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Romance-Autorin Martina Gercke im Interview über ihren Weg zum Schreiben, die Faszination der Liebe und ihre neuen Wohlfühl-Hörbücher.

„Liebe kennt kein Schema F“ – Bestseller-Autorin Martina Gercke im Interview

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Hörbücher zum Träumen

Frau Gercke, stimmt es, dass Sie zunächst gar nicht vorhatten, Schriftstellerin zu werden?

Das stimmt! Nach dem Abitur habe ich ein Lehramtsstudium in den Fächern Physik und Sport angefangen, allerdings bin ich nie Lehrerin geworden. Denn innerhalb unseres Physikkurses gab es eine Wette, die meinen beruflichen Weg verändern sollte: Wir waren drei Mädchen im Kurs und unsere Kommilitonen haben behauptet, wir würden nie als Stewardessen angenommen werden. So kam es, dass wir uns bei der Lufthansa beworben haben und, da wir angenommen wurden, einen Kasten Bier gewannen. Ich war damals – mit 20 Jahren – noch nie geflogen und beschloss dennoch die Ausbildung anzufangen. 

War es die richtige Entscheidung?

Ja, absolut! Ich liebe die Arbeit und den Kontakt mit Menschen und als Purserin habe ich Kontakt mit den Passagier*innen und leite meine Crew an, die auch alle super aufgeschlossene Menschen sind. Es macht wirklich Spaß und mittlerweile bin ich auch schon 30 Jahre dabei. 

Beeinflusst Ihre Tätigkeit als Purserin auch Ihr Schreiben? 

Das viele Reisen erweitert auf jeden Fall den Horizont, früher hatten wir als Flugbegleiter*innen auch längere Aufenthalte vor Ort: Eine Woche frei in Rio, eine Woche frei in Johannesburg oder Nairobi, zuletzt hatte ich vier freie Tage in Kapstadt – was heutzutage aber eher die Ausnahme ist. Da bekommt man dennoch natürlich diverse Eindrücke und ein Gefühl für den Puls der Städte. Nehmen wir als Beispiel New York: Ich würde nie schreiben, dass Protagonist*innen sich dort ein Brötchen kaufen. Für das Beschreiben der Settings habe ich durch meinen Beruf also wirklich einen Vorteil, da ich viele bereits selbst bereist habe. 

Das merkt man auch, wenn man Ihre Bücher liest oder Ihre Hörbücher anhört. Wann haben Sie mit dem Schreiben begonnen? 

Alles hat mit Geschichten für meine Kinder angefangen. Ich habe ihnen immer von dem kleinen Herrn Bu erzählt oder von der Zahnfee und irgendwann kam meine Tochter, die mittlerweile erwachsen geworden war, und sagte: Schreib uns doch mal diese Geschichten auf, die waren immer so schön! So begann ich mit dem Schreiben. Und dann habe ich mich 2011 entschieden, meinen ersten Liebesroman “Holunderküsse” im Selfpublishing herauszubringen. Die Idee kam von meinem Mann, der einen Artikel dazu gelesen hatte. Der Roman wurde ziemlich erfolgreich, offenbar kamen mein Humor und meine Art zu schreiben ganz gut an, weshalb ich weitergemacht und mittlerweile 32 Bücher veröffentlicht habe. 

Sie haben gerade Ihren Mann erwähnt, den Sie tatsächlich bei der Arbeit kennengelernt haben, richtig? 

Genau, mein Mann ist Purser, wie ich – allerdings haben wir uns drei Wochen vor meiner Hochzeit mit einem anderen kennengelernt … 

Was? Das ist ja …

Eine blöde Situation, ja … Wir waren beide in Los Angeles: Einfach Liebe auf den ersten Blick, ich fand ihn ganz toll, aber war nun mal verlobt. Wir sind zusammen an den Strand gegangen und dort kam uns ein älterer Mann entgegen, der uns nach einer Zigarette fragte, anschaute und sagte: Ihr beide werdet heiraten, zwei Kinder bekommen und ein sehr glückliches Leben führen. Der Rauch der Zigarette kräuselte sich noch in der Luft, im Hintergrund die untergehende Sonne und ich hab nur gedacht: „Wow, was passiert denn hier?“ Was soll ich sagen …? Fünf Monate später haben wir geheiratet und sind mittlerweile 32 Jahre zusammen. 

Die Geschichte klingt wie aus einem Ihrer Bücher. Ihre Familie hat Sie also zum Schreiben gebracht, haben Sie durch sie noch weitere Leidenschaften entwickelt? 

Sport ist ein ganz großer Teil meines Lebens! Ich mache gerne Yoga, Spinning und segle – aber meine Söhne haben sich sehr für das Rudern begeistert. Von der Begeisterung habe ich mich mitreißen lassen und bin selber ins Boot gestiegen. Nach einem halben Jahr hat mich dann eine Trainerin angesprochen. Sie sagte, ich sei ein Naturtalent und sie wolle mich unbedingt im Team haben. Ich habe damals erstmal gelacht. Mit Mitte 40, hielt ich mich für viel zu alt. Doch weit gefehlt! Ihr war mein Alter vollkommen egal und so kam ich für Hamburg in die Bundesliga. 

Sie sind also Autorin, Purserin, Leistungssportlerin, Mutter …

Großmutter tatsächlich auch schon. Meine Tochter ist bereits Mutter geworden und ich habe ein süßes Enkelkind! Das Schöne ist: Oma sein bedeutet lieben ohne Erziehungsauftrag! 

