Vom Fischstäbchen zu Sandkorn und Seepocke
Wetten, dass Sie noch nie ein vergleichbar witziges und dabei ebenso wissensreiches Buch über die Welt der Meere gelesen haben, wie dieses hier? Gleich zu Beginn von „Ozeanopädie – 291 unglaubliche Geschichten vom Meer“ stellt Meeresbiologe Tom Hird klar, dass dies kein radikaler Band über „Mutter Ozean“ mit der Aufforderung sei, sich von Algensuppe zu ernähren. Aber er beabsichtige schon, uns beim Anblick der nächsten Fischstäbchen im Kühlregal nachdenklich zu machen.
Meerestiere sind durch und durch faszinierend
„Ozeanopädie“ ist ein Kunstwort, das der Autor – in Großbritannien ein BBC-Starmoderator – selbst erfunden hat. Es drückt die Liebe Tom Hirds zum Meer aus: „Meine Faszination galt immer schon dem Meer, ohne dass es dafür einen konkreten auslösenden Moment gegeben hätte. Und bis heute lerne ich täglich Neues hinzu.“ Die Zusammenhänge, die sich einem bei der Betrachtung des Meers erschlössen, seien keine gewöhnlichen, wie man sie von der Beschäftigung mit Landtieren kenne, „weil diese uns Menschen relativ ähnlich sind und sich manches leicht erraten lässt.“

Foto © Atlantic Books Ltd
Wissen Sie, wie der Tiefseefisch das Licht anmacht?
Bei den Meerestieren ist alles anders und einzigartig, sie sind höchst verblüffend und absolut faszinierend: Wer weiß schon, wie der Tiefseefisch das Licht anmacht? Wer weiß, dass Algen nicht Pflanzen sind, sondern einfach Algen und ökologisch betrachtet eine der erfolgreichsten Organismen der Erde? Wem ist bewusst, dass zwischen den feinen Sandkörnern unserer Strände, über die wir so gerne barfuß spazieren, das wildeste, tierische Leben tobt? Dass die Seepocke in der Lage ist, auf jeder Welle zu den unwahrscheinlichsten Orten des Meeres zu surfen, sich anzusiedeln und zu überleben? Dass dieses magische Krustentier mit seinem sieben Zentimeter langen Penis mit all seinen Mit-Seepocken für die nächste Generation sorgen kann, da sie samt und sonders Hermaphroditen sind?
Die Meere sind auf längere Sicht der Schlüssel zu unserem Überleben
Tom Hird deckt all diese Wunder der Meere auf – und noch viele mehr. Im sympathisch lockeren Erzählton plaudert er über die unglaublichsten Zusammenhänge. Und bleibt dabei doch der Wissenschaft und seinem großen Ziel verpflichtet: „Ich hoffe, dass Sie nach der Lektüre dieses Buches die Ozeane stärker wertschätzen und dass Ihnen eines noch deutlicher wird: Auch wenn Sie zu diesem Zeitpunkt im Trockenen sitzen (es sei denn, Sie lesen gerade in der Badewanne), sind die Meere und ihre Gesundheit auf lange Sicht der Schlüssel zu unserem eigenen Überleben.“ Wir finden: Dieses Buch gehört in jeden naturbegeisterten Haushalt – und am besten in die Nähe der Badewanne.