Sorry, No posts.
Gab es so etwas schon mal? Jennifer Wego fordert ihre Leser in „Katerina – Schatten der Vergangenheit“ dazu auf, den Protagonisten des Romans selbst mitzugestalten. Wir fragen die Autorin wie das geht.

In ihrem Roman „Katerina – Schatten der Vergangenheit“ wagt Jennifer Wego einen kühnen Kunstgriff

Sorry, No posts.

Frau Wego, für Ihren Debütroman „Katerina – Schatten der Vergangenheit“ haben Sie sich etwas ziemlich Ungewöhnliches ausgedacht: Sie geben dem Leser die Möglichkeit, den Protagonisten Ihrer Handlung selbst mitzugestalten. Wie funktioniert das?

Das Ganze funktioniert so, dass ich dem Leser kaum Informationen über den Protagonisten des Romans gebe. Da die Geschichte vom Ich-Erzähler wiedergegeben wird, gelingt das ganz gut. Somit bestimmt der Leser – bewusst oder unbewusst – Aussehen und Geschlecht der Hauptperson. Auch als Autor ist es unglaublich interessant, in den Rezensionen dann von „ihm“ oder „ihr“ zu lesen.

Warum haben Sie sich für diesen Kunstgriff entschieden?

Wenn ich eine Idee habe, muss ich sie umsetzen. Vor allem, wenn ich der Meinung bin, dass etwas in der Form noch nicht existiert. So zumindest hat es angefangen. Als ich beim Schreiben jedoch merkte, wie viel Spaß es macht, sozusagen in der „First Person“-Sicht zu schreiben (ich beziehe mich hier ganz bewusst auf diese Art der Videospiele, denn besser könnte es nicht passen), konnte ich auf einmal nicht mehr aufhören und so entstand ein ganzes Buch um die geheimnisvolle Person die – so sagte eine Leserin sehr schön – man selbst ist. Zumindest immer ein Teil von einem, und das zwangsläufig.

Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Während meiner Ausbildung – ich bin gelernte Bürokauffrau – hatte ich viel Zeit nachzudenken. Mein Job hielt nicht viel Spannung und Vielseitigkeit für mich bereit und so sammelten sich nach und nach Ideen, die ich auf kleinen Zetteln niederschrieb und aus denen irgendwann eine ganze Geschichte wurde. Auch die Eigenschaften der Charaktere und diese Besonderheit in meiner Erzählweise fielen mir irgendwann ein und wurden auf diese Weise festgehalten. All diese Dinge kamen ursprünglich nur zusammen, weil ich mir überlegte, was für mich persönlich einen guten Roman ausmacht und was ich gern lesen würde. Erst auf Grund dieser Überlegung fiel mir diese Gestaltungsmöglichkeit ein.
Ich war sofort begeistert, hatte jedoch zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung, dass ich wirklich einen Roman daraus fertigen würde. Auch wenn die Leidenschaft zum Schreiben schon immer in mir brannte.

Spielen Sie selbst Videogames?

Dafür habe ich meistens keine Zeit. Aber wenn doch, dann immer noch am liebsten die alten Spiele auf dem Super Nintendo, die meine Kindheit prägten.

Sie erzählen von einem Helden, der das Rätsel seiner Herkunft aufzuklären versucht. Denn seine Mutter hat ihm auf dem Sterbebett gestanden, dass er nicht ihr Sohn ist, sondern von ihr entführt wurde. Der von dem Helden beauftragte Privatdetektiv stößt bei seiner Suche auf einen geheimnisvollen Schlüssel. Was hat es mit diesem Schlüssel auf sich?

Wozu der Schlüssel gehört, weiß unser Protagonist zu Anfang auch nicht. Wenn Sie es also herausfinden wollen, müssen Sie das Buch lesen, denn ich werde hier nichts vorwegnehmen …

Die abenteuerliche Reise auf den Spuren seiner wahren Identität führt Ihren Protagonisten auch nach Russland und Frankreich. Haben Sie selbst eine persönliche Verbindung zu diesen beiden Ländern? Waren Sie schon einmal dort, um zu recherchieren?

Meine Recherchen fanden leider ausschließlich im Internet statt. Ich war in beiden Ländern noch nicht, auch wenn ich es eines Tages sicher nachholen werde. Der Protagonist ist auch selten längere Zeit an einem Ort, sonst wäre das sicher sinnvoll gewesen. Die Spuren seiner Mutter Katerina führen allerdings auch durch Italien und die USA. Das wäre vermutlich eine teure Recherchereise gewesen, die ich jedoch gern unternommen hätte.

