Tunesien gegen England – oder: Couscous gegen Fish & Chips
Wenn Tunesien gegen England antritt, treffen kulinarisch gesehen zwei Welten aufeinander. Es gibt aber auch eine überraschende Gemeinsamkeit. Davon gleich mehr …
Mit der englischen Küche verbinden wir Gerichte wie Fish & Chips oder Roastbeef mit Yorkshire Pudding. Bekanntlich würzen die Engländer eher mild und kochen das Gemüse gerne lange, weshalb es um den Ruf ihrer Küche nicht so gut bestellt ist. Dabei zählten englische Köche bis zum 19. Jahrhundert zu den ganz Großen in Europa. Aufgrund der immensen Ausdehnung des britischen Empire konnten sie relativ leicht exotische Gewürze beziehen und damit köstliche Gerichte kreieren.
Seit einigen Jahren revolutioniert Hugh Fearnley-Whittingstall die englische Küche. In seinem River Cottage bereitet der britische Fernsehkoch, Gastronom und Foodaktivist nicht nur wahre Köstlichkeiten zu. Er hat sich auch mit einer gesunden, umweltbewussten Küche dem Zeitgeist verschrieben. Seine Forderung, mehr Gemüse zu essen, kommt genauso gut an wie seine vegetarisch-veganen Kochbücher.
In diesem Punkt trifft englische Moderne auf tunesische Tradition, denn die tunesische Küche ist ebenfalls weitgehend vegan orientiert. Traditionell wird nur wenig Fleisch gegessen, Milchprodukte kommen so gut wie nie auf den Teller, was auf die Hitze zurückzuführen ist. Außerdem war Fleisch früher für viele Menschen unerschwinglich und zählt heute noch zu den Luxusprodukten. Der Küche Tunesiens tut das jedoch keinen Abbruch. Im Gegenteil! Die traditionell maghrebinisch gewürzten Gemüsegerichte betören mit unwiderstehlichen Aromen. Couscous gilt als das typische Landesgericht, an Festtagen mit Lamm, Fisch oder Huhn, ansonsten mit saisonalem Gemüse zubereitet. Es gibt sogar Coucous nur mit Fenchelgrün – einfach, günstig und eine echte Delikatesse!
Marokko gegen Portugal – oder: Tajine gegen Bacalhau
Wie in allen nordafrikanischen Ländern wird auch in Marokko die Gastfreundschaft großgeschrieben. Kommen Gäste, werden meistens mehrere besondere Gerichte aufgetischt. Von Marrakesch über das Atlasgebirge bis in die Sahara zeigt sich die regionale marokkanische Küche sehr vielfältig. Berühmt sind die in der Tajine, einem Tongefäß, zubereiteten Gerichte. Es wird aber auch gegrillt, Eintopf gekocht und gebacken. John Gregory-Smith hat das ganze Land gekostet: traditionelle Lamm-Kebabs und warme Fladenbrote, Tajine mit Artischocke, Orangenblüten-Honig-Kuchen und viele Köstlichkeiten mehr.
Bacalhau heißt das Nationalgericht Portugals. Grundzutat ist getrockneter Stockfisch, der auf unzählige Arten zubereitet werden kann. Für die portugiesischen Seefahrer war der getrocknete Fisch einst ein lebenswichtiges Nahrungsmittel, und er wird bis heute gerne gegessen. Überhaupt schmeckt die portugiesische Küche deutlich nach Meer. Fisch und Meeresfrüchte duften aus vielen Gerichten des Landes sowie der Hauptstadt Lissabon. Nicht weniger verführerisch sind die kleinen gefüllten Leckerbissen, die deftigen Eintöpfe und Süßspeisen wie Pastéis de nata. Marokko gegen Portugal: Was die Gaumenfreuden betrifft, gibt es hier wohl nur Gewinner.
John Gregory-Smith Honig & Orangenblüte ISBN 978-3-8310-3448-2 192 Seiten, € 19,95 Dorling Kindersley |
Sylvie da Silva Lissabon – Das Kochbuch ISBN 978-3-517-09611-7 144 Seiten, € 20,00 Südwest Verlag |
Iran gegen Spanien – oder: Safran-Hähnchen gegen Tapas
Welcher Mannschaft das Spiel Iran gegen Spanien wohl Glücksmomente verschaffen wird? Fest steht, dass die persische Küche ein großes Potential besitzt, uns allen überraschende Geschmackserlebnisse zu bescheren. Man denke an Auberginen-Bulgur mit Schafskäse, Safran-Hähnchen oder Rosenblütensorbet. Außerdem eignet sie sich bestens zur Crossover-Küche. Jaqueline Amirfallah verbindet in ihren Lieblingsrezepten die traditionellen Gerichte ihrer persischen Heimat mit unserer bodenständigen Küche. Ein erstaunlich einfaches und harmonisches Zusammenspiel!
