Miss Merkel ermittelt mit Mann und Mops Putin in der Uckermark
Die Vorstellung, Angela Merkel könnte sich nach ihrer Kanzlerschaft unterfordert fühlen und daher eine zweite Karriere als Ermittlerin „Miss Merkel“ in der Uckermark starten, ist richtig lustig. Aber auch die weiteren Elemente, die sich David Safier für seinen Roman „Miss Merkel – Mord in der Uckermark“, ausgedacht hat, sind voller liebevollem Witz: Natürlich kommt auch Achim, der Ehemann der Kanzlerin, mit nach Klein-Freudenstadt. Dazu gesellen sich der Mops Putin und der Personenschützer Mike.
Die Ex-Kanzlerin ist unterfordert – ein Kriminalfall kommt gerade recht
Weil Angela als Ex-Kanzlerin ein beträchtliches Arbeitspensum gewöhnt ist, kommt es ihr ganz gelegen, dass sich schon bald ein mysteriöser Todesfall ereignet: Freiherr Philipp von Baugenwitz wird vergiftet in einem von innen verriegelten Schlossverlies aufgefunden. Dies gibt Angela, die sich die Zeit zuletzt vornehmlich mit Kuchenbacken vertrieben hat, die Möglichkeit, einmal mehr ihre Fähigkeiten einer sinnvollen Sache zur Verfügung zu stellen.
Sechs Frauen trachteten dem Freiherrn von Baugenwitz nach dem Leben
Es kristallisiert sich heraus, dass der Freiherr umringt war von Frauen, die nicht nur das Allgemeinwohl im Auge hatten. Im Gegenteil: Die sechs Damen scheinen geldgierig und auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Und sie bringen – jede für sich – auf den ersten Blick auch die Skrupellosigkeit mit, um eine derart perfide Tat im idyllisch verschlafenen Klein-Freudenstadt zu begehen.
Das Kriminalistische spielt in „Miss Merkel“ nur die zweite Rolle
Man muss sagen, dass bei diesem Roman der Kriminalfall eine eher untergeordnete Rolle spielt. Mitunter verliert man auch ein wenig den Überblick über die Schar der mordverdächtigen Gespielinnen des toten Freiherrn. Und man stirbt auch nicht vor Spannung, wenn man Angela dabei zusieht und zuhört, wie sie im Stil einer mecklenburgischen Miss Marple ihre Zeugenbefragungen und sonstigen Detektivarbeiten erledigt. Was an diesem Kriminalroman Freude bereitet, ist etwas ganz anderes.
David Safier schildert Achim als liebenden Physiker-Tollpatsch
David Safier schickt Angela und ihren professoralen Quantenphysiker-Mann in ungewöhnliche Situationen und lässt sie dabei so sein, wie wir sie uns – nach allem, was wir über das private Kanzlerpaar wissen – vorstellen. Dabei ist es die Kunst des Autors, sich niemals bösartig über dieses ungewöhnliche Ehegespann lustig zu machen, aber eben doch sehr lustig zu sein. „Angela liebte ihren Achim unter anderem auch dafür, dass er keine Ahnung hatte, was schick war und was nicht.“
Diese Geschichte garantiert seitenweise Quatsch in bester Qualität
Es ist eine tiefe, große Liebe, die David Safier hier inszeniert: Angela liebt Achim, weil er ehrlich ist und sich stets große Sorgen um sie macht. Und auch, weil er nichts mit den Machomännern gemein hat, mit denen sich Angela während ihrer Kanzlerschaft rumzuärgern hatte: In „Miss Merkel“ bekommen alle – von Putin bis Donald Trump – ihren Seitenhieb ab. Achim dagegen nur einmal ein Kissen auf den Kopf bei einer Kissenschlacht. Trotz all der weltbewegenden Figuren, die in Angelas Gedanken und Gesprächen noch immer sehr präsent sind, ist David Safiers Roman natürlich kein politisches Buch, sondern genau genommen seitenweise Quatsch. Aber eben Quatsch in bester Qualität. Seine Lektüre zaubert einem immer wieder ein Lächeln auf die Lippen.