
Ein Kind stirbt. Der Vater gerät unter Verdacht. Und ein Albtraum beginnt.
Kaum jemand in Österreich oder Deutschland hat von diesem Fall noch nie gehört: Der kleine Leon, der mit einem Gendefekt zur Welt kam, stirbt in einer tragischen Nacht in der Tiroler Ache. Er war mit seinem Vater Florian Apler unterwegs, als dieser von einem bislang unbekannten Täter niedergeschlagen wurde. Bewusstlos blieb er zurück – und Leon ertrank.
Was dann folgt, ist ein Justizdrama: Nicht der unbekannte Täter, sondern Florian selbst gerät ins Visier der Ermittlungen. Ausgerechnet der Vater, der sein Kind verlor, wird beschuldigt, es getötet zu haben. 522 Tage sitzt er in Untersuchungshaft – für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat.
Ein erschütternder Bericht aus dem Innersten des Systems
In seinem Buch „Der Fall Leon“ erzählt Florian Apler schonungslos ehrlich von seinem Albtraum: von der Nacht, in der sein Sohn starb, von der monatelangen U-Haft, von Verhören, Zweifeln, Gerichtsprozessen – und vom Umgang mit einer Justiz, die früh ein Urteil zu fällen schien.
Er berichtet von der entmenschlichenden Haft, der gnadenlosen Medienlogik – und der schmerzhaften Erfahrung, öffentlich als Täter gebrandmarkt zu werden.
Eine Liebeserklärung – und eine Anklage
Trotz allem ist dieses Buch kein reiner Abrechnungsversuch. Es ist vor allem auch ein zutiefst liebevoller Blick zurück auf Leon – einen kleinen Jungen, der in den Medien oft als „belastend“ dargestellt wurde. Hier lernen wir ihn kennen, wie ihn sein Vater sah: als fröhlichen, liebenswerten Sonnenschein, der das Leben seiner Familie bereicherte.
Auch die innige Beziehung zu seiner Tochter, zur Mutter seiner Kinder und die bedingungslose Unterstützung der Familie ziehen sich wie ein Lichtfaden durch diese bewegende Geschichte.
Kraftvoll, berührend, literarisch überzeugend
Florian Apler schreibt klar, reflektiert und aufrichtig. Immer wieder fließen Zitate aus der Weltliteratur in seinen Text ein – sie unterstreichen die emotionale Tiefe, ohne je pathetisch zu wirken. Besonders eindrucksvoll ist, wie er es schafft, selbst inmitten der größten Not den Blick für Menschlichkeit, Liebe und Gerechtigkeit nicht zu verlieren und die große Liebe, mit der Florian über seinen Sohn schreibt – seinen Schnuffi Leon.
Einige Beschreibungen haben mir wirklich einen Schauer über den Rücken gejagt und mich nachhaltig zum Nachdenken angeregt. Besonders berührt haben mich die Erzählungen über Leon und dessen Schwester.
Ein eindringliches Buch über Verlust, Vorverurteilung – und die Kraft, weiterzuleben.