Ebenso großes Glück liegt in kleinen Häppchen: Ob Fleischbällchen, frittierte Sardinen oder Bratpaprika, Tapas und Spanien gehören einfach zusammen. Die beliebten Tapas werden zu Wein und Bier genossen, als kleine Zwischenmahlzeit oder auch als sättigendes Essen. Da sie sich sehr abwechslungsreich aus Fisch, Fleisch oder Gemüse zubereiten lassen, schmecken sie jedem und sind der ideale Snack beim Fußballschauen.
Jacqueline Amirfallah Mit einer Prise Orient ISBN 978-3-03800-873-6 208 Seiten, € 34,80 AT Verlag |
Tapas ISBN 978-3-625-18052-4 96 Seiten, € 7,99 NGV Verlag |
Frankreich gegen Peru – oder: Coq au vin gegen Ceviche
Bei der WM 1998 holte Frankreich den Pokal. Ob das der Équipe tricolore 2018 noch einmal gelingen wird, wissen wir noch nicht. Doch eins steht fest: In vielen Ländern gilt Frankreich als Kochweltmeister. Die Franzosen selbst lieben es, gut zu essen. Tischen sie bewährte Familiengerichte auf, darf man sich immer auf einen kulinarischen Hochgenuss freuen. So auch bei der gebürtigen Pariserin Murielle Rousseau, die mit 80 traditionellen Rezepten vom Entrée bis zum Dessert französisches Flair zu uns nach Hause bringt.
Leicht haben es die Franzosen im Vergleich zu Peru allerdings nicht. Denn obwohl wir relativ wenig über die Kochkünste der Peruaner wissen – außer vielleicht, dass dort auch Meerschweinchen gegessen werden –, so zählt die peruanische Küche doch zu den besten der Welt. Sie ist deutlich von den Küchen ihrer Einwanderer beeinflusst und weist relativ große regionale Unterschiede auf.
Kein Wunder, dass alleine das Kochbuch von Starkoch Gastón Acurio ganze 500 Rezepte umfasst. Zu den berühmten Gerichten gehören Ceviche, ein Salat aus marinierten Meeresfrüchten, oder Tamales, ein würziger mit Fleisch oder Käse gefüllter und in ein Bananenblatt eingerollter Maisteig. Wer authentisch peruanisch kochen und essen möchte, sollte etwas Experimentierfreude mitbringen. Die aber wird belohnt.
Südkorea gegen Deutschland – oder: Bibimbap gegen eine neue Idee
Wenn Südkorea gegen Deutschland spielt, ist klar, für wen wir die Daumen drücken. Die koreanische Küche lieben wir aber trotzdem. Vor allem, wenn sie so frisch und jung präsentiert wird wie von Maangchi. Eine beliebte Spezialität ist Bibimbap. Das Reisgericht wird mit verschiedenen Gemüsesorten in einer Schüssel serviert. Etwas Tofu oder Rindfleisch kann dabei sein oder auch ein Ei. Dann mischt sich jeder das Bibimbap in seiner Schüssel, woher auch der Name des Gerichts rührt, der auf Deutsch in etwa „gemischter Reis“ bedeutet. Koreanische Gerichte sind schnell gekocht, gesund und ausgesprochen lecker.
Da hierzulande Zeit oft Mangelware ist, kommt in deutschen Küchen auch ein neuer Trend namens Meal Prep sehr gut an. Meal bedeutet Mahlzeit, Prep steht für Preparation, also Vorbereitung. Es geht darum, hochwertige gesunde Nahrungsmittel am Wochenende einzukaufen und sie nach einfachen Rezepten zu verarbeiten. So hat man immer einige gut kombinierbare Gerichte oder Zutaten im Kühlschrank, aus denen Mahlzeiten für mehrere Tage oder sogar die ganze Woche im Nu hergestellt werden können, sei es der Lunch für die Mittagspause oder ein entspanntes Abendessen.
Meal Prep ist aber nicht nur im stressigen Alltag eine super Sache, sondern auch für die Nachmittage oder Abende der WM. Frei nach dem Motto: Prima vorbereitet ist so gut wie gewonnen!
Maangchi Koreanisch kochen ISBN 978-3-7423-0356-1 320 Seiten, € 24,99 Riva Verlag |
Andrea Martens, Jo Kirchherr Alles schön vorbereitet ISBN 978-3-03800-919-1 168 Seiten, € 24,00 AT Verlag |
Ein letzter Tipp für alle, die noch keinen Favoriten haben
Wer seinen Favoriten noch nicht gefunden hat, sollte am besten ein typisches Rezept jedes der 32 teilnehmenden Länder nachkochen, es genießen und sich dann erst entscheiden. Wie auch immer die Spiele ausgehen mögen, an kulinarischen Genüssen wird es bei dieser WM garantiert nicht fehlen!
Katrin Roßnick Kick and Cook ISBN 978-3-7307-0345-8 96 Seiten, € 12,90 Die Werkstatt |
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