Die Schatten der Solaren Union

ISBN 978-3-911884-01-3

400 Seiten

€ 15,95

Erschütternd aktuell ist Eryx Vails Near-Future-Thriller „Die Schatten der Solaren Union“. Ein Roman über Täuschung, Liebe, Verrat und die Untiefen der Politik.

Sci-Fi-Autor Eryx Vail im Interview über seinen Politthriller „Die Schatten der Solaren Union“

Die Schatten der Solaren Union interview

Herr Vail, Ihr Science-Fiction-Roman „Die Schatten der Solaren Union“ entwirft eine Welt der Zukunft. Wie sieht diese Zukunft aus?

„Die Schatten der Solaren Union“ beschreibt nicht nur eine technologische Zukunft, sondern vor allem auch eine – eher weniger als mehr – weiterentwickelte politische Zukunft der Menschheit. Es ist keine strahlende Zukunft, vielleicht auch keine wünschenswerte, aber eine realistische.
Ich glaube nicht, dass wir moralisch in 250 Jahren weiter sind, als es heute der Fall ist, vor allem, wenn wir nicht alle gemeinsam daran arbeiten, dass sich die Zustände verbessern. Eine utopische Zukunft ist kein Automatismus, es ist etwas, wonach wir gemeinsam jeden Tag streben müssen.

Was ist die „Solare Union“?

Die Solare Union ist ein interplanetarer Staatenbund zwischen den kolonialisierten Planeten und Monden der Menschheit. Sie ist nicht nur ein Spiegel der Gegenwart, sondern eine logische Weiterentwicklung der demokratischen Landschaft. Oberhaupt des Staates ist der Präsident, der vom Volk direkt gewählt wird, aber dennoch auf Mehrheiten im Parlament angewiesen ist. Ich habe sogar eine kleine Verfassung zu diesem interplanetaren Superstaat geschrieben, die sich mit der Weiterentwicklung der Demokratie auseinandersetzt, denn dieser interplanetare Staat selbst ist nicht dystopisch: Der Gründungsgedanke der Solaren Union ist höchst demokratisch – aber die Demokratie ist eben immer nur so stark wie die Menschen, die sie leben.

Die Story beginnt damit, dass in der Solaren Union Katerstimmung herrscht. Woran liegt das?

Es wurde gewählt. Und nach der Wahl herrscht immer Katerstimmung, würde ich sagen – ein Phänomen, das wir selbst in diesem Jahr erlebt haben. Das ureigene Wesen der Demokratie ist der Kompromiss. Viele Menschen erleben nicht nur in der Solaren Union, dass der Kompromiss immer ein Verlust für beide Seiten ist, anstatt ein Gewinn für alle.

Eine der schillernden Hauptfiguren Ihres Werks ist der populistische Präsident Marek. Was ist das für ein Typ?

Marek präsentiert sich insbesondere zu Beginn der Geschichte als rhetorisch stark, charismatisch und vor allem als Mann der Vereinfachung. Er bietet simple Antworten auf komplexe Fragen. Und Menschen, die müde sind, die wie im Roman tagein, tagaus unter den widrigsten Bedingungen Eis abbauen, um genug Geld zum Leben zu haben, hören gerne simple Antworten.

Julius Marek ist weniger Politiker …

Richtig. Er ist vielmehr Verkäufer, seine Ware sind einfache Wahrheiten und seine Bezahlung ist der Applaus der Masse. Und all das macht ihn scheinbar zum geborenen Gegenspieler für die Protagonistin der Geschichte, die Vizepräsidentin der Solaren Union, Selena Veyra. Sie ist eine pragmatische Idealistin in den Mühlen des Politikbetriebs mit ganz klaren Zielen, aber nicht ohne menschliche Fehler. Vereinzelt schätzen Menschen sie, aber sie bewegt nicht die Massen wie Julius. Das ist wohl das Schicksal von ernsten Stimmen in einem emotionalen Umfeld.

Sie bezeichnen „Die Schatten der Solaren Union“ als Near-Future-Politthriller. Hat Sie für Ihren Roman auch die Gegenwart inspiriert?

Mich hat ausschließlich der Gegenwart inspiriert. Wir sehen jeden Tag, wie die demokratischen Systeme weltweit unter Druck stehen und wir merken – hoffentlich – immer mehr, dass die beste Demokratie nur funktioniert, wenn wir es leben, schützen und verteidigen. Was mich natürlich besonders beschäftigt, ist nicht nur die wachsende Bereitschaft vieler Menschen, Wahrheiten gegen Erzählungen einzutauschen, sondern auch die schleichende Entkoppelung zwischen uns und der Realität.

Gerade im Prolog wählen Sie polarisierende Worte.

„… für Lesben, Schwule und Kinderficker.“ Die erste Rückmeldung dazu war, so etwas sei übertreiben, das gebe es doch nicht mehr. Das kam vor allem von Menschen, die nicht beispielsweise aus der queeren Community kommen. Die zweite Rückmeldung, eben von Betroffenen, war, dass es genau das ist, was sie erleben – und wie froh sie darüber sind, dass das sichtbar gemacht wird. Aber generell sind die meisten Figuren von realen Menschen inspiriert – im Übrigen auch manch ein Vorgang –, aber natürlich nicht eins zu eins kopiert.

Welche politischen Gruppierungen ringen in Ihrem Roman miteinander?

Das ist wie in der Realität: Man könnte fragen, wer ringt nicht miteinander? Exekutive gegen Legislative gegen Judikative, Medien gegen Politik gegen Menschen gegen Wirtschaft, die Parteien untereinander und gleichzeitig natürlich auch noch die Figuren selbst miteinander. Natürlich stehen sich mit der Partei der Vizepräsidentin Selena Veyra, die Progrediens, mit der Partei des Präsidenten Julius Marek, die Conservativae, und mit der Partei des Oppositionsführers Kallan Dresks, der Solidaritas, drei völlig unterschiedliche Anschauungen gegenüber – aber auch nur, solange es eben der eigenen Sache dient. In der Welt der Solaren Union sind Deals die Handelsware der Politik.

Was sind die Ziele der einzelnen Kontrahenten – wer sind die Bösen, wer die Guten?

Da stellt sich sofort die Frage: Wer ist denn in der Politik der „Gute“ und wer ist der „Böse“? Wahrscheinlich eine Frage des Standpunkts. Der Roman wird das Publikum sicherlich vor die Frage stellen: Wie viel Zweck heiligt die Mittel? Selena Veyra ist bestimmt eine Idealistin – zumindest bis zu einem gewissen Grad –, aber der Weg ihres Idealismus ist gepflastert mit höchst fragwürdigen Taten. Macht sie das „gut“ oder „böse“? Das ist wohl höchst relativ. Generell glaubt jede Figur, der Retter der Solaren Union zu sein, aber in Wirklichkeit gibt es kein „Gut“ oder „Böse“, nur Interessen, Widersprüche und eine Bühne, auf der Moral immer ein wenig Kulisse und Staffage bleibt – genauso wie die wahren Probleme der einfachen Menschen.

Welche Rolle spielt die Technik in Ihrem Sci-Fi-Epos? Gibt es in der von Ihnen imaginierten Zukunft Innovationen, die wir so noch nicht kennen?

Eine riesige Regierungsraumstation am L2 im Bezugssystem Sonne-Erde, Antimaterieantriebe, die Manipulation des Higgs-Feldes, das ELMU-Blauer-Mars-Terraforming-Projekt und vieles mehr. Science-Fiction-Liebhaber kommen definitiv auf ihre Kosten, aber die Technik ist immer Vehikel, sie ist omnipräsent. Dabei basieren die Technologie und Ereignisse immer auf der Realität – beispielsweise habe ich mir für die Naturkatastrophe auf dem Mars ein eigenes Simulationsmodell programmiert. Aber der Roman ist auch ohne großes Technikinteresse problemlos zu lesen. Innovationen bringen uns weiter, aber sie nehmen uns keine Verantwortung ab und machen uns nicht zu anderen Menschen.

Überraschen Sie auch mit einer Liebesgeschichte?

Liebe definiert uns als Menschen – gestern, heute und morgen. Auch in meinem Roman lieben Menschen. Nicht zuletzt ist es auch eine private Liebe, die in die Öffentlichkeit kommt und damit ein politisches Erdbeben auslöst.

Auf dem Mars droht eine Naturkatastrophe. Auch das wirkt leider allzu gegenwärtig, realistisch und gar nicht so fern. Wollen Sie mit Ihrem Sci-Fi-Roman auch wachrütteln?

Auf jeden Fall. Und es ist gar nicht die Naturkatastrophe, da haben wir als Menschen nicht immer Einfluss: Ein Vulkan, ein Tsunami, ein Erdbeben, das wird keine Literatur der Welt aufhalten, egal wie sehr ein Roman rüttelt. Bemerkenswert ist der politische Umgang mit der Katastrophe, denn es ist am Ende das, was uns als Menschen definiert. Die Frage, die man sich hier stellt: Ist es so unvorstellbar, dass Menschen in der Gegenwart so handeln würden? Ich habe da meine Befürchtungen. Ich hoffe, der Roman schafft es, Augen zu öffnen für Vorgänge, die hinter verschlossenen Türen stattfinden könnten. Wehret den Anfängen.

Meinen Sie, Literatur kann am Zustand der Welt etwas ändern?

Literatur verändert jeden von uns. Immer. Und wenn wir uns verändern, verändern wir unser Handeln. So ändert sich am Ende die Welt.

Wenn man sich bei der Lektüre von „Die Schatten der Solaren Union“ an „House of Cards“ erinnert fühlt – ist das okay für Sie?

Wenn jemand zu mir sagt, das ist wie „House of Cards“, nur im Weltall, dann schmunzle ich, vor allem wenn man bedenkt, dass das Werk sehr nah an der Realität ist. Jürgen Trittin hat einmal zu Protokoll gegeben, die Serie zu Michael Dobs Buch zeige einfach, „wie Politik funktioniert“. Insofern würde das bedeuten, mein Roman zeigt, wie die Politik interplanetar funktioniert. Wenn das der Fall ist und jeder das verstanden hat, dann wissen wir alle, was wir anpacken müssen, damit die Menschen in 250 Jahren sagen, das war eine interessante Fiktion. Denn ich selbst wünsche mir nichts mehr, als dass „Die Schatten der Solaren Union“ reine Fiktion bleibt.

Gibt es andere Werke, die Sie inspirieren?

Die Liste ist endlos. „Dune“ von Frank Herbert, „1984“ von George Orwell, „A Game of Thrones“ von George R. R. Martin, „Amercian Psycho“ von Bret Easton Ellis, aber auch Autoren wie Philip K. Dick oder Gillian Flynn.

Welche politische Aussage wollen Sie mit „Die Schatten der Solaren Union“ transportieren?

Ich stehe nicht zur Wahl, ich habe nichts Politisches zu transportieren. Mein Roman verweigert Antworten, es ist vielmehr das Ziel, Fragen zu stellen, den Finger in die Wunde zu legen und zum Hinsehen zu zwingen. „Die Schatten der Solaren Union“ hält der Gegenwart einen Spiegel vor: Wie gehen wir mit Macht und Demokratie um? Wem glauben wir? Wer ist unabhängig? Wie leicht lassen wir uns blenden? Wenn der Roman es schafft, dass Lesende wacher, ein wenig kritischer, ein wenig nachdenklicher und mit weniger Selbstverständnis für „alles wird schon werden“ aus der Geschichte kommen, als sie hineingegangen sind, dann habe ich es geschafft, zu transportieren, was ich zu vermitteln plante.

„Die Schatten der Solaren Union“ ist als Dilogie konzipiert. Arbeiten Sie bereits am zweiten Band?

Ja, Band zwei ist fast fertig. Er erscheint bereits Anfang September. Darüber hinaus wird es auch bald noch eine erste Novelle geben, die ein bisschen Vorgeschichte erzählt und auch weitere Werke sind geplant. Es hilft mir, dass ich ein Schnellschreibender bin, schaffe oft bis zu 5.000 Wörter am Tag. Es kann also unmöglich bei der Dilogie bleiben.

Verraten Sie, um was es dann gehen wird?

Um die Frage zu beantworten, muss man den ersten Teil gelesen haben, nur so viel: Die Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt.

ISBN 978-3-911884-01-3

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