Die nicht ganz simple Kunst, ein Paar zu sein und zu bleiben
Er mag San Francisco, Fliegenfischen, Lesen und New York. Nicht mag er Champagner, Erdbeben und Donald Trump. Er ist ein amerikanischer Rechtsanwalt und hat einen fulminanten Roman geschrieben. John Jay Osborns „Liebe ist die beste Therapie“ ist das kluge Werk eines Juristen über die nicht ganz simple Kunst, ein Paar zu sein und auch zu bleiben.
Die Ehe zweier Mitdreißiger, die sich auseinandergelebt haben
Die Geschichte von „Liebe ist die beste Therapie“ startet dort, wo viele enden: In einem Raum mit vier Stühlen, in dem Steve und Charlotte gemeinsam mit der Paartherapeutin Sandy sitzen. Die beiden Mitdreißiger haben sich auseinandergelebt, sie halten ihre Ehe für gescheitert. Dieser letzte Versuch, sie zu retten, gilt vor allem ihren Kindern.
Steve hat nach der ersten Sitzung weniger Geld, Charlotte weniger Sorgen
Steve ist gerade Teilhaber einer großen Private-Equity-Firma geworden und hat für den Erwerb der Anteile ein Haus verkauft. Charlotte ist ausgezogen und muss seither Miete zahlen. Sie musste Möbel kaufen und trägt die Kosten für den Kindergarten. „Gibt es organisatorische Dinge, um die wir uns vielleicht als Erstes kümmern sollten?“ Mit dieser Frage eröffnet die Eheberaterin das Gespräch. Charlotte äußert ihre Sorgen um ihre Geldknappheit. Steve, der völlig derangiert wirkt, weil er nachts nicht schlafen konnte, verlässt diese erste Sitzung, erleichtert um einen 200.000-Dollar-Scheck. Die Eheberaterin, die bekannt ist für ihre ungewöhnlichen Methoden, hat ihm bedeutet, dass es sinnvoll wäre, zunächst einmal Charlottes Geldsorgen zu beseitigen, um sich dann Schritt für Schritt den wirklichen Problemen zuwenden zu können.
„Liebe ist die beste Therapie“ könnte auch Ihre Ehe retten
Es folgen 30 weitere Sitzungen mit Sandy, der Therapeutin mit der bewegten Vergangenheit. Schritt für Schritt und gewürzt mit je einer feinen Dosis Humor und einer Prise souveräner Unverfrorenheit entfaltet John Jay Osborn vor unseren Augen das Panorama einer Ehe. Stets im selben Raum sitzend, sezieren die drei Protagonisten das Viele, was war und das Wenige, was noch ist. Eine mühsame Prozedur, die Charlotte und Steve lehrt, den anderen noch einmal neu zu betrachten, über ihre eigenen Schatten zu springen, Kritik zu ertragen, aufwühlende Gefühle zu sortieren. Dies alles zu lesen ist äußerst faszinierend – und aufbauend. Denn, man mag es kaum glauben, zum Schluss bahnt sich wider Erwarten eine Lösung an, die optimistisch stimmt. Man verspricht nicht zu viel, wenn man behauptet, dass es zweifellos Menschen geben wird, die John Jay Osborns Roman „Liebe ist die beste Therapie“ lesen und in der Folge ihre Ehe retten werden.