Gerät Ihr Held auch in gefährliche Situationen? Wird er selbst kriminell?

Viel mehr, als ihm lieb ist! Die Suche ist nicht gerade leicht und birgt zahlreiche Gefahren, auch für seinen Begleiter, wobei die Umstände, die die Ermittlungen erschweren, einem irgendwann an die Psyche gehen. Um Katerina zu finden oder Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die ihm die Suche erschweren, wird er zwangsläufig selbst kriminell. Es beginnt mit Kavaliersdelikten und steigert sich proportional zu der Schwierigkeit, an das Ziel seiner Suche zu kommen.

Wir sprechen immer von einem „er“. Was haben Sie sich selbst beim Schreiben vorgestellt – eine männliche oder eine weibliche Hauptfigur?

Entgegen der meisten meiner Leser hatte ich tatsächlich einen jungen Mann vor Augen, der waghalsig auf die Suche geht. In einer Leserunde auf Lovelybooks wurde bereits angeregt darüber diskutiert, welche Hinweise denn nun auf das Geschlecht hindeuten. Ich erspare zukünftigen Lesern die Suche nach selbigem, indem ich sage: Es gibt keine. Und auch, wenn ich selbst einen Mann vor Augen hatte, sollte euch das nicht beeinflussen.

Wenn Sie gerade keine Romane schreiben, sind Sie Bürokauffrau. Wann schreiben Sie – doch hoffentlich nicht während der Arbeit?

Inzwischen bin ich mehr Vertriebsassistentin als Bürokauffrau. Das ist für mich ein deutlich spannenderer Tätigkeitsbereich, der mich genug ausfüllt. Schreiben würde ich ohnehin nicht während der Arbeitszeit. Selbst wenn nichts zu tun ist, lässt sich immer noch etwas finden, das einen nützlich für den Arbeitgeber macht. Geschrieben wird zu Hause, als kreativer Ausgleich, als Freizeitaktivität und Hobby. Wenn mir jedoch eine verrückte Idee kommt, erlaube ich mir, sie zu notieren. Am besten kann ich ab 23 Uhr schreiben. Das ist leider auch die Zeit, in der ich müde werde. Doch meiner Kreativität tut das keinen Abbruch, die hält sich nämlich nicht an meinen Zeitplan.

Sie haben bereits ein zweites Buch geschrieben. Wovon handelt es und wann werden Sie es veröffentlichen?

Es handelt sich um einen Krimi-Thriller, in dem es um die Ermittlungen eines Teams in einer Kleinstadt geht, in der sonst im Grunde nichts los ist. Ein Detective ist aus Delaware zu ihnen gewechselt und wurde nach ein paar Wochen zum Sergeant befördert. Seine Teamkollegen missgönnen ihm den Erfolg und fühlen sich übergangen. Dabei merken sie nicht, mit welchem Potential und welch deduktiven Fähigkeiten er sich diesen Rang verdient hat. Durch den Einfluss seines Hauptverdächtigen wird ihm die Suche nicht nur erschwert, sondern fast unmöglich gemacht, wodurch immer mehr Frauen mit ausgeprägten Würgemalen und Resten des immer gleichen Lippenstiftes in der Teichanlage gefunden werden. Diese trägt dazu bei, dass die Spuren auf den Opfern viermal schneller von der Natur vernichtet werden, als sie es gewohnt sind. Auf gleichem Niveau begegnen sich Ermittler und Verbrecher und gestalten somit einen Wettlauf gegen die Zeit, in den der Sergeant schon bald persönlich einbezogen wird. Nicht nur er bemerkt die besondere Verbindung, die er zu dem mutmaßlichen Mörder hat.
So viel kann ich sagen, ohne zu viel zu verraten, denn das Ganze befindet sich noch auf dem Tisch meiner wunderbaren Lektorin. Wir werden das Werk noch überarbeiten, auch das Cover ist schon in Arbeit. Wann genau mit der Veröffentlichung zu rechnen ist, kann ich noch nicht genau sagen. Klar ist aber: In Zukunft wird man noch viel mehr von mir hören – oder vielmehr lesen.

Sorry, No posts.
<a href="https://buchszene.de/redakteur/joerg-steinleitner/" target="_self">Jörg Steinleitner</a>

Jörg Steinleitner

Geboren 1971, studierte Jörg Steinleitner Jura, Germanistik und Geschichte in München und Augsburg und absolvierte die Journalistenschule. Er veröffentlichte rund 25 Bücher für Kinder und Erwachsene. Steinleitner ist seit 2016 Chefredakteur von BUCHSZENE.DE und lebt mit Frau und drei Kindern am Riegsee.

Das könnte Sie auch interessieren: