Eine seltsame Weihnachtsüberraschung: DNA-Tests hinterm Baum
Das Weihnachtsfest verbringen Mako und seine jüngere Schwester Hannah mit ihren Ehepartnern bei den Eltern. Es verläuft einigermaßen harmonisch, bis der Vater spät am Abend Kits für DNA-Tests hinter dem Baum findet. Niemand will diese dort hingelegt haben. Liza, Makos Ehefrau, wirft ihr Kit direkt in den Mülleimer und auch Hannah und ihr Mann Bruce wissen nicht so recht, was sie damit anfangen sollen.
Wenig später trifft man sich zu einem Traumurlaubswochenende
Ein halbes Jahr später scheinen die Tests vergessen und Mako lädt zu einem gemeinsamen Wochenend-Urlaub ein. Neben Liza, die das abgelegene Ferienhaus gebucht hat, kommen auch Hannah und Bruce sowie Hannahs beste Freundin Cricket mit ihrem neuen Freund Joshua dazu. Obwohl Hannah sich freut, Zeit mit ihren Freunden zu verbringen, sehnt sie sich nach ihrer kleinen Tochter Gigi, die sie das erste Mal allein zuhause in Obhut ihrer Schwiegermutter gelassen hat.
Hat Hannahs Mann eine Affäre? Und was ist das düstere Geheimnis des Cottage?
Das Cottage ist von höchstem Niveau und verfügt sogar über einen persönlichen Koch für die Gruppe. Keiner der Gäste soll an diesem Wochenende auch nur einen Finger krumm machen. Es dauert jedoch nicht lange und die Stimmung kippt. Hannah spürt, dass ihr Mann Geheimnisse hat. Ob es sich um eine Affäre handelt? Dann erzählt der Koch auch noch von einem dunklen Geheimnis, das über dem Ferienhaus und seiner Umgebung liegt und versetzt so die Frauen in Angst und Schrecken.
Ein Sturm zieht auf und eine Reisende verschwindet
Während ein heftiger Sturm in rasender Geschwindigkeit über dem Traumwochenende aufzieht, verschwindet plötzlich Liza. Wo ist sie hin? Hannah wünscht sich nun noch mehr, dass sie es geschafft hätte, einen engeren Draht zu ihrer Schwägerin aufzubauen, während Liza ihrerseits denselben geheimen Wunsch hegt. Dennoch blieben die Frauen bisher relativ distanziert zueinander. Ob es nun zu spät ist, noch etwas daran zu ändern?
Bin ich, wie ich bin, wegen meiner Gene oder trotz ihnen?
Parallel dazu reisen wir zurück in das Jahr 1997. Henry ist fast vierzehn, als seine Mutter ermordet wird. Wer sein Vater ist, weiß Henry nicht. Er weiß nur, dass er ein Samenspender war. Über die Jahre hinweg versucht Henry einiges über seinen Vater herauszufinden und trifft nach einem DNA-Test sogar auf einige seiner Halbgeschwister. Besonders mit seiner Halbschwester Cat fühlt er sich sofort verbunden. In ihren Gesprächen kommt die Frage auf: Bin ich, wie ich bin, wegen meiner Gene oder trotz meiner Gene?
Das Ferienhaus ist gespickt mit versteckten Kameras
Unterdessen stehen die Bewohner des Ferienhauses im Hier und Jetzt unter Beobachtung: Das ganze Cottage und die Außenbereiche sind mit versteckten Kameras ausgestattet, was jedoch keiner der Gäste weiß. Bracken, der Vermieter, liebt es, seine Gäste zu beobachten und sie so zu „seinen Menschen“ zu machen. Doch was genau bezweckt er damit? Ob er eine Gefahr für seine Gäste ist?
Was die Sprecherin Camilla Renschke gut macht, und was nicht so
Camilla Renschke liest melodisch und flüssig. Mir persönlich hüpft sie jedoch an der ein oder anderen Stelle zu schnell über die Kommas hinweg, wodurch manche Sätze etwas gehetzt wirken. Zudem empfinde ich ihre Lesung als relativ emotionslos, obwohl sie eine wirklich angenehme und wandelbare Stimme hat. Ich hätte mir etwas mehr Gefühle wie Leid oder Angst beim Lesen der Dialoge gewünscht, um die gut geschriebenen Worte fühlbarer zu machen.
Lisa Ungers „Der heimliche Beobachter“ ist ein spannender Thriller
Lisa Ungers Thriller „Der heimliche Beobachter“ ist spannend aufgebaut und wem es Freude macht, hinter die Fassade zwischenmenschlicher Beziehungen zu blicken, fiebert von Anfang an mit. Man fragt sich auch, ob und was die DNA-Tests unter dem Baum mit der ganzen Sache zu tun haben und welche Rolle Henry in der Geschichte spielt. Obwohl man gegen Ende eine Ahnung der Zusammenhänge hat, hält die Geschichte bis zuletzt noch einige überraschende Wendungen bereit. Ein wenig erinnert der Plot von „Der heimliche Beobachter“ an Emily Rudolfs „Die Auszeit“. Allerdings ist Lisa Ungers Werk zuerst erschienen. Wenn überhaupt, dann hat sich Emily Rudolf von „Der heimliche Beobachter“ inspirieren lassen und nicht anders herum.