Hat Familie für Sie einen großen Stellenwert? 

Definitiv! Gerade ungewisse Zeiten wie diese zeigen für mich, wo die wirklichen Werte liegen. Familie und Freund*innen stehen ganz oben auf der Liste! Das sind die Menschen, die einen durch gute und schlechte Zeiten tragen – hört sich ein bisschen platt an, ist aber so. Wir zelebrieren als Familie oder unter Freund*innen auch unsere gemeinsamen Essen. Ich genieße diesen sozialen Austausch, Sorgen zu teilen, sich zu ermutigen, miteinander zu lachen – daraus schöpfe ich Kraft

Und Ihre eigene Kindheit? Wie haben Sie die wahrgenommen?

Mein Vater war Erfinder, ich habe ihn immer als Daniel Düsentrieb erlebt. Bei uns im Keller waren wirklich mehrere Labore, wo es zwischendurch knallte und dann kam mein Vater mit Schmauchspuren im Gesicht zurück in die Wohnung. Meine Mutter ist ein Mensch mit viel Fantasie, das hat sich bestimmt auch auf mich übertragen. 

Zurück zur Literatur: Sie schreiben vor allem Liebesromane wie jüngst „Eine unperfekte Liebe“ oder „Total Planlos Verliebt“. Was begeistert Sie an diesem Genre? 

Es hat mich schon immer interessiert, wie Menschen zusammenkommen oder sich trennen. Liebe und Hass sind ja beides so starke Emotionen, die sich in der Intensität doch sehr nahe sind. Ich persönlich bin ein großer Fan von Happy Ends. Liebe, Wortwitz und Roman – das macht mir als Autorin einfach sehr, sehr viel Spaß! Gerade die Szenen, in welchen meine Protagonist*innen sich necken, wo gekabbelt wird und du richtig spielen kannst – daraus kann man so viel schöpfen. Liebe hat eben tausend Facetten und funktioniert nicht nach Schema F!

Liest Ihr Mann Ihre Liebesromane?

Er liest meine Bücher nicht wirklich, ist aber ein wichtiger Bestandteil des Entstehungsprozesses. Wie jede*r Schriftsteller*in habe auch ich mal Hänger, bei denen ich mich frage: Wie kann ich das denn jetzt lösen? Dann sitzen wir abends zusammen auf der Couch und ich sage: Kannst du mir einen Rat geben? Da er keine Liebesromane liest, denkt er in diesen Situationen häufig out-of-the-box und bringt mich auf tolle, neue Ideen.

Also sind ihm die „spicy“ Szenen nicht wirklich bekannt? 

(Lacht) In der Regel nicht, allerdings waren wir einmal gemeinsam bei einer Lesung und dort habe ich eine etwas heißere Szene vorgetragen und ich sah ihn nur aus den Augenwinkeln Handzeichen geben. Etwas hektisch und nach dem Motto: Ich solle aufhören. Da hätte man lieber ihn filmen sollen als mich (lacht)

Wie erarbeiten Sie sich Ihre Stoffe? 

Oft fühle ich mich einfach von anderen Menschen inspiriert. In vielen Gesichtern erahnt man den Anfang einer spannenden Geschichte, die sie erlebt haben müssen. Ab da lasse ich meiner Fantasie freien Lauf.

Sie beschreiben hauptsächlich die Anfangsphasen von Beziehungen. Haben Sie schon überlegt, mit der Expertise von 32 Jahren Ehe einen anderen Fokus zu setzen? 

Nein, dann schreibe ich einen Eheratgeber (lacht). Ich habe darüber tatsächlich noch nicht nachgedacht, weil ich die Anfangsphase so besonders schön finde. Wortgefechte und Gegensätze, die sich dann doch anziehen – das ist für mich am spannendsten. 

Lesen Sie privat auch am liebsten Romance-Bücher?

Tatsächlich nicht. Ich lese sehr wenige Liebesromane, auch um da Privates von Beruflichem zu trennen. Sehr begeistern kann ich mich als Leserin aber für Fantasy und Jugendbücher! Stichwort: “Harry Potter” und “Die Tribute von Panem”.

Hören Sie auch gerne Hörbücher? 

Hörbücher höre ich am liebsten im Auto oder am allerliebsten am Strand, weil ich dann komplett entspannen kann und richtig in die Geschichte eintauche. 

Welche Hörspiele begleiteten Ihre Kindheit? 

Meine Hörspiele waren die Winnetou-Filme, die ich mit dem Kassettenrekorder aufgenommen habe, die fand ich richtig toll. Ansonsten „Schneeweißchen und Rosenrot“, “Jim Knopf” – die Augsburger Puppenkiste kann ich auch heute noch allen Eltern ans Herz legen – “Wicki” und “Barbapapa”. 

Was bedeutet Ihnen die Vertonung Ihrer Bücher als Hörbücher? 

Es ist ein wahnsinnig tolles Gefühl, zu wissen, dass meine Figuren noch ein Stück lebendiger werden. LAUSCH medien hat ganz tolle Sprecher*innen für meine Romane herausgesucht und das macht mich als Autorin natürlich sehr glücklich.


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Bernhard Berkmann

Geboren 1982, studierte Bernhard Berkmann Kommunikationswissenschaften, Psychologie und Romanistik. Als Autor interessiert er sich vor allem für Kriminalromane und Wirtschaftsthemen. Bernhard Berkmann pendelt zwischen Berlin und dem schwedischen Båstad. In seiner Freizeit geht er gerne schwimmen.

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