Herr Wolff, Ihr aktueller Krimi „Monaco Horizontale – Ein Fall für Hans Josef Strauß“ spielt im Münchner Rotlichtmilieu. Wie intensiv haben Sie die Tatortrecherchen betrieben?
Ich habe mich in einigen Etablissements „informiert“ und überwiegend sehr gute Erfahrungen gemacht. Oft gestalten sich diese Besuche als sehr lustig und unbeschwert, das habe ich auch in den Roman mit einfließen lassen.
Kann man als Schriftsteller eventuell entstehende Recherchekosten von der Steuer absetzen?
Leider bekommt man in Freudenhäusern selten Quittungen, sonst hätte ich das versucht. Ich bin mit meinem Steuerberater mittlerweile sehr gut befreundet, er mag meine Art von Humor, auch was Belege betrifft.
Ihr Ermittler heißt Hans Josef Strauß. Der Name erinnert an einen bayerischen Ministerpräsidenten. Was hat es damit auf sich – und was ist Hans Josef Strauß für ein Typ?
Hans Josef Strauß ist Westfale, war schon als Kind mit den Eltern in Bayern und hat sich in unser schönes Land verliebt. Nach der Schule ist er nach München gezogen, kleidet sich gern traditionell und versucht vergeblich, die bairische Mundart zu sprechen, was ihm nicht gelingt. Im Gegenteil: seine bayerischen Freunde bringen ihm laufend falsche Wörter bei, z.B. haben sie ihm gesagt, dass man im Restaurant nicht „Reis“ als Beilage bestellt, weil es in Bayern „Roas“ heißt.
Hans Josef Strauß arbeitet mit einem Partner namens Quirin zusammen.
Quirin ist ein bayerischer Gemütsmensch, manchmal grantig, trinkfreudig und wie sein Kollege und Freund Hans Josef Strauß den kulinarischen Freuden sehr zugeneigt. Im neuen Roman entdeckt Quirin seinen Hang zur Sinnlichkeit.
In „Monaco Horizontale“ nehmen Männer vermeintliche Potenzsteigerungsmittel, die sich hinterher als Zyankalikapseln herausstellen. Die Männer sterben in den Armen ihrer Prostituierten. Ist das eine verrückte Idee von Ihnen oder gab es in Wirklichkeit mal einen ähnlichen Fall?
Nein, das hab ich mir ausgedacht.
Haben Sie Erfahrungen mit Potenzmitteln?
Logisch, das ist eine feine Sache.
Und mit Zyankali?
Nein.
Sie schildern den Dialog zwischen der Prostituierten Violetta und einem Freier, in dem die Prostituierte sagt, dass Sie „Küssen“ nur Männern mit Bart anbietet. Sie, Herr Wolff, sind Bartträger …
Stimmt, dieses Erlebnis hatte ich mit einer sehr schönen jungen Dame in Köln, die ich als Vorbild für Violetta erwählt habe. Sie hat mir gesagt, dass sie bei rasierten Männern immer Angst vor Stoppeln hat, die bei ihr Hautrötungen auslösen.
Eine Lösungsvariante, die sich im Fall um die mysteriösen Selbstmordfälle unter Münchner Freiern anbietet, ist jene, dass diese Männer davon träumen, in den Armen einer schönen Frau zu sterben. Wenn Sie es sich aussuchen könnten, Herr Wolff, wie wollten Sie sterben?
Ich möchte mit all meinen Lieben gleichzeitig in die Luft fliegen, damit keiner um den anderen trauern muss und wir gleichzeitig vors Himmelstor treten.
Was bedeuten Ihnen Sex und Erotik?
Ich bin sehr leidenschaftlich und verschmust, das war schon immer so. Sex ist gar nicht so wichtig, es geht mehr um Sinnlichkeit und Lust.
