Frau Pfannholz, in Ihrem neuen Kriminalroman inszenieren Sie Mord und Totschlag im Spessart: Umweltschützer und Förster kriegen sich in die Haare, eine Frau wird getötet und bald schon jagen etliche Menschen nach einem Schatz. Sie selbst leben in Oberbayern, wo es auch Wälder gibt. Weshalb haben Sie diesen Tatort gewählt?
Es gab im Spessart tatsächlich eine Konfrontation zwischen Greenpeace und den Bayerischen Staatsforsten, gepaart mit erheblicher Aufregung im ganzen Umfeld. Obendrein ist dieser wunderbare Wald von altersher auch literarisch verschrien als Räubernest. Insofern ist der Spessart also ein idealer Nährboden für eine spannende Geschichte.
Ihr Buch ist hinsichtlich der Beschreibungen der Forstarbeit und Ihrer Menschen sehr präzise und realistisch. Woher wissen Sie das alles?
Ich habe Forstwissenschaften studiert und habe auch weiterhin in meinem Leben mit ziemlich vielen Forstleuten Kontakt – ganz abgesehen davon, dass ich einen Forstmann geheiratet habe.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Journalist Jo Murmann. Was ist das für ein Typ?
Murmann ist schon ein wenig angegraut und eher gemütlich, wirkt auf andere Menschen vertrauenerweckend und kommt deshalb gut ins Gespräch. Er blickt auf eine lange Erfahrung in der politischen Berichterstattung zurück, versucht immer den Hintergrund eines Konfliktes zu verstehen und Schwarz-Weiß-Denken zu vermeiden. Er liebt einfaches Essen, ein gutes Glas Wein und seine Frau, die Psychologin ist.
Sie sind die Tochter des berühmtem Schriftstellers Carl Amery. Beeinflusst diese große Vaterfigur Ihr Schreiben?
Es ist wohl ausgeschlossen, dass er mich nicht beeinflusst hat, aber das aufzudröseln ist schier unmöglich. Wenn man in diesem Umfeld aus bayerischer Kultur und politischem Engagement aufgewachsen ist, färbts halt sowieso ab. Wichtig für mich ist, dass ich wissenschaftlich und als Fachbuchautorin gearbeitet habe, das gibt mir die Basis, um mich unbefangen auf das väterliche Erbe einzulassen, das wohl großteils auch einfach in der Freude am Schreiben besteht.
Ihr erster Krimi hieß Heimatkrimi. Das ist ein lustiger Titel. Was zeichnet für Sie einen typischen Heimatkrimi aus – und ist Ihr Heimatkrimi wirklich einer?
Heimatkrimi ist ein ironischer Titel, der Murmann will ja einen schreiben und diskutiert mit den Kollegen, wie das gehen soll. Manchmal frag ich mich, ob zum Beispiel „Der dritte Mann“ heutzutage als „Wiener Heimatkrimi“ aufgelegt würde. Die Grenzen des Genres werden von den Verlagen für eine Zielgruppe gesteckt, die angeblich besonders dran interessiert ist, ihre eigene Gegend dargestellt zu finden. Und ich merke an mir selbst, wie das zurückwirkt, wie ich versuche, besonders auf die Gegend einzugehen, ein selbstbestätigender Kreislauf also. Heimatkrimi ist streng genommen keiner, weil ich den Landkreis „Werdenheim“, in dem der spielt, aus politischen Gründen erfinden musste.
Wie Sie den Wald beschreiben, ist er ein gefährliches Terrain. Tragen Sie Waffen bei Ihren Waldspaziergängen?
Nein. Im Übrigen müsste jeder Mensch im Wald, wenn man ihn aus dem Blickwinkel der Arbeitsschutzvorschriften betrachtet, einen Helm tragen. Wer will denn das schon! No risk, no fun.
Über Maria Pfannholz