Darios Kumpel kommt völlig verändert aus den Ferien zurück
So etwas passiert einem 12-Jährigen nicht alle Tage. Dario kommt aus den Ferien in die Schule zurück und sein Kumpel Lennard – Spitzname „Big L“ ist wie ausgetauscht: Vor den Ferien war Lennard ein bisschen dick und unsportlich. Jetzt ist er durchtrainiert und macht Gymnastikübungen, bei denen er sich früher die Wirbelsäule gebrochen hätte. Außerdem trägt Big L Gummistiefel und ein buntes Hawaiihemd, das komisch riecht – und er verkackt obendrein den ewig geübten Kumpelcheck. Dass er in der Pause auch noch Fußball spielt, schießt natürlich den Vogel ab. Fußball hätte Lennard früher niemals gespielt, und schon gar nicht freiwillig!
Die beiden Jungs entwickeln eine Monster-App zur Elfen-Erkennung
Mit Big L ist über die Ferien irgendetwas Unerklärliches passiert. Für Dario ist dies umso schlimmer, als er Lennard unbedingt braucht, um die gemeinsam erdachte App CritterSwitch weiterzuentwickeln. Diese neue Applikation errechnet blitzschnell anhand der Gesichtsdaten einer Person, ob in ihr ein Elf, Zwerg oder Ork steckt. Zwar funktioniert die App schon leidlich, aber sie hat noch Schwächen. Jedenfalls sind die ersten Tests, die Dario am ständig reimenden Herrn-Fotosynthese-Weißmann oder dem fiesen, mundgeruchigen Mathelehrer, Herrn Anton-Mümmert ausprobiert, nicht optimal.
Im Schulklo stößt unser Held auf ein schleimiges lila Zeug, das stinkt
Könnte Dario mit all dem noch gut umgehen, passiert dann etwas noch viel Schlimmeres: Lennard verschwindet. Im alten Schulklo. Als Dario ihm folgen will und die Türklinke drückt, klebt ein schleimiges lila Zeug an seiner Hand, das nach Fisch riecht. Und am nächsten Tag ist Lennard noch seltsamer als vorher. Dario beschließt, seinen veränderten Freund zu verfolgen. Nachts in der Bio-Sammlung, zwischen Skeletten, ausgestopften oder in trübe Flüssigkeiten eingelegten Tieren und übergroßen Modellen von Eingeweiden, wird Dario von einer krächzenden Stimme angesprochen. Ihn packt die Angst, er flieht.
Aus einem blasslila Ei schlüpft ein Fisch-Echsen-Wurm-Monster
Doch schon am Folgetag heftet er sich Lennard erneut an die Fersen. Und stößt bei dieser Gelegenheit auf ein Ei von der Größe eines Straußeneis – Farbe: blasslila, umgeben von einer Glibberschicht und Fischgestank. Kurz darauf schlüpft ein Fisch-Echsen-Wurm-Monster aus dem Ei. Und wenig später verwandelt sich Lennard in einen grünen Kobold mit zwei spitzen Fledermausohren und langen Fingern. Spätestens jetzt ist klar, dass Dario mittendrin steckt in einem großen Monster-Abenteuer, das ihn vor eine noch größere Herausforderung stellt: Er muss seinen verwandelten besten Freund zurückholen.
Daniel Bleckmann und Thomas Hussung liefern viele schräge Einfälle
Daniel Bleckmann und Thomas Hussung haben mit dem ersten Band ihrer Koboldkroniken – „Sie sind unter uns!“ – einen ziemlich ungewöhnlichen Comic-Roman geschaffen. Nicht nur, dass die Geschichte vor schrägen Einfällen und treffenden, jugendlichen-spezifischen Beobachtungen strotzt (natürlich geht es auch um blöde Lehrer, attraktive Mitschülerinnen und andere Teenie-Themen).
Die Gestaltung der „Koboldkroniken“ ist chaotisch, wild und witzig
Auch die Gestaltung ist herrlich chaotisch, wild und witzig. Der Illustrator Thomas Hussung hat die „Koboldkroniken – Sie sind unter uns“ aufgebaut wie ein Skizzenbuch. Zeichnungen, Geschriebenes, Gekritzeltes und eingeklebte Elemente fügen sich zu einer bunten, abwechslungsreichen Graphic Novel zusammen. Dass die Dramaturgie der Geschichte nach hinten raus ein bisschen schwächelt, ändert nichts an der Tatsache, dass dieses Buch Spaß macht – nicht nur Jungs und Mädels, sondern durchaus auch Vätern und Müttern, in denen noch ein Rest jugendlicher Anarchie und Albernheit steckt. Dieser Monster-Comic-Roman ist gelungen.