etwas ins Ohr geflüstert; nämlich, dass er den Wagen auf einem guten Parkplatz abgestellt habe, aber die Karre lasse sich nicht ausschalten. Er habe alles versucht, doch der Daimler laufe einfach weiter. Deshalb sei er jetzt wiedergekommen und der Wagen stehe draußen, mit laufendem Motor. Da habe Reginas Bräutigam ihr ins Ohr geflüstert, er könne sie jetzt noch nicht heiraten, er müsse erst mit dem Freund den Wagen wegparken und ausschalten. Immerhin kam der Bräutigam dann wieder und Margarete und er sind bis heute glücklich verheiratet.

Bei meinem Ford Granada konnte man den Ganghebel herausheben

Eines meiner ersten Autos war ein schwarz gewalzter Ford Granada. Ich hatte ihn für 300 Mark gekauft. Wenn man schaltete, musste man aufpassen, dass man nicht den Ganghebel herauszog, er war nur hineingesteckt. War er mal draußen, war es ein ziemliches Gefummel, ihn wieder hineinzukriegen. Das war vor allem während der Fahrt nicht ganz ungefährlich. Trotzdem muss ich sagen, dass der Wagen drei Wochen lang ganz gut lief. In der vierten Woche aber sprang er plötzlich nicht mehr an. Ich wollte ihn reparieren lassen, doch der Automechaniker, der die Autos meiner Eltern reparierte, weigerte sich, den Granada anzufassen, er meinte, das sei kein Auto, sondern ein Dreckshaufen. Als sich dann auch noch unsere Nachbarn beschwerten, weil der Granada Ölflecken auf der Straße machte, trennte ich mich schweren Herzens von ihm. Für die Entsorgung auf dem Schrottplatz musste ich dann noch einmal 150 Mark bezahlen.

Auf unsere Spanienreise im Opel nahmen wir einen Hammer mit

Ich hatte auch mal einen Opel Kadett mit kaputtem Magnetschalter. Der Magnetschalter ist ein Teil, dass für den Zündvorgang benötigt wird. Glaube ich jedenfalls. Weil Helena und ich damals wenig Geld hatten, beschlossen wir, das Auto vor unserer Reise nach Südspanien nicht reparieren zu lassen, um Kosten zu sparen. Ein Automechaniker hatte uns gezeigt, wie wir mit einem Holzstock und einem Hammer die Funktion des Magnetschalters ersetzen konnten: Man musste nur die Motorhaube aufmachen, den Holzstock auf ein bestimmtes Gehäuse im Motorraum halten und mit dem Hammer auf den Stock und damit auf das Gehäuse hauen. Danach sprang der Wagen meist an. Allerdings erwies sich dieser Trick in bestimmten Situationen unserer Spanienreise als nicht so praktisch.

Barfuß auf Kieselsteinen und bei nächtlichem Regen auf der Autobahn

Einmal zum Beispiel soff Helena der Motor mitten in der Nacht bei strömendem Regen an einer Autobahnmautstelle ab. Genau am Kassenautomat, kurz vor der Schranke. Da war es nicht möglich, die Sache mit dem Stock und dem Hammer zu machen, es war zu dunkel und es hätte zu lange gedauert. Ich schlief gerade auf dem Beifahrersitz. Helena weckte mich und erklärte mir das Problem. Hinter uns stauten sich die Fahrzeuge. Ich sprang aus dem Wagen und schob ihn barfuß an. Es lagen Kieselsteine auf der Straße. Ich weiß noch genau, wie die Steine und der kalte Regen an meinen Füßen schmerzten. Aber es funktionierte und der Motor sprang an. So ein zuverlässiges Auto würde ich mir heute auch wünschen: Anschieben und schon läuft er. Aber der Opel von damals hatte eben auch einen Namen: Die alte Frau, der ich ihn abgekauft hatte, nannte ihn Jackl. Mein neues Auto heißt „Kiste“. Vielleicht ist es einfach nur beleidigt. 

P.S.: Ich habe mal einen Automechanikerkurs an der Volkshochschule München besucht. Außer, dass ich jetzt weiß, wo man Scheibenwischerwasser nachfüllen muss, hat es nicht so viel gebracht.

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/joerg-steinleitner/" target="_self">Jörg Steinleitner</a>

Jörg Steinleitner

Geboren 1971, studierte Jörg Steinleitner Jura, Germanistik und Geschichte in München und Augsburg und absolvierte die Journalistenschule. Er veröffentlichte rund 25 Bücher für Kinder und Erwachsene. Steinleitner ist seit 2016 Chefredakteur von BUCHSZENE.DE und lebt mit Frau und drei Kindern am Riegsee.

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