Ihr Krimi „Monaco Horizontale“ ist flott und witzig geschrieben und fängt das besondere Münchner Milieu liebevoll ein. Wenn Sie in die bayerische Literaturgeschichte zurückblicken – gibt es da Autoren und Werke, die Sie inspirieren?
Ja. Oskar Maria Graf, Sigi Sommer, Otfried Preußler und Ellis Kaut.
Spielt das Rotlicht im Münchner Nachtleben noch eine Rolle?
Natürlich! Nicht nur in München, in ganz Deutschland. Zugegeben läuft es teilweise nicht ganz so romantisch ab wie in meiner Erzählung, aber ich halte es für sehr wichtig, dass die für unsere Gesellschaft sehr wichtige Arbeit der Menschen im Rotlichtmilieu transparent gemacht wird. Für viele Kunden – Männer wie Frauen – bietet diese Branche nämlich die Möglichkeit, abzuschalten, Nähe zu finden, Phantasien umzusetzen, quasi eine Art Ventil gegen Alltagsstress oder Eintönigkeit. Das Bild dieses Berufsstandes in der Öffentlichkeit ist veraltet, Freiwilligkeit in der Ausübung dieser Tätigkeit wird als Ausnahme gesehen, die meisten Leute verbinden Rotlicht immer gleich mit Kriminalität.
Gibt es für den Pink Bunny Club aus dem Buch ein reales Vorbild?
Ja. Moses Wolff lacht verschmitzt. Aber den verrate ich nicht.
Auch in Ihrem außer-schriftstellerischen Leben befassen Sie sich mit Nacktheiten aller Art – auf Ihrer Website kann man Fotos nackter Frauen bewundern, die Sie bemalt haben. Haben Sie einen Trick, wie Sie sich dabei aufs Malen konzentrieren können?
Nun, beim Beispiel Bodypainting, das mir übrigens mein lieber Freund und Tätowierer Alexander von Boyko beigebracht hat, geht es ja nicht um Sexuelles, sondern um eine ruhige, konzentrierte und meditative Kunstform, die viele Stunden Zeit erfordert. Klar kommen sich das bemalte Model und der Maler ganz schön nahe und es ist sehr intim, aber ich würde die Atmosphäre weniger erotisch als spirituell bezeichnen.
Sie touren als Kabarettist, Sie haben mit dem Schwabinger Schaumschlägern eine eigene Lesebühne, auf der Wiesn sind Sie im Fernsehen dauerpräsent. Organisieren Sie das alles alleine?
Um Himmels willen, nein! Ich arbeite mit ganz wunderbaren Agenturen zusammen, die mir eine Menge Arbeit abnehmen und meine Verträge für mich aushandeln: eine Leseagentur, eine Agentur für meine Kabarettshows, eine Literaturagentur für meine Bücher, eine Agentur zur Vermittlung meiner Drehbücher und seit kurzem arbeite ich auch wieder mit einer tollen Berliner Schauspielagentur.
Womit werden Sie die Welt im kommenden Jahr überraschen?
Ich bin in der niederbayerischen Kinofilmkomödie „Restguthaben“, die dieses Jahr in die Kinos kommt, zu sehen. Dort spiele ich einen Pfarrer, es ist eine der Hauptrollen. Darauf freue ich mich schon sehr, ich glaube, der Film wird großartig. Fürs Bayerische Fernsehen durfte ich bei der Komödienstadl-Produktion „Selbst ist die Frau“ in der Rolle des sehr amüsanten und unbekümmerten Gschaftlhubers Onkel Siggi mitwirken, die ebenfalls 2019 ausgestrahlt wird. Außerdem inszeniere ich ein Theaterstück über einen alternden Vampir. Im Sommer erscheint die Neuauflage meines Wiesnhandbuchs „Ozapft is“ beim Piper Verlag und ich setze meine bundesweite Lesetour mit den Hans Josef Strauß-Krimis fort. Das Jahr wird also wieder mal turbulent, genau so mag ichs.